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«Ich kann immer in den Spiegel schauen»

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«Ich kann immer in den Spiegel schauen»

Im Gespräch mit dem abtretenden Staatsrat Claude Grandjean

Während zehn Jahren war er Sicherheits- und Justizdirektor des Kantons Freiburg: Claude Grandjean aus Châtel-St-Denis verlässt die Freiburger Regierung mit der Gewissheit, sein Bestes gegeben zu haben.

Autor: Mit CLAUDE GRANDJEAN sprach ARTHUR ZURKINDEN

Claude Grandjean, mit welchem Gefühl verlassen Sie die Freiburger Regierung?

Mit gemischten Gefühlen. Einerseits bin ich froh, die Freiheit wiederzufinden. Eine gewisse Müdigkeit hat sich doch eingestellt. Andererseits verlasse ich eine grosse Familie, Personen, mit welchen man täglich zu tun hatte und die einen stets unterstützt haben, auch in schwierigen Zeiten. Personen, mit denen man die Freuden und Leiden geteilt hat. Ich habe diese Zeit als Staatsrat zu 200 Prozent gelebt. Zudem muss ich ein Büro verlassen, dass mir eine herrliche Sicht auf die Altstadt von Freiburg, auf die Saane, die Felsen usw. gewährte.Aber ich räume das Büro mit der Gewissheit, das Maximum gegeben zu haben. Ich habe immer versucht zu schlichten, gerecht zu sein, zu helfen und auch auf schwierige Fragen eine Antwort zu geben. Ich werde alle Tage in den Spiegel schauen können, ohne eine Grimasse machen zu müssen.

Auf was sind Sie stolz, in all den Jahren geleistet zu haben?

Ich habe noch keine Bilanz gezogen. Aber wir haben einige Restrukturationen vorgenommen. Ich denke da an die Polizei, das Justizwesen, das Konkursamt und die Betreibungsämter. Ich bin stolz, dass wir einen Mediator für Jugendliche mit Schwierigkeiten anstellen konnten. Es ist der erste Mediator dieser Art in der Schweiz. Und es funktioniert gut. Wir finden menschliche Lösungen. Ohne diesen Vermittler wäre es für die Jugendlichen schwieriger, mit ihren Problemen umzugehen.Bei der Polizei haben wir drei regionale Einsatzzentren geschaffen, was von der Polizei sehr geschätzt ist. Zu erwähnen ist sicher auch die Schaffung der bürgernahen Polizei in der Agglomeration Freiburg. Der Grosse Rat hat nun eine Erweiterung auf das ganze Kantonsgebiet im Auge. Wir müssen auch schauen, ob eine bessere Zusammenarbeit mit den Ortspolizeien möglich ist. Der Grosse Rat hat auch eine Erhöhung des Bestandes um 40 Einheiten bewilligt. So erreichen wir einen vernünftigen Bestand, der es auch erlauben wird, die unzähligen Überstunden abzubauen. Dies wird sich auch positiv auf das Klima auswirken. Und ich darf festhalten, dass wir eine ausgezeichnete Polizei haben. Ich habe grosses Lob über die Freiburger Polizei auch von aussen erhalten, unter anderem durch Briefe und Kommentare von Drittpersonen.Als sehr wichtig erachte ich die Einführung des Justizrates. Ich hatte die Idee einer unabhängigen Aufsichtsbehörde über das Justizwesen lanciert, bevor sich der Grosse Rat damit befasste. Auch die Umorganisation des Untersuchungsrichter-Amtes mit einem Präsidenten, der das Amt leitet und die Dossiers verteilt, hat sich sehr bewährt.

Sie haben aber auch Niederlagen einstecken müssen, zum Beispiel bei der Standortwahl des Bundesverwaltungsgerichts?

Ja, wir glaubten, alles getan zu haben, um es nach Freiburg zu holen. Auch der Wegzug des Bundesamtes für Migration war eine Enttäuschung. Andererseits bin ich stolz, dass der Kanton Freiburg im Rahmen der Armeereform der Westschweizer Kanton ist, der am besten wegkam. Wir haben eines der fünf regionalen Logistikzentren in Grolley erhalten. Der Waffenplatz Drognens wird um 20 bis 30 Millionen Franken ausgebaut. Alle Mitarbeiter, die nicht anderswo einen Arbeitsplatz gefunden haben, können weiterhin beschäftigt werden. Ich bin auch froh, dass der Grosse Rat den Bau eines Gebäudes in Bellechasse für den vorzeitigen Strafvollzug und eine Turnhalle bewilligt hat.

Staatsräte geraten oft in Kritik. Wie konnten Sie mit der Kritik umgehen, vor allem mit den ungerechten Anschuldigungen?

Es ist schon so, dass man bei dieser oder jener Angelegenheit alles getan hat, was möglich war, und dennoch kritisiert wird, wie zum Beispiel im Fall der zwei Inspektorinnen der Jugendbrigade. Ich kann nicht so schnell abschalten. Viele Affären haben mich auch nachts verfolgt, und ich habe auch schlecht geschlafen, habe nach Lösungen gesucht. Viele haben auch nicht begriffen, dass ich als Justizdirektor nur administrativ eingreifen, mich aber sonst nicht ins Justizwesen einmischen kann. Die Richter dürfen sich eigentlich nicht irren, aber es sind auch nur Menschen.

Aber Sie bereuen es nicht, Staatsrat geworden zu sein?

Nein. Ich habe früher nie daran gedacht, einmal Staatsrat zu werden. Ich habe mich vor 15 Jahren als SP-Kandidat zur Verfügung gestellt, um den Süden des Kantons zu vertreten und vor allem, um Ruth Lüthi und Pierre Aeby in den Staatsrat zu verhelfen, was ja auch gelungen ist. Fünf Jahre später wurde ich überredet, nochmals zu kandidieren.

Sie sind als Sekundarlehrer Staatsrat geworden. Die Übernahme der Justiz- und Sicherheitsdirektion war sicher keine einfache Sache?

Es ist sicher eine schwierige Direktion mit sehr sensiblen Bereichen. Es geht um die Integrität der Menschen. Die schwerste Aufgabe waren sicher die Entscheide über die Ausweisung von Ausländern. Wir mussten die Entscheide von Bern ausführen und Leute ausweisen, die sich hier gut integriert haben. Ich hätte mir ein weniger hartes Vorgehen gewünscht und habe oft darum gekämpft, eine Ausweisung zu verhindern, da hinter jedem Fall menschliche Schicksale stehen. Umso mehr hat es mich gefreut, wenn ich eine Ausweisung verhindern konnte.

Sie haben in Ihrer Abschiedsrede vor dem Grossen Rat gesagt, dass Sie sich gewünscht hätten, vermehrt deutsch mit den Bürgern reden zu können. War die Sprache für Sie ein Handicap?

Ja, ich hätte mir gewünscht, mit den Deutschsprachigen auf deutsch diskutieren zu können. Auch auf nationaler Ebene im Gespräch mit den deutschsprachigen Justizdirektoren usw. war es ein Handicap. Als Vorsteher der Sicherheits- und Justizdirektion war es kein Nachteil. Ich war umgeben von einem perfekt zweisprachigen Generalsekretär und von zweisprachigen Dienstchefen.

Und was macht nun Claude Grandjean als Privatperson?

Ich werde mich wieder vermehrt meiner Familie widmen können, meinem Grosskind. Ich werde lesen, schreiben, aber nicht meine Memoiren, werde viel Sport treiben. Grosse Projekte habe ich nicht, aber ich werde mich sicher in dieser und jener Institution zur Verfügung stellen. Ich werde aber auch einen Mal- und einen Kochkurs besuchen.Bilder: Vincent Murith, Charles Ellena, Charly Rappo, Alain Wicht, Jeanne Girardin.

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