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«Ich konnte den Röstigraben überwinden»

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Der erste Jahrgang des zweisprachigen Studiums der Freiburger Hochschule für Soziale Arbeit (HSA-FR) hat in diesem Jahr den Abschluss geschafft. Die «Freiburger Nachrichten» haben sich mit der frischgebackenen Sozialarbeiterin Isabelle Porras über die zweisprachige Ausbildung unterhalten. Die Absolventin erzählt, wie es ihr während des Studiums ergangen ist, mit welchen Herausforderungen sie zu kämpfen hatte und weshalb der Sensler Dialekt eine besondere Schwierigkeit darstellte. 

Seit 2019 kann das Studium der Sozialen Arbeit in Freiburg zweisprachig absolviert werden. Im Gespräch mit den FN blickt die Absolventin Isabelle Porras auf ihre Studienzeit zurück und berichtet über Höhen und Tiefen. Dabei wird klar: Die Herausforderungen sind nicht nur sprachlicher Natur. 

Isabelle Porras, Sie haben in diesem Jahr erfolgreich Ihr Bachelor-Studium an der Hochschule für Soziale Arbeit Freiburg abgeschlossen. Wieso haben Sie eigentlich Soziale Arbeit studiert? 

Es ist nicht so, dass ich immer schon wusste, was ich beruflich machen möchte. Zunächst hat es mich auch in eine ganz andere Richtung verschlagen: 2017 habe ich begonnen, Tiermedizin an der Universität Bern zu studieren. Ich habe dann aber schnell gemerkt, dass das nicht das Richtige für mich ist, und habe das Studium deshalb abgebrochen. In dieser Zeit habe ich festgestellt, dass ich beruflich mit Menschen zu tun haben möchte, und bin auf das Studium der Sozialen Arbeit aufmerksam geworden. Was mich schliesslich überzeugt hat, ist die enorme Vielseitigkeit der Ausbildung und der Berufe, die sich daran anschliessen. Nach dem Studium kann man als Sozialarbeiterin, Sozialpädagoge oder als Soziokulturelle Animatorin in den unterschiedlichsten Bereichen und Institutionen tätig sein. Das einjährige Vorpraktikum, das man vor Studienbeginn absolviert, hat mir dann bestätigt, dass die Soziale Arbeit zu mir passt. 

Sie gehören zum ersten Jahrgang, der das Angebot des zweisprachigen Studiums nutzen konnte. Wie kam es, dass Sie sich dazu entschieden, das Studium zweisprachig zu absolvieren?

Für mich war von vornherein klar, dass ich mein Studium entweder auf Deutsch oder zweisprachig machen möchte. Französisch ist zwar meine Muttersprache, aber ich habe schon seit meiner Schulzeit ein grosses Interesse an der deutschen Sprache und Freude daran, Fremdsprachen zu lernen. Als ich 2019 erfuhr, dass man an der HSA-FR nun zweisprachig studieren konnte, habe ich mich sofort für das Studium angemeldet. Nebst den sprachlichen Kenntnissen, die man in der Ausbildung erwirbt, hat man mit einem zweisprachigen Abschluss auch mehr Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt und einen Vorteil, wenn man sich auf eine Stelle bewirbt.

Insbesondere im zweisprachigen Kanton Freiburg ist es ein enormer Vorteil, beide Sprachen zu beherrschen.

Für mich war es wichtig, nach dem Studium die Gelegenheit zu haben, mich auch in deutschsprachigen Institutionen des Kantons bewerben zu können.

Um einen zweisprachigen Abschluss an der HSA-FR zu erlangen, muss mindestens ein Drittel aller Leistungen auf Deutsch erbracht werden. Welche Studieninhalte haben Sie auf Deutsch gemacht?

Ich war bereits im Rahmen meines Vorpraktikums in einer deutschsprachigen Institution, nämlich im Sonderschulheim Mätteli für Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Beeinträchtigung in Münchenbuchsee im Kanton Bern. Im ersten Studienjahr gibt es dann ein einführendes theoretisches Modul auf Deutsch, das alle zweisprachig Studierenden besuchen und erfolgreich abschliessen müssen. Während des Studiums habe ich ausserdem ein Praktikum in der deutschsprachigen Sensler Stiftung für Behinderte (SSB) in Tafers sowie eines in der zweisprachigen Blue Factory in Freiburg gemacht. 

Was waren die grössten Schwierigkeiten, mit denen Sie in Ihrer zweisprachigen Ausbildung konfrontiert waren?

Der Anfang war besonders schwer. In meinem ersten Praktikum in der Sonderschule waren meine Deutschkenntnisse noch bedeutend schlechter als heute, und ich hatte Mühe, mich mit den Schülerinnen und Schülern zu verständigen. Das lag insbesondere auch daran, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt nur Hochdeutsch, nicht aber Schweizerdeutsch gelernt hatte. Die meisten Kinder und Jugendlichen dort konnten nur Mundart sprechen, was für mich damals eine riesige Herausforderung war. Die sprachliche Barriere führte oft zu Missverständnissen, und ich war stark auf die Unterstützung durch meine Arbeitskolleginnen und -kollegen angewiesen. Ich musste dann auch den Praktikumsbericht auf Deutsch verfassen, was mit einem grossen Aufwand verbunden war. Zum Glück haben mich meine Praktikumsbetreuerinnen und -betreuer immer so gut es ging unterstützt. Das Praktikum in Tafers fiel mir schon bedeutend leichter, da sich meine Deutschkenntnisse bis da schon stark verbessert hatten. Der Sensler Dialekt bereitet mir aber nach wie vor Schwierigkeiten (lacht). Zudem merke ich immer wieder, wie schwierig es ist, die sprachlichen Feinheiten, die für die zwischenmenschliche Kommunikation eine wichtige Rolle spielen, in einer Fremdsprache beherrschen zu können. Nebst der sprachlichen Herausforderung war auch die Organisation des Studiums schwierig.

Inwiefern?

Als ich 2019 mit der Ausbildung begann, war das zweisprachige Studienangebot gerade erst eingerichtet worden. Es gab also noch keine gewachsenen Strukturen, und viele Abläufe waren noch nicht klar geregelt. Bei organisatorischen Dingen musste man oft selbst die Initiative ergreifen. Zudem hatte die Hochschule erst wenige Partnerschaften mit deutschsprachigen Institutionen aufgebaut, sodass den Studierenden nur eine kleine Auswahl deutschsprachiger Praktikumsplätze zur Verfügung stand. Das ist insbesondere für jene Studierenden ein Problem, die bereits genau wissen, in welchem Bereich sie ein Praktikum machen und später auch arbeiten möchten. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies nebst den sprachlichen Schwierigkeiten Gründe sind, warum so viele Studierende das zweisprachige Studium nach einiger Zeit wieder abbrechen.

In meinem Jahrgang haben von den ursprünglich sieben Studierenden nur zwei das zweisprachige Studium beendet. Im darauffolgenden Jahrgang gab es gar keine Absolventinnen und Absolventen des zweisprachigen Angebots. 

Werden Studierende, die sich für das zweisprachige Studium entscheiden, von der HSA-FR unterstützt?

Die Studierenden haben die Möglichkeit, Sprachkurse an der Universität Freiburg zu belegen, wobei ein Teil der Kosten von der HSA-FR übernommen wird. Ausserdem gibt es einmal pro Woche ein Mittagessen an der Schule, wo nur Deutsch gesprochen wird. Das ist eine sehr gute Möglichkeit, die mündlichen Sprachfähigkeiten zu verbessern und sich mit anderen auszutauschen. Abgesehen davon habe ich aber den Eindruck, dass es, zumindest während meiner Ausbildung, relativ wenige Möglichkeiten gab, Deutsch zu sprechen, da kaum Studentinnen und Studenten mit deutscher Muttersprache die Schule in Freiburg besuchen. Aktuell wird aber ein individuelles Coaching entwickelt, um die zweisprachig Studierenden enger zu begleiten und zu unterstützen. 

Wem würden Sie ein zweisprachiges Studium empfehlen?

Das Studium ist für sehr motivierte Personen geeignet, die Freude daran haben, sich intensiv mit einer Fremdsprache auseinanderzusetzen. Es ist auch mit einem grösseren Arbeitsaufwand zu rechnen, den man nicht unterschätzen sollte. Ausserdem sollte man in der Lage sein, Eigeninitiative zu ergreifen und bei Problemen selbst nach Lösungen zu suchen. Dies ist gerade deshalb wichtig, weil sich das Angebot, wie gesagt, noch im Aufbau befindet und viele Abläufe noch nicht klar geregelt sind. Ich möchte aber allen, die es sich überlegen, ein zweisprachiges Studium zu machen, Mut zusprechen. Auch und insbesondere dann, wenn Deutsch nicht die Muttersprache ist, kann man nur davon profitieren, es zu versuchen.

Ein zweisprachiger Abschluss ist eine riesige Chance, und das nicht nur für die berufliche Zukunft, sondern auch für die persönliche Entwicklung. 

Denken Sie, dass Ihnen der zweisprachige Abschluss für Ihre berufliche Zukunft hilfreich sein wird?

Derzeit arbeite ich noch in der Stiftung SSB in Tafers, wo ich bereits mein Praktikum gemacht habe. Hier kommen mir meine Deutschkenntnisse, die ich im Studium erworben habe, natürlich zugute. Ab Januar werde ich dann bei der ORS Freiburg, die geflüchtete Menschen betreut, tätig sein. Ich kann mir gut vorstellen, auch in Zukunft im Bereich der Migration tätig zu sein. Mir gefällt insbesondere der Kontakt mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen. Obwohl meine neue Stelle offiziell französischsprachig ist, ist es in diesem Bereich immer von Vorteil, Fremdsprachen zu beherrschen.

Würden Sie sich heute wieder für das zweisprachige Studium entscheiden?

Ich würde mich jederzeit wieder dafür entscheiden. Das zweisprachige Studium hat mich persönlich weitergebracht: Ich konnte meine Deutschkenntnisse verbessern, habe gelernt, mich selbstständig zu organisieren, und bin in den Praktika auch in Berührung gekommen mit einer anderen Arbeitskultur. Durch mein Studium konnte ich sozusagen den Röstigraben überwinden. 

Zweisprachiges Studium

Die Freiburger Hochschule für Soziale Arbeit hat 2019 als letzte Hochschule des Freiburger Fachhochschulnetzes (HES-SO//FR) ein zweisprachiges (Deutsch-Französisch) Studienangebot geschaffen. Massgeblich an dessen Umsetzung beteiligt war die Professorin Elisabeth Gutjahr, die seit 2003 an der Hochschule lehrt und forscht. Bereits im Jahr 2015 sei im Parlament die Anfrage nach einer deutschsprachigen Abteilung an der HSA-FR eingereicht worden, wie die Professorin im Gespräch mit den FN erklärt. Allerdings sei eine Machbarkeitsstudie damals zum Schluss gekommen, dass die Kosten von jährlich rund 1,5 Millionen Franken im Verhältnis zu der möglicherweise geringen Nachfrage unter den Studierenden zu hoch sei. Unter der Leitung von Gutjahr und des Direktors der HSA, Joël Gapany, und mit der Unterstützung der Direktion für Wirtschaft sei der zweisprachige Studiengang 2019 dann doch noch zustande gekommen. Im Budget der HSA-FR sei seither ein gewisser Betrag für das zweisprachige Studienangebot vorgesehen. «Insgesamt sind die finanziellen Mittel für das zweisprachige Studium sehr bescheiden, und wir versuchen, uns innerhalb dieses Rahmens weiterzuentwickeln», sagt Gutjahr hierzu. 

Trotz der knapp bemessenen Finanzierung sei das Angebot aber gut angelaufen. Besonders hervorzuheben sei der starke Zusammenhalt unter den Studierenden: «Im ersten Jahr besuchen alle zweisprachig Studierenden gemeinsam ein Modul. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass in diesen kleinen Gruppen ein sehr gutes Klima der gegenseitigen Unterstützung herrscht.»
Derzeit meldeten sich jährlich nur acht bis neun Studierende für das zweisprachige Studium an, wovon nicht alle die Ausbildung in beiden Sprachen beenden würden. «Ich bin aber zuversichtlich, dass das Angebot immer bekannter wird und die Zahl der Absolventinnen und Absolventen künftig steigen wird.» mbe 

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