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«Ich mache keine Kunst»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die meisten Leute sehen Baumaterial, wenn sie an einem Stapel Leitungsrohre vorbeikommen, und sie sehen Sperrgut, wenn sie einen alten Radiator entsorgen. Boris Dennler hat einen etwas anderen Blick: Rohre und Heizkörper werden vor seinem inneren Auge zu Sesseln, rostige Metallobjekte zu Lampen und Holzstösse zu Kommoden. Seit einigen Jahren vereint der 38-jährige Freiburger seine Freude an Materialien, seinen Einfallsreichtum und sein handwerkliches Geschick und designt erfolgreich Möbelstücke und Einrichtungsgegenstände. Sein «Wooden Heap», eine Schubladenkommode, die aussieht wie ein Holzstapel, steht in der Dauerausstellung des Victoria and Albert Museum in London. Auch Pariser Galerien zeigen den «Wooden Heap», von dem es insgesamt acht Stück gibt, ebenso wie den «Heater Chair Roadster», einen Sessel aus einem verbogenen Radiator.

Der Tüftler

Trotz der internationalen Anerkennung ist der Name Boris Dennler kaum bekannt, nicht einmal in seiner Freiburger Heimat. Die Kunsthalle Fri Art will das jetzt ändern und hat dem Designer eine Carte Blanche für seine erste Einzelausstellung erteilt. Acht Objekte hat Dennler dafür ausgewählt und im ersten Stock der Kunsthalle in Szene gesetzt. Auf eigens angefertigten Podesten stehen sie da, seine eigenwilligen Sessel, Stühle und Tische, raffiniert beleuchtet, ganz wie es sich für eine Kunstausstellung gehört.

Dabei will Dennler nicht von Kunst sprechen, wenn es um seine Arbeit geht: «Ich mache keine Kunst, ich mache Gegenstände, die man benutzen kann», betont er. Darum legt er viel Wert auf die technische Qualität und die handwerkliche Ausführung, und er tüftelt an jedem Objekt so lange, bis er rundum zufrieden ist. So verbiegt er für den «Heater Chair Roadster», den er auf Bestellung in verschiedenen Farben herstellt, alte Radiatoren, bis sie exakt die richtige Form haben, damit es sich bequem darauf sitzen lässt. Er nutzt dazu sein Körpergewicht, indem er auf den Heizkörpern herumspringt. «Anfangs dachte ich, die Radiatoren würden dabei brechen», erzählt er. Aber inzwischen wisse er, wie er vorgehen müsse, um ein stabiles Sitzmöbel mit der perfekten Krümmung zu kreieren.

Der Dekorateur

Und jetzt stehen Dennlers perfekte Möbel also auf ihren Sockeln in einem Kunsthaus. Eine gewöhnungsbedürftige Situation für den Designer: «Es ist, als würde jemand einen Scheinwerfer auf meine Ideen richten», sagt er. Trotzdem freut er sich darüber, seine Arbeit im Fri Art zeigen zu dürfen: «Es ist fantastisch und eine gute Gelegenheit, mich einem breiteren Publikum zu präsentieren.» Nicht zuletzt erhofft sich Dennler davon auch den einen oder anderen Auftrag. Momentan verdient er etwa einen Fünftel seines Einkommens mit seiner Arbeit als Designer. Hauptberuflich arbeitet er als Dekorateur für ein Werbeunternehmen. Von seinem Design zu leben, wäre ein Traum für den zweifachen Vater. Er weiss aber auch, wie schwer das ist: «In der Schweiz können das nur ganz wenige», sagt er, «und auch die wissen nie, wie lange sie gefragt sind.»

Der Designer

Kommt dazu, dass Boris Dennler nie eine Designschule besucht hat. Er hat zwei Lehren absolviert, als Polymechaniker und als Schaufensterdekorateur. Schon während der Dekorateursausbildung kreierte er seine ersten Lampen. Nach Abschluss der Lehre war er eine Weile auf Reisen und beschloss dann, vermehrt auf das Design zu setzen. Er richtete sich in seinem Haus in Villaz-Saint-Pierre bei Romont ein Atelier ein und begann, seine Ideen umzusetzen.

Damit hat er seine Bestimmung gefunden: Schon der Berufsberater habe gesagt, dass er sich als Dekorateur oder Designer versuchen sollte, erzählt er. Da er für ein Designstudium eine Matura gebraucht hätte, sei er Dekorateur geworden. Bereuen tue er das nicht: «Hätte ich Design studiert, hätte ich heute vielleicht andere Möglichkeiten. Aber ich würde sicher auch ganz anders arbeiten, und es gäbe nichts von dem, was heute hier steht», sagt er mit Blick auf die Ausstellung.

Seinen Weg als Designer will Boris Dennler auch in Zukunft weiter verfolgen. Neuerdings arbeitet er auch mit einer 3D-Software am Computer. Das Pult «Bleu», das im Fri Art zu sehen ist, ist auf diese Weise entstanden. Die Ausführung des Objekts aus blau lackiertem Stahl und Nussbaumholz haben ein Schlosser und ein Schreiner übernommen. Und auch die Lampen werden Dennler weiterhin begleiten. «Ich habe schon lange eine Idee für eine Deckenlampe», verrät er. «Aber da muss ich noch ein paar technische Probleme lösen.» Das Tüfteln geht also weiter.

Fri Art,Kleinrahmengasse 22, Freiburg. Bis zum 16. November. Mi. und Fr. 12 bis 18 Uhr, Do. 12 bis 22 Uhr, Sa. und So. 13 bis 18 Uhr. Öffentliche Führung am Do., 9. Oktober, um 19.30 Uhr.

 

Dieser Holzstoss ist eine Kommode: «Wooden Heap».Das Biegen des Radiators ist anstrengend: «Heater Chair Roadster».

Distinction Romande d’Architecture: Das Fri Art zeigt die nominierten Projekte

D ie Ausstellung von Boris Dennler ist nach jener von Trix und Robert Haussmann schon die zweite, die das Fri Art dieses Jahr dem Möbeldesign widmet. Das entspricht dem Willen des jungen Direktors Balthazar Lovay, der seit gut einem Jahr im Amt ist. Er will vermehrt Themen des Designs und der Architektur in die Kunsthalle bringen.

Dazu passt auch die Ausstellung, die bis zum 12. Oktober parallel zu der von Boris Dennler zu sehen ist: Im Erdgeschoss präsentiert das Fri Art die 20 nominierten Projekte der Distinction Romande d’Architecture 2014. Die Westschweizer Architekturpreise wurden dieses Jahr zum dritten Mal vergeben. Die 20 berücksichtigten Projekte wurden aus 289 Eingaben aus den Kantonen Freiburg, Bern, Neuenburg, Waadt, Genf, Wallis und Jura ausgewählt. Zehn davon wurden am 17. September im Fri Art mit einem Preis geehrt. Unter den ausgezeichneten Projekten befinden sich zwei aus der Stadt Freiburg: das Gebäude der Berufsfachschule Technik und Kunst auf der Perolles-Ebene und die Holz-Pavillons im Windig-Park.

Die Berufsschule schaffe mit ihrer Form und den verwendeten Materialien eine Verbindung zwischen der industriellen Vergangenheit des Quartiers und dem Sinn und Zweck des Gebäudes, begründet die Jury den Preis. An den Wohnpavillons im Windig überzeuge der experimentelle Charakter und die subtile Art, das Thema Wohnen zu hinterfragen. cs

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