freiburg Als die Direktion des Freiburger Spitals vor zehn Tagen ankündigte, dass vorübergehend keine Geburten im Kantonsspital mehr durchgeführt werden können, da war Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre in den Ferien. In einem Interview mit der Tageszeitung «La Liberté» übernimmt sie nun die volle Verantwortung für diesen Entscheid: «Ich hätte nicht mehr in den Spiegel schauen können, wenn man versucht hätte, die Geburtshilfe um jeden Preis ohne Chefarzt aufrechtzuerhalten und etwas Schlimmes passiert wäre.»
Die Gesundheitsdirektorin sagt im Interview, man habe den Entscheid zur Schliessung der Abteilung auf den letztmöglichen Moment hinausgezögert, aber als es keine andere Möglichkeit mehr gab, musste man dies kommunizieren. «Ich war zwar vom 6. bis 13. August in den Ferien, blieb aber in ständigem Kontakt mit der Direktion des Freiburger Spitals.»
Fortschritt bei Kandidatur
Anne-Claude Demierre sagt, Kontakte mit dem Inselspital und dem Chuv Lausanne über eine Zurverfügungstellung von Oberärzten hätten nichts ergeben. Trotzdem sieht Demierre eine baldige Besserung: «Alle Seiten haben sich bemüht, den Prozess einer Neuanstellung zu beschleunigen. Eine Unterschrift liegt noch nicht vor, aber nächste Woche werden das Ärztekollegium und der Verwaltungsrat ein Gutachten über eine Kandidatur abgeben.» uh
Personalverband:Forderungen zur Verbesserung
Der Personalverband der öffentlichen Dienste hat die Schliessung der Geburtshilfe in Freiburg mit Bestürzung zur Kenntnis genommen. Gemäss einer Mitteilung der Gewerkschaft sei es zwar schwierig, genügend Gynäkologen zu finden, aber es habe viele Warnzeichen gegeben. So sei am Freiburger Spital schon seit längerem ein gravierender Personalmangel festzustellen. Das Freiburger Spital aber müsse attraktiv bleiben, etwa indem der Staatsrat Nachtarbeit mit 20 Prozent Zuschlag entschädigt. uh