Autor: frank stettler
Stell dir vor, es ist Frauen-Fussball-WM und keinen interessierts. Ausser die Deutschen. Bis vergangenen Samstag jedenfalls. Heim-WM. Der dritte Titel en suite – eine Selbstverständlichkeit. Der Hype, getragen von der Sehnsucht nach einem neuen Sommermärchen nach der Männer-WM 2006, immens, der Hochmut der übertragenden deutschen öffentlichen Sender ebenso (Slogan: «Dritte Plätze sind was für Männer»). Dann kamen die Japanerinnen – und damit das jähe Aus im Viertelfinale. So viele heulende Mädchen wie auf dem Rasen der Arena in Wolfsburg gibt es üblicherweise nur bei «Germany’s next Topmodel» zu sehen. Aber genug der Häme. Das Thema ist heikel genug.
Nun also Tacheles. Mein Fazit nach einigen Live-Übertragungen: Ich seh den Frauen-Fussball kritisch. Ups, darf man(n) das heutzutage überhaupt sagen? Bin ich nun frauenfeindlich, ein Macho, gar ein unverbesserlicher Chauvi? Mir fehlt an dieser Frauen-WM das Tempo, der Spielwitz, die Präzision. Zwischen 60 und 70 Prozent der Pässe kommen in den WM-Spielen an. Bei den Männern sind es über 90. Zu oft verspringen Bälle, Schüsse landen im Niemandsland. Der oft zitierte technischere Fussball im Vergleich zu den Männern – ich sehe ihn nicht. Trotzdem gibt es Parallelen. Es wird auch bei den Damen gemeckert, gerotzt und geschauspielert. Und die Leidenschaft für den Fussball ist dieselbe.
Am Mittwoch stehen die Halbfinals auf dem Programm: Frankreich – USA und Schweden – Japan. Nur so zur Info. Naja, vielleicht guck ich ja kurz rein. Der grazilen amerikanischen Hüterin Hope Solo wegen. Soll noch eine(r) sagen, ich sei frauenfeindlich…
übrigens