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«Ich will nicht von Ärger sprechen»

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Autor: Fahrettin Calislar

Guido Vergauwen, kaum verabschiedeten sich Angestellte und Studierende in die Ferien, brach die Plagiatsaffäre um ihren Vize Philipp Gugler aus. Haben Sie sich davon wieder erholt?

Es war eine grosse Herausforderung, die Anschuldigungen, die jetzt im Raum stehen, nach den Richtlinien der Universität zu bewältigen. Es war wichtig, die auch von Professor Gugler gewünschte Untersuchung einzuleiten und zugleich so schnell wie möglich über die Presse mitzuteilen, wie wir auf diesen Fall reagieren. Das war sehr anstrengend, weil es Wochenende und Ferienzeit war und somit die Leute schlecht zu erreichen waren. Ich hoffe, dass wir die Sache nun gut aufgegleist haben und die Dinge ihren Gang nehmen werden, ohne dass die betreffende Person in irgendeiner Weise Schaden erleidet.

Was geschieht nun in der Sache weiter?

Es scheint mir wichtig, dass ich den Personen, mit denen ich zusammenarbeite, mein Vertrauen ausspreche. Das habe ich gemacht; aber auch zu verstehen gegeben, dass wir gehalten sind, die Sache abzuklären und, sobald die Untersuchungskommission ihre Arbeit beendet hat, das Ergebnis mitzuteilen.

Der Vorfall hat Sie doch sicher geärgert, oder?

Es ist ein Teil der Verantwortung, die man als Rektor übernimmt. Ich will nicht von Ärger sprechen. Man muss auf alles gefasst sein, von daher muss man positive und negative Ereignisse in Kauf nehmen; das Schöne und Positive natürlich lieber als die schwierigen Dinge.

Befürchten Sie, dass die Glaubwürdigkeit der Uni wegen der Affäre Schaden nimmt?

Es ist mir wichtig, dass neben der Person, die betroffen ist und die ich zu schützen habe, die Glaubwürdigkeit der Uni keinen Schaden nimmt. Die Hochschulen sind gefordert, nach aussen ihre Glaubwürdigkeit durch die Qualität von Lehre, Forschung und Dienstleistung zu beweisen. Ich glaube, dass wir durch Offenheit und korrektes Vorgehen diese Glaubwürdigkeit am besten bewahren.

Hat die Affäre vielleicht auch ihre guten Seiten?

Man ist natürlich lieber mit positiven Meldungen in der Presse. Wenn wir aber positive Ereignisse aus der Forschung zu melden haben, wie kürzlich über eine Pharmakologin, die einen neuen Ansatz im Bereich der Krebsforschung entwickelt hat, möchten wir dafür auch Presseaufmerksamkeit. Wir sind als öffentliche Institution darauf angewiesen, dass wir von den Bürgern, die uns ja finanzieren, als kompetente, nützliche Institution wahrgenommen werden.

Wechseln wir das Thema. Sie haben eine zweite Amtszeit angetreten. Welche Gründe bewogen Sie dazu?

Vor allem das Interesse, die Kontinuität zu wahren. Für Leitungspositionen an Universitäten werden heute generell längere Amtsperioden vorgesehen, weil man oft eine Anlaufphase braucht. Man muss sich mit allen Dossiers vertraut machen, die Aussenbeziehungen pflegen und so weiter. Da sind vier Jahre sogar kurz. Nicht, dass ich an diesem Amt hängen würde, doch solange mir die Kräfte reichen – und die Erfahrungen, die ich gemacht habe, waren eigentlich durchwegs positiv –, warum nicht die Möglichkeit wahrnehmen und eine zweite Amtsperiode ins Auge fassen? So kann ich mit einer neuen Equipe gewisse Dossiers, die ich in die Wege geleitet hatte, weiter und zu einem guten Ende führen.

Was ist Ihnen von Ihrer ersten Amtszeit vor allem geblieben?

Die Schenkung Adolphe Merkle und die Neuschaffung eines Erstabschlusses in Humanmedizin. Für die Merkle-Schenkung war es wichtig, dass wir zusammen mit der Stiftung die Projekte – die Mehrsprachigkeitsforschung und das neue Institut im Bereich der Nanomaterialien – aufgleisen konnten. Das ist uns gelungen. Aber das alles war auch neu für uns. Wir haben als erste Uni eine derart grosse Schenkung – 100 Millionen Franken – erhalten, daran muss man sich erst gewöhnen.

Der Bachelor in Humanmedizin war ein Volltreffer?

Den Bereich Life Sciences haben wir erfolgreich fördern können. Der Bachelor in Humanmedizin war ein alter Wunsch. Ich habe dafür rasch die politische Zustimmung und die nötigen finanziellen Mittel erhalten. Es kam mir entgegen, dass in der gleichen Zeit viel über Ärztemangel geklagt wurde.

Schauen wir in die Zukunft, ihre zweite Amtszeit hat im Frühling begonnen. Was haben Sie sich vorgenommen?

Verantwortung zu übernehmen heisst auch, die Zeit nach seinem Rückzug vorzubereiten. Wenn man nur für die eigene Amtszeit denkt, ist das kurzsichtig. Es stehen für die Schweizer Hochschulen wichtige Veränderungen an. Die finanziellen Folgen des aktuell behandelten Bundesgesetzes können wir noch nicht einschätzen. Auch hier im Kanton steht die Revision des Universitätsgesetzes an.

Was sind Ihre Vorstellungen?

Meine Vision ist, dass sich die Uni Freiburg laufend weiter entwickelt. Sie muss sich als attraktiver Studienort behaupten. Das ist nur möglich, wenn wir uns über die Masterstudiengänge nach der Grundausbildung – dem Bachelor – profilieren und so Studierende anziehen. Dafür müssen wir neue, attraktive Studiengänge entwickeln, die nicht einfach nur eine Weiterführung des Bisherigen sind, sondern interessante Schwerpunkte setzen. Das ist sehr wichtig, um sich im Wettbewerb mit den anderen Universitäten behaupten zu können.

Ist genug Platz vorhanden für diese neuen Studierenden?

Wir haben zwar 2005 das neue Gebäude im Perolles 2 einweihen können, aber die Rechtswissenschaftliche Fakultät hat kein Heim. Sie ist auf viele Orte verteilt. Eines der wichtigen Bauvorhaben ist deshalb ein Ausbau des Miséricorde-Komplexes auf dem Terrain unterhalb des Tour Henri. Wir wollen dort einen Bau mit Bibliothek, Büros und Vorlesungsräumen erstellen. Wir stellen fest, dass die meisten Studierenden nicht nur auf die Qualität der Vorlesung und der Forschung schauen, sondern auch auf die Qualität der Studienbedingungen, das ist klar.

Das Projekt Garcia ist ja schon am Laufen …

Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät geriet durch ihre rasante Entwicklung im Bereich Materialforschung, Sportwissenschaft und Biomedizin in grosse Platznot. Wir können zwar ab 2013 oder 2014 das Gebäude der ehemaligen Klinik Garcia für das Adolphe-Merkle-Institut nutzen, doch das reicht nicht. Da müssen wir vorwärts machen, ich habe aber noch keine konkreten Vorstellungen wie wir diese Platznot umgehen werden. Langfristig können wir zwar planen, aber schon kurzfristig müssen wir für Studierende und Forscher neue Örtlichkeiten finden.

Zum Schluss: Freiburg ist ein kleiner Universitätskanton. Wie lange kann er sich die Uni noch leisten?

Man könnte frech entgegnen: Freiburg hat sich eigentlich nie eine Uni leisten können. Als diese Uni geplant und ins Leben gerufen wurde, gab es viel Widerspruch. Andererseits ist sie für diesen Kanton mit seiner kulturellen Vielfalt ein Glücksfall. Freiburg würde viel von seiner Brückenfunktion zwischen Bern und der Arc lémanique verlieren ohne seine Universität. Es ist klar, dass der Kanton viel investieren muss für seine Uni, dies aber auch macht und dieser Einsatz zunimmt. Weil aber das Hinterland so klein ist, ist Freiburg auf den Zufluss von Geldern von ausserhalb angewiesen. Mehr als die Hälfte ihres Budgets kommt von ausserhalb.

Woran denken Sie da?

Vor allem an den Grundbeitrag des Bundes, der in Zukunft hoffentlich mindestens so hoch bleibt. Wir hoffen zudem, dass die Uni attraktiv bleibt für Studierende von ausserhalb des Kantons, denn für sie zahlen ihre Heimatkantone Beiträge an Freiburg. Dann gibt es natürlich den Beitrag des Kantons selbst. Worauf wir noch mehr setzen müssen, ist die Gewinnung von Drittmitteln, beispielsweise mittels grosser Forschungsprojekte oder aus privaten Zuwendungen. Merkle war ein spektakuläres Beispiel, wir haben aber auch die Kantonalbank, die einen Lehrstuhl vorfinanziert. Es ist zudem eine Kampagne im Gang, um private Sponsoren für andere Projekte zu finden. Das ist nicht einfach, aber wichtig.

Der 1944 in Belgien geborene Guido Vergauwen wurde 2007 zum Rektor der Universität Freiburg gewählt. Er war dort seit 1985 Professor für Theologie. Seine Amtszeit wurde in diesem Frühling bis 2015 verlängert.

Der Freiburger Rektor Guido Vergauwen plant schon die Universität von übermorgen.Bild Aldo Ellena

Ausländerquote:Uni Freiburg will nicht beschränken

An der Universität Freiburg wird es vorläufig keine Beschränkung der Zahl ausländischer Studierender geben. Das schreibt die Zeitung La Liberté gestern. Eine Studie der Schweizerischen Rektorenkonferenz hatte ergeben, dass Ausländerquoten wie an der Universität St. Gallen grundsätzlich rechtens seien. Auch können die Universitäten von den ausländischen Studierenden höhere Studiengebühren verlangen.

St. Gallen hat als erste Schweizer Hochschule eine Obergrenze von 25 Prozent eingeführt. Die beiden technischen Hochschulen erwägen diesen Schritt. Zum Vergleich: In Freiburg sind nur 18 Prozent der Studierenden Ausländer, während die Universität Zürich nur 13 Prozent und die ETH Lausanne bis zu 50 Prozent Ausländer zählt. fca

«Es ist mir wichtig, dass neben der Person, die betroffen ist und die ich zu schützen habe, die Glaubwürdigkeit der Uni keinen Schaden nimmt.»

Autor: Guido Vergauwen

Autor: Rektor der Universität

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