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«Ich wollte andere Realitäten kennen lernen»

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«Ich wollte andere Realitäten kennen lernen»

Portrait des Freiburgers Beat von Däniken, der für die Humanitäre Hilfe in Südamerika tätig ist

Er hat Glück im Leben und er hat es trotzdem nicht immer einfach, der 40-jährige Freiburger Beat von Däniken. Er hat einen «Superjob», der ihn begeistert. Und er hat eine «Superfrau», in die er vernarrt ist. Aber wie Beruf und Beziehung unter einen Hut bringen in einem fremden Land?

Von BERNARD WAEBER, Lima
(Text und Bilder)

Am Nachmittag erholt sich Beat von Däniken zusammen mit seiner Frau Sarah im Schwimmbad des Schweizer Klubs. Am Morgen ist der Hobbypilot schnell eine Stunde von Lima der Küste entlang Richtung Süden geflogen. Jetzt sitzt er da, geniesst die Sonne und blättert in einer Zeitschrift. Da läutet das Handy, das er immer – den ganzen Tag und auch in der Nacht – bei sich hat. Erdrutsch in der Nähe von Machu Picchu, 1500 Touristen blockiert, einige Tote und Verletzte, möglicherweise auch Schweizer betroffen. Beat von Däniken steht sofort auf, packt seine Sachen, verabschiedet sich von seiner Frau: «Ich muss so schnell wie möglich ins Büro gehen. Bis später!»

«Zut», erwidert sie, «wieder nichts mit dem ruhigen Wochenende zu zweit. Aber Liebling, versprich mir, dass du mich an deinem nächsten freien Tag in ein schickes Restaurant einlädst!» Sie lächelt verschmitzt. Sie ist sich einiges gewohnt. Hat ihr Ehemann nicht kurzerhand den zehntägigen Weihnachtsurlaub in der Schweiz unterbrochen und ist für eine Woche nach Indien geflogen, um an den Hilfsaktionen für die Tsunami-Opfer teilzunehmen?

Auf der Bühne kennen gelernt

Kennen gelernt haben sich Beat von Däniken und Sarah Corpataux beim Theaterspielen im Théâtre de la Cité in der Altstadt von Freiburg. Und sie haben gleich geheiratet, wenn zuerst auch nur auf der Bühne, im Stück «La buona madre» von Goldoni. Und wie kam der Deutschfreiburger zur französischsprachigen Theatergruppe? «Ein Freund von mir inszenierte ein Stück von Boris Vian. Ich spielte bei meinem ersten Auftritt einen deutschen Soldaten.»

Aufgewachsen ist der perfekt zweisprachige Freiburger in Villars-sur-Glâne. Verwandt ist er weder mit dem berühmten Schriftsteller noch mit dem ehemaligen Staatssekretär. «Mein Vater war Solothurner und meine Mutter Walliserin. Geheiratet haben sie genau in der Mitte: in Freiburg. «Geboren bin ich in St. Gallen, wo mein Vater im Textilbereich als Vertreter arbeitete. Als er von seiner Firma in die Westschweiz geschickt wurde, entschieden sich meine Eltern für Freiburg als Wohnsitz, nicht zuletzt wegen der Schulen in zwei Sprachen.»
Mittlerweile ist Beat von Däniken sogar Bürger von Villars-sur-Glâne geworden. 1992 war er nach dem negativen Volksentscheid der Deutschschweiz zu Europa dermassen über seine deutschsprachigen Landsleute enttäuscht, dass er das Bürgerrecht seiner welschen Wohngemeinde beantragte. Dieses wurde ihm denn auch verliehen – zum Sonderpreis von fünfhundert Franken, die der damals mittellose Student in monatlichen Raten von zwanzig Franken abstotterte.

Lust auf andere Erfahrungen
und andere Realitäten

Die Welt hat ihn schon immer interessiert. Als Kind hat er viel in Atlassen gestöbert. Später hat er Geografie studiert. Dann ist er auf Reisen gegangen, zuerst ein Jahr lang allein. «Ich wollte besser verstehen, wie die Welt funktioniert.» Dann ein zweites Jahr zusammen mit seiner jetzigen Frau.

Zurück in der Heimat, fand Sarah Corpataux eine interessante Arbeit als Bibliothekarin. Beat von Däniken aber wollte wieder aufbrechen. «Ich wollte noch andere Erfahrungen machen. Ich wollte auch andere Realitäten kennen lernen: Konflikte, Kriege, Katastrophen. Auf den Reisen hatte ich vor allem die schönen Seiten erlebt.» Er meldete sich beim IKRK und war ein Jahr in Burundi sowie sechs Monate in Afghanistan im Einsatz.

Zu seinen Erfahrungen beim IKRK gibt es eine dreiteilige TV-Sendung des Deutschschweizer Fernsehens: vor, während und nach dem Einsatz. Denn das IKRK hatte damals zu wenig Bewerbungen aus der Deutschschweiz, und der perfekt zweisprachige Freiburger, Weltreisende und Laienschauspieler war für die Reportage der geeignete Mann.

Und die Beziehung? Sie litt. Sarah Corpataux hatte Mühe zu verstehen, warum ihr Partner nicht bei ihr blieb und unbedingt wieder in die Ferne ziehen wollte. Entgegen allen Unkenrufen aus dem Freundeskreis hielt die Beziehung dann aber dem IKRK-Einsatz stand. «Der schwierigste Moment kam danach. Als wir wieder zusammen waren. Wir hatten uns fast auseinander gelebt. Meine Partnerin meinte, ich müsse jetzt nur noch für sie da sein. Ich aber hatte das Bedürfnis, auch meine Freunde und Kollegen zu treffen.»

Nach und nach fanden sich die beiden wieder. Beat von Däniken arbeitete zuerst als Assistent am Geografischen Institut an der Uni Freiburg, dann bei der Stiftung Bildung und Entwicklung in Lausanne, bevor er zum Deza nach Bern wechselte.

In der Abteilung Humanitäre Hilfe war er zuständig für Russland, die Ukraine und die Südkaukasus-Länder. Ihn reizte die Aufgabe, ein Projekt von A bis Z zu betreuen, also ein Projekt zu planen, durchzuführen und zu evaluieren. Als Mitglied der Rettungskette war er mehrmals in Katastrophengebieten im Einsatz, so in Algerien nach einem Erdbeben und in Deutschland und Österreich nach der Hochwasser-Katastrophe.

Eine einmalige Gelegenheit

Als die Stelle in Lima frei wurde, wollte sich der Freiburger sofort dafür bewerben. Eine einmalige Gelegenheit, es gibt nur wenig solche Stellen im humanitären Bereich. Aber wie seine Partnerin dazu bewegen, ihn für zwei bis drei Jahre nach Peru zu begleiten?

Sarah Corpataux hatte in Freiburg eine Stelle, die sie forderte und voll befriedigte. Sie musste sie kündigen, sie hatte nicht die Möglichkeit eines unbezahlten Urlaubs. Ausserdem beunruhigte sie der bevorstehende Verlust ihrer finanziellen Unabhängigkeit.
«Das brauchte ganz viele Gespräche. Am Schluss hat meine Partnerin eingewilligt. Der Umstand, dass wir früher in Südamerika zusammen unterwegs waren und wir schon Spanisch sprachen, hat zu diesem Entschluss beigetragen. Nach Afrika wäre sie nicht mitgekommen, denn dort hat sie, als sie mich bei meinem IKRK-Einsatz besucht hat, gefährliche Situationen erlebt.»
Sarah von Däniken-Corpataux bereut ihren Entscheid nicht. Sie fühlt sich ausgesprochen wohl in Lima. Sie macht eine Ausbildung als Mode-Designerin und frönt so ihrem Hobby, für das sie in Freiburg kaum Zeit gefunden hat.

Wie weiter in einem Jahr?

Noch ein Jahr werden Beat und Sarah von Däniken – sie sind inzwischen verheiratet, den Heiratsantrag hat er ihr bei einem Akrobatikflug gemacht – in Peru bleiben. Und dann? Gerne würde der Weltenbummler eine ähnliche Stelle in einem anderen Land antreten. Aber er weiss nur zu genau, dass es nicht viele solche Stellen gibt und dass seine Frau ihn nicht überallhin begleiten wird.

Aber er bleibt gelassen, er ist eine Frohnatur und ein Optimist. «Sind wir nicht zusammen in Peru? Es braucht jeweils Zeit, bis ein gemeinsamer Entscheid gefällt wird. Die Bedingungen müssen eben für beide stimmen. Falls meine Frau mich nicht mehr ins Ausland begleiten will, dann arbeite ich eben wieder an der Zentrale in Bern. Oder ich suche mir einen anderen Job, zum Beispiel im Bereich Fliegen. Was ich auf keinen Fall will, ist am Ende meiner beruflichen Laufbahn geschieden, vereinsamt, frustriert und mit einem Hang zum Zynismu

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