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«Ich wollte Filme wählen, die Albanien und den Kosovo auf ehrliche Weise präsentieren»

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Am Mittwochabend sprach der Freiburger Musiker Gjon’s Tears anderthalb Stunden lang über seine Filmauswahl für die Diaspora-Sektion des Internationalen Filmfestivals Freiburg, über die Kultur, aus der seine Eltern kommen und seinen Werdegang.

Ein sowjetischer Film von 1953 über einen albanischen Nationalhelden («Skanderbeg»), eine Dokumentation über die Arbeit des Schweizer Fussballtrainers Bernard Challandes als Trainer der Nationalmannschaft des Kosovo («Fin de partie»), ein Film über komplizierte Beziehungen und Verrat unter Jugendlichen («Sisterhood»), einer über die nicht akzeptierte Liebe zweier Männer zueinander («The Marriage») oder ein Film, der das Schweigen als Mittel des Erzählens nutzt («Hive»): Es ist eine auf den ersten Blick wilde Auswahl von Filmen, die das Internationale Filmfestival Freiburg innerhalb ihrer Sektion Diaspora vorschlägt. Zusammengestellt wurde diese Filmauswahl vom Musiker Gjon Muharremaj, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Gjon’s Tears. Für ihn war die Einladung, das Programm der Diaspora-Sektion zu gestalten, eine Möglichkeit, sich mit den ihm weitgehend unbekannten Filmen der Heimatländer seiner Eltern – Kosovo und Albanien – auseinanderzusetzen. Mit den sorgfältig ausgewählten Filmen möchte er das erreichen, was auch das Ziel der Diaspora-Sektion des Fiff ist: den Cineastinnen und Cineasten eine andere Kultur näherbringen.

Von Westerfilmen zur echten Leidenschaft

Das erklärte Gjon Muharremaj am Mittwochabend im Gespräch mit der stellvertretenden Chefredaktorin von «La Liberté», Magalie Goumaz. Während der anderthalb Stunden wurde nicht nur über die Filmauswahl geredet, sondern auch über den Werdegang von Gjon’s Tears selbst sowie sein Interesse an der Musik und am Film. Gjons erster Kontakt mit der Filmwelt geschah durch den Vater, mit dem er Westernfilme schaute. «Als ich dann häufiger auch andere Filme anschaute, fragte ich mich, wie man diese Western überhaupt schauen kann», berichtet er lachend von den eigenen Gehversuchen in der weiten Welt des Films. Was mit dem Schauen von Filmen voller Schiessereien und wilden Ritten begann, entwickelte sich zu einer echten Passion.

Die Musik ist mein Beruf, aber Filme sind meine Leidenschaft

beschreibt Gjon sein Verhältnis zur Leinwand.

Volk, Nation, Nationalstaat?

Das Kino der Herkunftsländer seiner Eltern habe er allerdings erst zu entdecken begonnen, als das Fiff ihn bat, die Filme für die Diaspora-Sektion auszuwählen. Mit seiner Auswahl möchte er seine Wahrnehmung der Kultur zeigen: Albanien, dem Land, in dem seine Mutter geboren wurde und Kosovo, aus dem sein Vater noch vor dem Krieg weggegangen ist. Dass auch ein Film aus Nordmazedonien dabei ist («Sisterhood»), in dem eine bedeutende albanische Minderheit lebt, zeigt die Problematik von Begriffen wie Volk und Nation in Regionen, in denen es zu keiner Zeit hegemoniale Siedlungsgebiete gab und in denen mit der Schaffung solcher erst angefangen wurde, als Deportationen von Menschen zur Schaffung von einheitlichen Nationalstaaten längst zu Recht geächtet wurden. Dass diese Problematiken für Gjon’s Tears kaum eine Rolle spielen, zumindest vordergründig nicht, ist sehr erfrischend. Denn der Westbalkan ist nicht gleichbedeutend mit Krieg, Hass und Völkermord.

Zusammenhalten und Schweigen

In den von ihm ausgewählten Filmen geht es vielmehr um Probleme des Alltags – natürlich mit Ausnahme der sowjetischen Filmbiografie des albanischen Nationalhelden des 15. Jahrhunderts («Skanderbeg»). Probleme eines Alltags, der ganz anders ist als in der Schweiz. Ein Krieg kurz vor der Jahrtausendwende warf sowohl den schon vorher nicht sehr entwickelten Kosovo noch weiter zurück. Dessen Schäden sind nicht nur in Einschusslöchern an Gebäuden, sondern auch in der Seele der Menschen sichtbar. Dieser Krieg prägt zwar den Alltag, steht aber im Hintergrund – in der Vergangenheit und über diese Vergangenheit wird geschwiegen. Das zeigt sich in den Filmen, insbesondere im Film «Hive», und auch Gjon erzählt davon. «Vom Krieg wird in unserer Familie nicht gesprochen.» Die Vergangenheit wird verschwiegen, um sich die Zukunft nicht zu verbauen. Gjon erzählt von Solidarität und einem unbedingten Willen, sich eine Zukunft aufzubauen, wobei die Lasten der Vergangenheit lediglich das sind, was sie sind: Lasten.

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