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«Ich zähle die Stunden nicht»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Ich zähle die Stunden nicht»

Autor: Imelda Ruffieux

Severin Ruffieux ist in seinem Atelier im Sageboden in Plasselb gerade damit beschäftigt, letzte Arbeiten an einem Möbelstück auszuführen. Auf dem Werktisch liegt aber keine gewöhnliche Schranktür, sondern der Teil eines sogenannten Sensler Schranks: die Figuren eines Sensler Bubs und einer Kränzlitochter zieren in feinen Einlege-Arbeiten den Schrankflügel. Man sieht es auf den ersten Blick: Hier ist ein Künstler am Werk.

Über 50 Schränke gebaut

Severin Ruffieux ist 84 und steht immer noch jeden Tag in seiner Werkstatt. Er hat die Firma vor 60 Jahren gegründet und mit ihr einige Entwicklungen durchgemacht (siehe Kasten). Er arbeitet gerne an den verschiedensten Möbeln, doch seine Liebe gilt den Freiburger Schränken. Über 50 hat er bereits gebaut. Und er erinnert sich praktisch an jeden einzelnen, denn in jeden hat er viel Herzblut gelegt. Auf die Frage, wie viele Stunden er an einem Schrank arbeite, weiss er keine Antwort. «Ich zähle die Stunden nicht. Ich mache einfach Schritt für Schritt, bis er fertig ist.»

Aus Fruchtholz

Schritt für Schritt, das heisst zuerst einmal, eine Zeichnung zu machen und dann das richtige Holz auszuwählen. Ein echter Freiburger Schrank besteht aus einem Fruchtholz, zumeist Kirsche oder auch Nussbaum. Entsprechend teuer und nicht leicht zu beschaffen ist das Material.

Früher hätten die Leute aus Mangel an Geld billiges Tannenholz zu Möbeln verarbeitet und mit Bauernmalerei verziert. Nur reiche Bauern konnten sich Möbel aus Hartholz leisten.

Trocknung ist wichtig

Eine Wissenschaft für sich ist das Trocknen des Holzes, das zwei bis drei Monate dauern kann. «Man muss Geduld haben und darf es nicht zu früh verarbeiten.» Deshalb könne er den Kunden nicht sagen, wann genau der Schrank fertig sei. «Ich will eine Arbeit machen, hinter der ich stehen kann, und das braucht seine Zeit.»

Ein warmes Material

Kirschbaum ist das Lieblingsholz von Severin Ruffieux. «Man kann es gut bearbeiten, es ist still und arbeitet nicht mehr, wenn es trocken ist.» Er mag auch den Geruch und die warme Farbe dieses Holzes.

Nach dem Hobeln werden die Möbelteile grob zusammengearbeitet. Dann kommt der Schnitzer zum Einsatz, das heisst Severins Sohn Ernest. Das Möbel wird verleimt, die Übergänge ausgebessert und die Details werden geschnitzt.

Viele Vorlagen, wie etwa diejenige der Kränzlitochter haben Severin und Ernest Ruffieux selbst entworfen. Als Vorlage diente ein Bild in einem alten Buch, das eine Wirtstochter aus Plaffeien an ihrer Hochzeit zeigt. Manche Kunden wünschen vor allem Schnitzereien, andere möchten auch Intarsien.

Den Kopf bei der Sache

Einlege-Arbeiten (Intarsien) sind eine Spezialität von Severin Ruffieux. Auch in seinem hohen Alter kann er die vielen kleinen, kaum ein paar Millimeter dicken Teile, aus denen beispielsweise eine Kränzlitochter besteht, noch problemlos mit Hilfe einer Pinzette einpassen. Man müsse den Kopf bei der Sache haben und sich konzentrieren, sonst werde nichts draus.

Eine Geduldsarbeit? Severin Ruffieux verneint. «Nicht Geduld muss man haben, sondern Zeit. Ich bleibe daran, bis es fertig ist, egal wie lange es dauert. Und wenn mir etwas nicht gefällt, ändere ich es.» Auf seine guten Augen kann er sich verlassen und auch seine Hände bleiben bei der Feinarbeit ruhig.

Er ist sich bewusst, dass heutzutage kaum mehr ein Möbelschreiner die Kunst des Intarsien-Legens beherrscht, geschweige denn Junge es lernen. Für seinen Sohn Walter, Geschäftsführer der Firma, stellt sich dieses Problem nicht. «Jede Zeit kennt ihre eigene Formsprache», hält er fest. Die Firma sei heute vielfältig orientiert. Nicht nur Massivmöbel seien ein wesentlicher Teil des Schreineralltags. «Im Laufe jeder Generation gibt es Änderungen. Mein Sohn Walter kann dieses schöne Handwerk weiterführen. Das macht mich glücklich und zufrieden.»

Alte Möbel in neuen Häusern

Wenn man so viel Zeit in eine Arbeit stecke, dann sei es einem auch ein Anliegen, dass das Endprodukt einen guten Platz erhalte. Einer ging sogar nach Kanada, zu einer Freiburgerin, die ausgewandert war.

Lange sei die Nachfrage sehr gering gewesen. Gerade die jungen Leute hätten lieber bei Ikea oder im Conforama billige Möbel gekauft. «Man hat nicht mehr Dinge gekauft, die ein Leben lang halten, wie wir dies noch taten.» Es herrschte auch die Meinung vor, dass ein Freiburger Schrank nur in ein Bauernhaus passe. Das sei heute wieder ein wenig anders. «Auch junge Leute mit einer topmodernen Wohnung entdecken wieder den Wert eines schön restaurierten alten Möbelstücks.»

Bei der Herstellung eines Schrankes richtet sich Severin Ruffieux nach den Wünschen seiner Kunden. «Manche möchten es schlicht, andere möchten viele Details.» Ein sogenannter Hochzeiterschrank, das Prunkstück unter den Freiburger Schränken, enthält Schnitzereien in Herz-Form, Zweige tragende Vögel als Zeichen der Fruchtbarkeit, dazu Blumen wie etwa Nelken und Tulpen. Früher war es üblich, einen solchen Schrank zu einer Hochzeit zu schenken.

Am liebsten hat er Schränke nach eigenen Ideen entworfen. Da habe er eine Idee im Kopf gehabt und sie einfach umgesetzt. «Die Stunden habe ich nie gerechnet. Das ist Nebensache», sagt er, wohl wissend, dass der Stundenlohn kaum zu zahlen wäre.

Seine persönliche Million

«Der Beruf ist wunderschön, aber im Verhältnis zu dem, was man für die Arbeit verlangen kann, schlecht bezahlt», bemerkt Severin Ruffieux im Rückblick. «Aber Geld ist ja nicht das Wichtigste im Leben», meint er. «Wenn ich morgens aufstehen und ins Atelier kommen kann, das ist meine Million.» In jüngeren Jahren rede man von Geld, im Alter von Gesundheit.

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