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Ihr schlechter Ruf ist Vergangenheit

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«2005 haben wir erstmals Gänsegeier entdeckt, die über die Schweiz flogen. Seitdem ist die Zahl jedes Jahr etwas angestiegen», sagt Bertrand Posse. Dies sei eine erfreuliche Nachricht, betont der Experte des ornithologischen Zentrums der Romandie in Martigny. In einem öffentlichen Vortrag am Mittwochabend in Marly präsentiert er die Entwicklung der Gänsegeier in den letzten zehn Jahren und zog eine erste Bilanz. Zudem stellt Posse die anderen Geierarten in Europa (siehe Kasten) sowie die Geschichte, die Arbeit und die verschiedenen Projekte der Vogelwarten in der Schweiz vor.

Vergiftetes Aas

«Geier hatten lange keinen guten Ruf, weil sie Aas fressen.» Im 19. und bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts seien deshalb die Gänsegeier in Frankreich durch Abschüsse und mit vergifteten Kadavern bekämpft worden. Bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts war die Zahl der Gänsegeier in Frankreich auf nur mehr dreissig Pärchen reduziert.

In den 1960er-Jahren sei der Wille aufgekommen, die Gänsegeier wieder zu vermehren. «Bis zur Umsetzung dauerte es aber noch 20 Jahre, zudem vermehren sich die Gänsegeier sehr langsam», erklärt Bertrand Posse. Erst im Alter von sieben Jahren könne ein Geier Nachwuchs haben. «Geht alles gut, gibt es ein Junges pro Jahr.» Trotz dieser Herausforderungen war das Projekt erfolgreich, mittlerweile gibt es wieder über 800 Gänsegeier in Frankreich.

Keine Konkurrenz

Dass von Ende April bis Ende September nun auch in der Schweiz immer wieder Gänsegeier zu sehen sind, hänge mit der Vermehrung in Frankreich zusammen, erklärt Posse. «Diejenigen Vögel, die nicht nisten und sich nicht fortpflanzen–darunter auch die Jungen–suchen sich andere Regionen, um die bleibenden Vögel bei der Nahrungssuche nicht zu konkurrieren.» Die Mehrheit der wegziehenden Gänsegeier überquerten die Schweiz, beispielsweise über dem Rhonetal flussabwärts von Martigny. 2011 seien erstmals auch Tiere entdeckt worden, die den Sommer über in der Schweiz blieben–in den Freiburger und den Berner Alpen. Nach dem Sommer kehrten sie dann jeweils wieder in ihre Heimat zurück.

Fressen nur Kadaver

«Die Gänsegeier fliegen gerne, ohne viel Kraft aufzuwenden, also durch den Aufwind. Deshalb mögen sie das Gebirge», erklärt Posse. Eine weitere Bedingung, damit die Gänsegeier haltmachten, sei die Nahrung. «Finden sie nichts zu essen, ziehen sie weiter.» Eine Konkurrenz zu anderen Vögeln stellten sie dabei nicht dar, sagt Bertrand Posse. «Sie jagen nicht, sondern fressen nur tote Tiere.» Ob dies wilde Tiere seien oder Haustiere wie beispielsweise Schafe, die krank gewesen oder in den Bergen abgestürzt seien, mache dabei keinen Unterschied. «Die Geier sind nützlich, denn die anderen Raubvögel fressen keine Kadaver», erklärt Posse. Einzig Füchse machten sich teilweise auch über Aas her. «Jedoch nicht unbedingt während der warmen Jahreszeit. Dann gibt es für die Füchse genügend andere Nahrung.»

Restaurant de la Gérine,Route de la Gruyère 18, Marly. Mi., 5. November, 20.15 Uhr. Der Vortrag findet auf Französisch statt.

Geier: «Jeder hat seine Spezialität»

I n Europa gebe es vier verschiedene Geierarten, sagt Bertrand Posse, Vogelexperte des ornithologischen Zentrums der Romandie in Martigny: den Bartgeier, den Gänsegeier, den Mönchsgeier und den Schmutzgeier. Dank eines 1978 beschlossenen Projekts zur Wiederansiedelung des Bartgeiers in den Alpen nisten auch in den Schweizer Alpen wieder Bartgeier. Der Gänsegeier nistet zwar nicht in der Schweiz, dank seiner Vermehrung in Frankreich gibt es jedoch seit 2011 Tiere, die den Sommer über in der Schweiz bleiben. Die anderen beiden Geierarten sind gemäss Bertrand Posse hingegen kaum zu sehen. «Von ihnen fliegen pro Jahr vielleicht höchstens vier Individuen über die Schweiz», so Posse.

Doch sogar, wenn die vier Geierarten an einem Ort zusammentreffen sollten: Zu grossen Kämpfen um die Nahrung würde es nicht kommen, erklärt Posse: «Jeder hat seine Spezialität.» Während der Gänsegeier vor allem innere Organe, Mageninhalt oder Muskelfleisch frisst, kann der Mönchsgeier auch sehr zähe Nahrungsteile wie Sehnen und Haut fressen. Der Schmutzgeier tut sich neben Aas und toten Kleintieren wie Reptilien oder Insekten auch an Eiern gütlich, und der Bartgeier ist spezialisiert auf Knochen. rb

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