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«Im Himmel braucht es keine Äbte»

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Martin Werlen ist ein begnadeter Prediger. Im bis auf den allerletzten Platz besetzten Saal des Bildungszentrums Burgbühl zog er das Publikum vom ersten bis zum letzten Satz in seinen Bann. Der Abt des Klosters Einsiedeln ging das Thema «Loslassen» von der praktischen Seite an. Die meisten hätten dabei wohl ans Sterben gedacht. Dabei beginne das Loslassen schon bei der Geburt und dauere im Grunde das ganze Leben an. «Todsicher ist nur der Tod», erklärte Werlen. Viele Menschen würden jedoch die Illusion pflegen, sie hätten alles im Griff. «Aber loslassen bedeutet immer sterben lernen.»

Gegen den Stillstand

Wer versuche, die Gegenwart «festzunageln», schaffe sich eine Ausgangslage, in der er mögliche Überraschungen ausschliesse. «Wer nicht loslassen kann, bleibt stehen und zerstört damit Leben.» Sehr zur Erheiterung des Publikums erzählte der Abt dann, dass im Kloster Einsiedeln das Besteck bei den Mahlzeiten jeweils in einem kleinen Sarg auf den Tisch gelegt werde, damit man dies nie vergesse.

Obwohl der Kirchenmann den Vortrag sehr lebensnah anging, verknüpfte er das Thema mit den biblischen Grundlagen. Auf eine Kurzformel gebracht lautete seine Botschaft: Nur wer loslasse, sei fähig zur Offenheit gegenüber dem Wirken Gottes in der Gegenwart. Was Werlen letztlich einforderte, ist das Durchbrechen von Verkrustung, das Ende des Stillstands und die ständige Offenheit für Erneuerung sowohl beim Einzelnen wie auch in der Kirche.

Werlen kam beim Publikum sichtlich gut an. Einen Teil seiner Überzeugungskraft machte wohl aus, dass er den Glauben nicht als geschlossenes System lehrt, sondern als Suchbewegung. Deutlich zum Ausdruck kam dies in der Antwort auf die Frage von Pater Moritz Sturny, weshalb Rom das Verbot, Geschiedenen oder Wiederverheirateten die Kommunion zu erteilen, nicht loslassen könne. Darauf antwortete der Abt, dass die Kirche Angst davor habe, etwas zu tun, was das Sakrament der Ehe aufweichen oder in Frage stellen könnte. Gleichzeitig erklärte Werlen, er wisse, dass es Ehen geben würde, die derart konfliktbeladen seien, dass sie nicht aufrechterhalten werden könnten. Der Abt verzichtete auf jede Kritik an der von Sturny geäusserten Praxis und sagte: «Ein Papst oder ein Bischof kann nicht alles ändern, er kann sogar oft nur sehr wenig ändern, aber er kann sehr vieles verhindern.» Mit Papst Franziskus sei eine neue Offenheit in der Kirche entstanden: «Das schafft Raum für Veränderung.»

Anonyme Post

Werlen thematisierte auch, wie umstritten er selbst in der Kirche ist. Er erhalte viel anonyme Post mit scharfer Kritik. Oft sei klar, dass die Briefe von Kirchenmitgliedern geschrieben seien. «Sind die Briefe an Hochwürden adressiert, wird’s gefährlich», sagte er. In Anspielung an den FN-Bericht vom 3. September über Priester Linus Auderset, mit dem Titel «Auf das Hochwürden kann ich verzichten», erklärte er, diese Aussage zeuge von echtem Glauben: «Im Himmel gibt es schliesslich keine Hochwürden und im Himmel braucht es auch keine Äbte.»

Martin Werlen: Glut unter der Asche entdecken

I m Jahr 2012 hat Martin Werlen (50) eine kurze Schrift mit dem Titel «Die Glut unter der Asche entdecken» herausgegeben. Die Schrift bezeichnet die Situation der Kirche als «dramatisch». Der zunehmende Mangel an Kirchenpersonal sowie an Gläubigen, aber vor allem das Überwiegen von ungezählten Haufen von erkalteter Asche in der Kirche und das «Fehlen des Feuers» könnten dazu führen, dass «die erkaltete Kirche tatsächlich in unseren Breitengraden mit ihren Institutionen verschwindet.» Werlen forderte deshalb zahlreiche Neuerungen in der Kirche. So unter anderem, den Einbezug der Gläubigen in die Bischofswahl, einen Neuansatz in der Zölibatsdiskussion und der Geschlechterfrage sowie eine Neugestaltung des Beratergremiums des Papstes. Werlen kritisierte auch den defensiven Umgang der Kirche mit bekannt gewordenen sexuellen Übergriffen. Im Januar 2013 gab Werlen zudem bekannt, dass er als Abt des Klosters Einsiedeln zurücktritt. Nicht zuletzt ist der Einsiedler Abt auch dafür bekannt, dass er den Kurznachrichtendienst Twitter virtuos und sehr häufig benutzt. hw

Martin Werlen: Die Glut entdecken

Im Jahr 2012 hat Martin Werlen (50) eine kurze Schrift mit dem Titel «Die Glut unter der Asche entdecken» herausgegeben. Die Schrift bezeichnet die Situation der Kirche als «dramatisch». Der zunehmende Mangel an Kirchenpersonal sowie an Gläubigen, aber vor allem das überwiegen von ungezählten Haufen von erkalteter Asche in der Kirche und das «fehlen des Feuers», könne dazu führen, dass «die erkaltete Kirche tatsächlich in unseren Breitengraden mit ihren Institutionen verschwinden.” Werlen forderte deshalb zahlreiche Neuerungen in der Kirche. So unter Anderem, den Einbezug der Gläubigen in die Bischofswahl, einen Neuansatz in der Zölibatsdiskussion und der Geschlechterfrage, sowie eine Neugestaltung des Beratergremiums des Papstes. Werlen kritisierte auch den defensiven Umgang der Kirche mit bekannt gewordenen sexuellen Übergriffen. Im Januar 2013 gab Werlen zudem bekannt, dass er als Abt des Klosters Einsiedeln zurücktritt. Nicht zuletzt ist der Einsiedler Abt auch dafür bekannt, dass er den Kurznachrichtendienst Twitter virtuos und sehr häufig benutzt. hw

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