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Im Kampf gegen Krankheit und Tabus

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In Simbabwe ist jeder Tag ein Aids-Tag. Sabine Lüthy aus Muntelier will an dieser Tatsache etwas ändern. Sie übernimmt die Geschäftsführung derSwiss Aids Care International, mit der ihr Vater im afrikanischen Land eine Aids-Klinik führt.

Autor: Marc Kipfer

Sie müssen sich sexuell ausnützen lassen, um zu überleben: Für viele Frauen in Simbabwe ist dies bittere Realität. Eine andere Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, haben sie kaum. Der Zugang zu Bildung und Jobs ist in diesem Staat im Süden Afrikas oftmals dem männlichen Teil der Bevölkerung vorbehalten. Viele Frauen haben somit auch keine Chance, HIV und Aids auszuweichen. Das Virus ist omnipräsent; mehr als eine Million der Simbabwer sind infiziert, 13 Prozent der Bevölkerung. Die Zahl ist in den letzten Jahren deutlich gesunken – was aber nicht auf funktionierende Prävention schliessen lässt, sondern darauf, dass viele bereits an der Krankheit gestorben sind.

Die Tochter macht weiter

Einer kämpft dagegen mit grossem Einsatz an: Ruedi Lüthy. Der Arzt und Aids-Spezialist, der in Simbabwe und Muntelier wohnt, hat 2003 die Stiftung Swiss Aids Care International gegründet, seither führt er in Simbabwes Hauptstadt Harare eine Klinik für HIV-Infizierte und aidskranke Menschen. 3800 Menschen werden zurzeit behandelt (siehe linker Kasten).

Ruedi Lüthy ist 70 Jahre alt und hat sich schon länger Gedanken gemacht, wer sein Engagement eines Tages weiterführen wird. Zum einen sucht einen Schweizer Arzt, der die Leitung der Klinik in Harare übernimmt. Bereits gefunden hat er eine Nachfolgerin für die Geschäftsführung der Stiftung in der Schweiz. Die Lösung lag überraschend nahe: Seine Tochter Sabine Lüthy übernimmt diese Aufgabe per 1. Januar 2012. Sie ist bereits daran, sich einzuarbeiten.

Zahl der Patienten steigern

Sabine Lüthy, zuvor 15 Jahre lang bei Schweizer Radio DRS als Redaktorin und Moderatorin tätig, hatte lange Zeit nicht die Absicht, das Werk ihres Vaters weiterzuführen, obwohl dieser ab und zu nachfragte. Die 42-Jährige – auch sie wohnt in Muntelier – hat es sich erst diesen Sommer anders überlegt. «Ich weiss nicht, ob es ein plötzlicher Entscheid war, oder einer, der lange unbewusst in mit gereift ist», erklärt Sabine Lüthy.

Ihre Ziele als neue Geschäftsführerin sind teilweise schon gesetzt. «Wir möchten die Zahl der Patienten von heute 3800 auf 4500 steigern», sagt sie. Damit werde allerdings die Kapazitätsgrenze des Spitals erreicht sein.

Ihre Aufgabe werde unter anderem darin bestehen, die Spender immer aufs Neue von der Stiftung zu überzeugen, sagt die neue Geschäftsführerin. Prospekte herzustellen und zu verschicken, sei nötig, obwohl dies Geld koste, sagt Sabine Lüthy. Doch im Gegensatz zu anderen Stiftungen habe die Swiss Aids Care International eine ideale Grösse und brauche dadurch nur sechs Prozent der Spenden für Administratives. Andere kämen auf über 20 Prozent.

Hausgemachte Probleme

Wem in der Klinik in Harare geholfen wird, wählt ihr Vater Ruedi Lüthy nicht selber aus, obwohl er die Klinik leitet. «Das könnte ich nie tun», sagt er. Dafür seien externe Institutionen zuständig, etwa die Ordensgemeinschaft der Dominikanerinnen, die oft in den Armenvierteln unterwegs sind. Sie wählen vor allem Personen aus, die für die Zukunft der Gesellschaft wichtig sind: Mütter, Kinder und zum Beispiel Lehrer, Krankenschwestern oder Pfarrer. «Oft wird die ganze Familie einbezogen, damit alle den gleichen Wissensstand haben», sagt Lüthy.

Viele Faktoren, welche die Behandlung der Infizierten erschweren, sind von den Simbabwern hausgemacht. Sexualität ist ein Tabuthema. Das erschwert es, über den Schutz vor einer HIV-Infektion zu sprechen. Ein anderes Tabu: Homosexualität ist bei Gefängnis verboten, Schwule und Lesben gibt es offiziell nicht, also geben diese ihre Neigung nicht zu erkennen. «Darüber zu sprechen ist undenkbar», sagt Ruedi Lüthy.

Aktuell weilt er für zwei Monate zu Hause in Muntelier, also auch am heutigen Welt-Aids-Tag. Dieser werde aber in Simbabwe ohnehin nicht begangen, erklärt Lüthy nüchtern. «In Simbabwe ist jeder Tag ein Aids-Tag.»

Sabine Lüthy führt das Lebenswerk ihres Vaters Ruedi Lüthy weiter. Sie leitet neu die Stiftung Swiss Aids Care International.Bild Aldo Ellena

Zahlen und Fakten

Die Krankheit nicht vergessen

Seit 1988 wird jährlich am1. Dezember derWelt-Aids-Tag begangen. Die WHO rief ihn aus als Tag der Solidarität mit Infizierten, Kranken und ihren Nahestehenden. Laut beteiligten Organisationen unterschätzen besonders jüngere Menschen die Risiken der Krankheit, weil HIV-Infizierte heute besser behandelt werden können. Der Schutz vor einer Infektion werde oft vernachlässigt. Auch in der Schweiz, obwohl hierzulande etwa 25000 Menschen mit HIV und Aids leben. Zwischen Januar und September diesen Jahres wurden in der Schweiz 403 Neuansteckungen gemeldet: fast zwei pro Tag. Weltweit gibt es jährlich rund 2,6 Millionen Neuinfizierte. mk

Das Zentrum «Empreinte» informiertheute ab 17 Uhr vor dem MediaMarkt inGranges-Paccot über HIV und Aids. Ab 18 Uhr spielen Bands.

Klinik in Harare:Behandeln, aber auch ausbilden

Der Infektiologe Prof. Ruedi Lüthy, ihn Muntelier wohnhaft, engagiert sich seit Jahrzehnten im Kampf gegen Aids. Als 62-Jähriger gründete er 2003 die «Connaught Clinic» in Simbabwes Hauptstadt Harare, die 2008 von der deutlich grösseren «Newlands Clinic» abgelöst wurde. Kaum eine Familie in diesem Land ist von Aids bisher verschont geblieben. In der Klinik werden zurzeit rund 3800 HIV- und Aids-Patienten betreut und behandelt. Daneben betreibt Lüthy ein Ausbildungszentrum, wo sich Hunderte von Ärzten, Krankenschwestern und Krankenpflegern das nötige Wissen über die Krankheit und deren Behandlung aneignen. Auf diese Weise erreicht das Engagement der «Newlands Clinic» die Spitäler und Krankenstationen des ganzen Landes. Nebst Lüthy besteht das Team vorwiegend aus Einheimischen.mk

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