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Im Morgenzug

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Im Morgenzug

Nachdem ich auf der Suche nach einem freien Platz vergeblich durch drei Wagen gehechtet bin, erwische ich doch noch einen Sitz. Glück gehabt. Mir gegenüber haben es sich zwei junge Männer bequem gemacht, unter dreissig, schätze ich. Eben sind sie damit beschäftigt, ihren tragbaren Rechner in Gang zu bringen, die Mobiltelefone blinken längst auf den kleinen Ablagetischchen. Nein, sie gleichen sich nicht, trotzdem sind sie sich verblüffend ähnlich. Das fängt schon bei den Haaren an. Beide haben eine «Deckelchenfrisur», mit einer Hand voll Gel zu einem Haargewirr gekleistert, die Vorderhaare stehen steil zu Berge. Zuerst dachte ich, sie seien Appenzeller. Wegen der Ohrringe. Weit gefehlt. Der eine ist Berner, der andere vermutlich Basler – nach dem Dialekt zu schliessen. Die filigranen Brillengestelle lassen ihre Augen seltsam hervortreten. Klar-ernst-hart-eisigkalt-entrückt-analysierend scheinen sie mir. Manuell Arbeitende haben einen andern Blick. Die Anzüge sind bestimmt nicht von der Stange, die buntgrellen Krawatten ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, verschieden farbig und doch irgendwie gleich. Die beiden erinnern mich an die Modelle im kürzlich erhaltenen Herrenmodekatalog. Ich kann es nicht verhindern, zu verstehen, was sie miteinander reden. Sie arbeiten in derselben Firma, einem Schweizer Dienstleistungs-Konzern, womit sicher ist, dass sie studiert haben. Dadurch zu Höherem bestimmt werden sie wohl in einigen Jahren oben managen, vielleicht sogar ganz oben. Man weiss nie.

Und da ich nicht jeden Tag die Gelegenheit habe, mit der Zukunft der Schweizer Wirtschaft zu reisen, erlaube ich mir, ihnen weiterhin mit einem Ohr ein bisschen zuzuhören. Dass sie sehr geschult sind, merke ich sofort an ihrer Sprache. Ich erfahre, warum sie in diesem Zug sitzen.
Sie sind auf dem Weg zu einem «Meeting» mitten in der «City» und sollen anlässlich des dort stattfindenden «Workshops» die jüngeren «Trainees» «introducen» und ihnen die «Tools» erklären. Der «Chief» werde auch da sein und es sei zu hoffen, dass er sich wegen der vergangenen «Troubles» zurückhalte, ansonsten es zu einem «Fight» kommen könne, was die «Achievements» gefährde und zu einer «heavy» Demotivation der «Youngsters» führen könnte. Ein solcher «Crash» sei unbedingt zu vermeiden und es dürfe ja nicht zu einem «Showdown» kommen.

Mittlerweile sind beide Rechner hochgefahren und der Berner bittet den Basler ihn über die letzten «Facts» zu «updaten». Der muss zuerst «escapen» und beklagt sich, dass er noch keine Zeit hatte, die «Upgrades» zu «downloaden». Auf den «Screens» erscheinen nun endlos lange, farbige Zahlenkolonnen. Unternehmenswirklichkeit auf eine Exceltabelle reduziert. Sie analysieren und bewerten, halten das «Working Capital» für zu hoch und den «Cashflow» für zu niedrig, den «Turnover» für ungenügend, den «Return on Invest» für zu schwach. Der «Outlook» verspreche aber Besseres und die Werbekampagne habe einen grossen «Range» mit einem wesentlich höheren und besseren «Impact» und das «Feedback» sei bereits beachtlich. Und das mit der «Balance Score Card» sei schon . . .

Schnell nähern wir uns Zürich. Da ist bereits Lenzburg und mir fällt ein, dass ich nicht weiss, wie man Lenzburg auf Englisch sagt. Ob das Lenz von Lenzburg von «der Lenz» abstammt? Dann würde es «Springburg» heissen. Aber das wäre mir dann doch zu viel, zu viel Amerika. Also lasse ich diesen Gedanken rasch wieder fallen und bin heilfroh, dass ich in der Schule wenigstens im Englischunterricht mitmachte und somit auch in Zukunft die Miteidgenossen einigermassen verstehen kann. Sprachlich.

Der Autor, Beat Brülhart, wohnt in Düdingen. Er ist Unternehmensberater und Trainer/Coach für Führungskräfte sowie Referent am Schweizerischen Institut für Unternehmensschulung. Als Mitglied des Gewerbeverbandes Sense ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in einem vierzehntägigen Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet. Der Inhalt braucht sich nicht zwingend mit der Meinung der Redaktion zu decken.

Von BEAT BRÜLHART

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