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«In der Ukraine nimmt das Volk die Worte des Priesters ernst»

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«In der Ukraine nimmt das Volk die Worte des Priesters ernst»

Autor: Irmgard lehmann

An einem Gottesdienst vor ein paar Wochen in Schmitten: «Liebe Frauen und Männer. Es ist schön, dass Sie trotz des Fussballmatchs in die Kirche kommen. Seien Sie herzlich willkommen.» Mit diesen Worten begrüsste der blutjunge Priester Nazarij Zatorsky die Besucher des Gottesdienstes. Zu den Gläubigen sprach der junge Mann in perfektem Deutsch – nur der östliche Akzent liess seine Herkunft erahnen.

Die Predigt leitete er mit einem persönlichen Erlebnis ein, berichtete von einem Familienvater in tiefer Depression und sagte zum Kirchenvolk: «Nehmt einander wahr und sorgt füreinander.» In acht Minuten sprach er Wesentliches aus.

Eine Erfolgsgeschichte

Das bisherige Leben des grossgewachsenen Mannes – mit zwei Metern überragt er jeden Mann und jede Frau – ist eine einzige Erfolgsgeschichte. Dank seinem vifen Geist hat er alle Hürden genommen, war mit 17 Jahren bereits im Priesterseminar von Lemberg (s. Kasten) und mit 20 an der berühmten theologischen Universität Eichstädt (bei Nürnberg D) und jetzt an der Universität Freiburg. Dies, nachdem er bereits einige Jahre in Lemberg Priester war. «Nach dem Studium in Eichstädt war ich verpflichtet, wieder in meine Heimat zurückzukehren», erklärt Nazarij Zatorsky.

Priesterlicher Mitarbeiter

In Schmitten und Überstorf amtet der junge Mann als priesterlicher Mitarbeiter. «Das Klima ist gut, und die Leute sind sehr freundlich», resümiert er. So jedenfalls sei seine Wahrnehmung.

Da er einer griechisch-katholischen Kirche angehört, musste er vom Bischof seiner Kirche in Lemberg wie auch vom hiesigen Bischof Bernard Genoud die Erlaubnis einholen, hier zu praktizieren. Einzig das Ritual sei anders, sagt er in ruhigem, besonnenem Ton – und schmunzelnd: «Auch ich darf jetzt nicht mehr heiraten.»

Schlüsselerlebnis mit 14 Jahren

Wie kommt ein junger Mann zu Stipendien, die ihm in Europa Tür und Tor öffnen? Zögernd sagt er sowas wie «gute Noten». Aha. Blitzgescheit muss er sein. Nazarij (mit seinem Vornamen hat er sich vorgestellt) sagt nichts, lächelt verschmitzt, und auf einmal kommt die klare Antwort: «Man schickt ja nicht die Dümmsten ins Ausland. Das wäre reine Geldverschwendung.»

Der junge Priester erzählt, wie ihm als 14-Jähriger im Spital die Bibel in die Hände fiel, und wie er urplötzlich wusste, dass der spirituelle Weg der Seine ist. Dies zum Leid seiner Mutter. «Nach zwei Jahren im Priesterseminar glaubte meine Mutter immer noch, dass ich zurückkomme», sagt er mit verständnisvollem Blick.

Kirche im Untergrund

Ob denn seine Familie religiös sei? «Eine schwierige Frage», meint er lachend, schaut weg – so, als ob er sich die Antwort erstmals überlegen müsste. «Nein», sagt er zögernd. «Vaters Familie schon», fügt er bei. Wieder Stille. Und auf einmal bricht es ganz unerwartet aus ihm hervor. Nazarij holt aus, erzählt über das beschwerliche Leben der Gläubigen im Untergrund (s. Kasten), die Schmutzkampagnen unter der russischen Herrschaft und wie unter solchen Umständen der Glaube wächst und nach der Wende viele junge Männer Priester werden wollten. «Auch ich bin ein Kind dieser Zeit.»

Stimme des Herrn

Und wie wird jetzt in diesem Land der Glaube gelebt? «Das Volk ist religiös und steht der Kirche wohlwollend gegenüber. Die Worte des Priesters nimmt man ernst.» Zum Unterschied hier im Westen also? «So ist ist. Aber Gott hat auch hier viele berufen, doch geht man der Berufung nicht nach, man überhört die Stimme des Herrn.» Ein Grund sei aber auch der Bremsklotz Zölibat.

Hirte des ukrainischen Volkes

Bleibt also nur noch die Frage, wie sein Leben wei-tergehen muss? «Nur Ster-ben ist ein Muss, alles an- dere ist freiwillig», schmunzelt Nazarij, verhehlt aber nicht, dass er gerne hier bleiben möchte, um Französisch zu lernen und zu doktorieren und um dereinst gut ausgebildet in die Heimat zurückzukehren: «Ich sehe mich als Hirte des ukrainischen Volkes», sagt er dezidiert.

Doch hiefür braucht er doch Stipendien? Das möchte er aber nicht an die grosse Glocke hängen. «Mit Gottes Hilfe wird sich dies schon regeln.» Viel lieber sei es ihm, wenn seine Kurzgeschichten erwähnt würden, mit denen er den Literaturpreis der Uni Freiburg gewonnen habe.

Unter dem Titel «Geschichten aus einer sterbenden Welt» hat der 29-jährige Ukrainer 15 Kurzgeschichten geschrieben.

Bezug der Sammlung: E-Mail N. Zatorsky o_nazarij@yahoo.de

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