Item: Im Paradies in Oslo

Das Paradies liegt im hohen Norden. Jedenfalls für Zöliakiebetroffene.

Ich habe eine Glutenintoleranz, vertrage also Weizen, Roggen und Gerste nicht. In der Schweiz ist Zöliakie so gerade mal bekannt. In Oslo hingegen, wo ich gerade bin, ist das ganz normal und war es auch schon bei meinem ersten Besuch vor zwölf Jahren. Da ist mir folgende Geschichte passiert. 

Ich flog zusammen mit einer Kollegin für unseren norwegischen Arbeitgeber nach Oslo. Der Flug war kompliziert, mit einem Zwischenstopp in Paris, wo wir den Anschluss verpassten und als Entschädigung einen Sandwichgutschein bekamen. Für ein glutenhaltiges Sandwich, natürlich. Umtauschen gegen eine Packung Chips oder so war nicht, sodass ich recht hungrig kurz vor Mitternacht in Oslo ankam. Denn, Sie ahnen es, auch in den Flugzeugen gab es als Snack nur Glutenhaltiges. Nach einer kurzen Zugfahrt ins Zentrum von Oslo deshalb nix wie rein in den ersten Burgerladen. «Kann ich einen glutenfreien Burger haben?» – «Du kannst jeden Burger glutenfrei haben», antwortete die Bedienung. Für die meisten Leserinnen und Leser wohl Alltag. Für mich das Paradies.

Im Hotel gab’s zum Frühstück natürlich glutenfreies Brot und glutenfreies Müesli und in der Kirkegata (Kirchstrasse) sogar eine hundert Prozent glutenfreie Bäckerei, wo ich Sandwiches kaufen konnte. Glutenfreie. Die ich essen konnte. Zum ersten Mal in meinem Leben.

Die Bäckerei gibt’s heute nicht mehr, dafür am selben Standort eine Filiale einer Bäckereikette. Diese hat mehrere glutenfreie Brote, Brötchen, Sandwiches und Süssigkeiten im Angebot. In einer separaten Backstube gebacken. In einer stinknormalen Bäckerei. Einfach so. Wie es sein soll. Ich bin für zehn Tage zurück im Paradies!

In der Rubrik «item» halten Redaktorinnen und Redaktoren Beobachtungen aus ihrem beruflichen und privaten Alltag fest.