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Jean Tinguely und andere Rebellen

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Wer an Jean Tinguely denkt, denkt meistens zuerst an seine munter ratternden Maschinen, und bei seiner Ehefrau Niki de Saint Phalle kommen vielen spontan ihre fröhlich-bunten Nanas in den Sinn. Doch hatten beide Künstler auch ihre nachdenklichen und rebellischen Seiten. Dieses Rebellenpotenzial steht nun im Mittelpunkt einer Ausstellung, die bis Sommer 2013 im Espace Jean Tinguely–Niki de Saint Phalle in Freiburg zu sehen ist. «Der Künstler als Rebell» heisst die Schau, und sie widmet sich nicht nur Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle, sondern auch einigen ihrer Künstlerfreunde, die sich mit ihrer Arbeit auflehnten gegen das, was ihnen an der Welt und der Gesellschaft missfiel.

Frühes Rebellentum

Der Espace Tinguely zeigt regelmässig Sonderausstellungen mit Werken aus seiner eigenen Sammlung, die jeweils einem bestimmten Thema gewidmet sind. Dieses Mal sei die Wahl auf die rebellischen Künstler gefallen, weil das Thema sowohl zu Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle als auch zu ihrem Umfeld passe, erklärte Caroline Schuster Cordone, Vizedirektorin des Museums für Kunst und Geschichte und des Espace Tinguely. So machte Niki de Saint Phalle schon in den 1950er-Jahren als Aktionskünstlerin auf sich aufmerksam, vor allem mit ihren Schiessbildern. Und Jean Tinguelys selbstzerstörerische Skulptur «Hommage an New York» aus dem Jahr 1960 ist bis heute eines seiner bekanntesten Werke.

Leidenschaftliche Kämpfe

In der neuen Ausstellung ist Niki de Saint Phalle mit sechs Werken auf Papier vertreten, die zeigen, wie vielfältig die Themen waren, die ihr am Herzen lagen und für die sie sich leidenschaftlich einsetzte. Sie reichten von der Aidsprävention über feministische Anliegen bis zum Klimaschutz. «Alle ihre Kämpfe stehen in engem Zusammenhang mit ihrer Lebensgeschichte», so Caroline Schuster Cordone.

Von Jean Tinguely sind Zeichnungen zum Thema «Retabel» zu sehen, die mit dem Herzstück des Espace, dem «Altar des westlichen Überflusses und des totalitären Merkantilismus», korrespondieren. Das Altarthema steht in Bezug zu Tinguelys Freiburger Wurzeln: Als Kind hatte er in seiner Geburtsstadt als Ministrant gedient; als Künstler setzte er sich später kritisch mit seiner Beziehung zur Religion auseinander.

Aus Tinguelys Besitz

Nebst den Werken von Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle finden sich solche von Eva Aeppli, Ben, Arman, Giovanni Battista Podestà, Daniel Spoerri und Rico Weber. Alle stammen aus dem früheren Besitz von Tinguely und gelangten nach dessen Tod als Schenkung von Niki de Saint Phalle ans Museum für Kunst und Geschichte. Von Eva Aeppli, Tinguelys erster Ehefrau, ist eine Maske zu sehen, auf einem Sockel von Tinguely. Der Waadtländer Ben ist mit der grossformatigen Arbeit «A bas la charité» zu sehen, einem Appell für das Recht aller Völker auf ihre eigene Kultur und einer Anklage gegen die Verlogenheit der westlichen Welt.

Der italienische Art-Brut-Künstler Podestà, den Tinguely bewunderte und dessen Werke er eifrig sammelte, drückte in seinen Arbeiten seine schmerzhaften Erfahrungen als Hilfsarbeiter und als Soldat während der beiden Weltkriege aus. Von Daniel Spoerri, einem Jugendfreund von Tinguely und Aeppli, zeigt der Espace die Skulptur «Angelo delle Nevi», die sich mit der Konsumgesellschaft auseinandersetzt. Vom Franzosen Arman ist eine Arbeit aus der bekannten «Poubelles»-Serie zu sehen, und Tinguelys Freund und Assistent Rico Weber ist mit Objekten aus der Serie «Zap TV» präsent.

Erstmals ausgestellte Fotos

Einen anderen Einblick in das Universum der rebellischen Querdenker rund um Tinguely gibt schliesslich eine Fotogalerie mit Bildern aus dem Nachlass Rico Webers, der nach dessen Tod 2004 als Legat an das Museum gelangte. Die erstmals ausgestellten Fotografien zeigen Tinguely und seine Freunde bei der Arbeit am «Cyclop» oder dem «Crocrodrome» und geben einen Eindruck davon, wie diese gigantischen Werke entstanden sind.

Espace Jean Tinguely Niki de Saint Phalle, Murtengasse 2, Freiburg. Bis August 2013. Mi. bis So. 11 bis 18 Uhr, Do. bis 20 Uhr.

Corinne Aeberhard

Leihgabe: Eisenplastik von Stankiewicz

I m Erdgeschoss des Espace Tinguely ist neu die Eisenplastik «Work» des Amerikaners Richard Stankiewicz (1922 – 1983) zu sehen. Es handelt sich um eine private Leihgabe, wie Caroline Schuster Cordone vom Espace sagte. Die Plastik steht im Dialog mit den Werken aus der neuen Sonderausstellung und jenen aus der Dauerausstellung. Stankiewicz kam 1960 in Kontakt mit den Nouveaux Réalistes und mit Jean Tinguely. Er und Tinguely inspirierten sich gegenseitig: Tinguely kam durch Stankiewicz auf die Arbeit mit Zivilisationsabfällen, während Stankiewicz sich unter Tinguelys Einfluss der Abstraktion zuwandte. cs

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