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Jetzt streikts!

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«Wenn Frau will, steht alles still»: Unter diesem Motto haben am 14. Juni 1991 über eine halbe Million Frauen in der Schweiz ihre Arbeit niedergelegt – ob im Geschäft oder im Haushalt. Sie sind auf die Stras­se gegangen und haben sich dafür eingesetzt, dass die verfassungsrechtlich verankerte Gleichstellung von Mann und Frau schneller in die Tat umgesetzt wird. Der Tag war violett, fröhlich, energievoll und geprägt von Solidarität. Viele dachten damals, dass mit dieser kraftvollen Demonstration die Gleichstellung so richtig in Schwung komme und nicht mehr aufzuhalten sei.

Doch nun sagen die Frauen wieder: «Jetzt streikts!» Der 14. Juni wird erneut zum Frauenstreiktag. Denn der Schwung von 1991 ist irgendwann Anfang des neues Jahrtausends verloren gegangen.

Ein Zeichen setzen

«Noch heute sind Forderungen von 1991 nicht umgesetzt», sagt Marie-Louise Fries. Die 30-Jährige ist Regionalsekretärin der Gewerkschaft Syna und Teil des Organisationskomitees des Freiburgischen Frauenstreik-Kollektivs (siehe Kasten Mitte). «Weil es mit der Gleichstellung nur schleppend vorwärtsgeht, braucht es nun ein Zeichen.»

Marie-Louise Fries zählt auf: Lohngleichheit, genügend Krippenplätze, Blockzeiten an allen Schulen – gibt es immer noch nicht. Hingegen ist die Gewalt gegen Frauen nicht verschwunden. «Weltweit werden jeden Tag 137 Frauen von ihrem Partner oder ihrem Ex umgebracht – und auch in der Schweiz stirbt alle drei bis vier Wochen eine Frau deswegen.»

Die Gewerkschafterin macht darauf aufmerksam, dass viele Frauen im Niedriglohnsektor arbeiten – ob im Detailhandel oder in der Pflege. «Die Pflegearbeit ist anspruchsvoll, körperlich, mit unattraktiven Arbeitszeiten. Sie wird nicht genügend geschätzt.» Wie für viele andere sogenannten Frauenberufe sollten die Löhne in der Pflege ihrer Ansicht nach neu evaluiert werden.

Mehr Flexibilität

Paradox sei, dass gerade die Erwerbstätigkeit von Frauen andere Frauen in schlecht bezahlte Berufe bringe: «Viele erwerbstätige Frauen haben eine Schattenfrau, die jene Arbeit macht, welche die Erwerbstätige nicht mehr selber im Haushalt macht.»

Marie-Louise Fries wünscht sich mehr Flexibilität von den Arbeitgebern, damit die Angestellten ihre Arbeitszeit freier einteilen und auch einmal von zu Hause aus arbeiten können. Und: Teilzeitarbeit soll auch für Männer und in so genannten Männerberufen gefördert werden. «Wir sollten so weit kommen, dass eine Mutter, die zu 100 Prozent erwerbstätig ist, sich genauso wenig rechtfertigen muss wie ein Vater, der zu 60 Prozent arbeitet.» Das Ziel: Alle haben freie Wahlmöglichkeiten.

Frauen haben nicht nur tiefere Löhne und grössere Schwierigkeiten, in die Chefetagen vorzustossen. Sie leisten auch viel mehr Hausarbeit und pflegen deutlich öfter Angehörige als die Männer. Wird in der Schweiz die unbezahlte Arbeit aller Frauen zusammengerechnet, gibt dies jährlich eine Summe von 80 Milliarden Franken. Dies bei einem Bruttoinlandprodukt (BIP) von rund 689,9 Milliarden.

Marie-Louise Fries störte sich schon als kleines Mädchen daran, dass die Lehrerin «die starken Buben» um Mithilfe fragte und dass nicht alle Kinder gleich behandelt wurden. Auch dass Mädchen Röcke tragen sollten, fand sie doof. Als sie ihren Vater auf die Arbeit begleitete und sah, dass auf den Baustellen nur Männer arbeiteten, beschloss sie, dereinst die erste Frau auf einer Baustelle zu sein. Dazu kam es nicht: Marie-Louise Fries studierte an der Fachhochschule für Soziale Arbeit. Während ihres Studiums stellte sie fest, wie konservativ das Familienverständnis in der Schweiz ist und dass Frauen viel stärker von Altersarmut betroffen sind als Männer – weil sie mit ihrer Teilzeitarbeit, mit ihrer Familienarbeit und in ihren schlecht bezahlten Berufen zu wenig Geld für die Rente zurücklegen können.

Zum Umdenken anregen

Darum ist es für Marie-Louise Fries selbstverständlich, am 14. Juni auf die Anliegen der Gleichstellung aufmerksam zu machen. Sie würde diesen Tag nicht unbedingt Frauenstreiktag nennen. «Das Wort Streik kann Frauen abschrecken.» Es gehe doch viel mehr darum, zu sensibilisieren. Denn es gehe bei weitem nicht nur um arbeitspolitische Fragen. «In den Köpfen der Schweizerinnen und Schweizer sind die traditionellen Rollenbilder immer noch stark verankert – das sollten wir ändern.» Marie-Louise Fries möchte darum mit dem Frauenstreiktag ein Umdenken anregen. Bei Mann und bei Frau.

«Ich wusste nicht, dass am 14. Juni der Frauenstreiktag stattfindet. Trotzdem arbeite ich an dem Tag, da ich meinen Kunden nicht zur Last fallen möchte.»

Sandra Gasser

Professionelle Tagesmutter

«Am 14. Juni werde ich auf dem Georgette-Python-Platz in Freiburg sein. Ich mache das auch für meine Mutter, die als Bäuerin gearbeitet und dafür keinen Lohn erhalten hat.»

Anita Johner

Gemeinderätin Düdingen, CSP

«Am 14. Juni bin ich zuerst im Bundeshaus, an der Session. Am Nachmittag werde ich in Freiburg präsent sein, um den Streik mit den Freiburgerinnen zu erleben.»

Ursula Schneider Schüttel

Nationalrätin, SP

«Ich arbeite an dem Tag normal in meinem Restaurant. Streiken ist zudem nicht so mein Ding und ich finde, dass man mit Streiken nicht weiterkommt.»

Trudi Lauper

Wirtin Rest. Sternen Tentlingen

«Am 14. Juni bin ich wohl auf dem Georgettes-Python-Platz. Bereits jetzt zeichne ich Cartoons zum Frauenstreik, die ich via Facebook an Freundinnen und Freunde schicke.»

Ann Lee Zwirner

Murtner Künstlerin

Programm

Symbolischer Moment

Das Freiburger Kollektiv organisiert den ganzen 14. Juni über bis in den Abend hinein auf dem Georges-Python-Platz in der Stadt Freiburg kulturelle Darbietungen und Ansprachen. Food-Trucks versorgen die Demonstrierenden, und ein Hütedienst kümmert sich zwischen 11 und 18 Uhr um Kinder ab vier Jahren. Der Frauenstreiktag beginnt in der ganzen Schweiz um 11 Uhr mit einem Streikaufruf. Dieser wird in jeder Schweizer Stadt öffentlich vorgetragen. Ein Gedenkmoment findet um 15.24 Uhr statt: Dies ist jener Zeitpunkt, ab dem die Frauen gemäss durchschnittlichem Lohnunterschied nicht mehr bezahlt sind. Um 18.30 Uhr macht sich in Freiburg ein Protestzug vom Georges-Python-Platz aus auf einen zwei Kilometer langen Marsch durch die Stadt. Kinder können im Touristen-Züglein mitfahren.

njb

 

Organisation

Ein loses Kollektiv organisiert den Tag

Der Frauenstreik vom 14. Juni 2019 wird von zahlreichen lokalen Kollektiven organisiert, dabei aber national koordiniert. Das Ziel sind möglichst viele Demonstrationen im ganzen Land. Zum Freiburger Kollektiv, das sich in einer Facebook-Gruppe organisiert, gehören zur Zeit rund 180 Frauen. Monatlich finden Treffen statt, welche vom Organisationskomitee (OK) koordiniert werden. Zum OK gehören Salomé Donzallaz von der Bewegung Solidarités, die Gewerkschafterinnen Catherine Friedli, Mélanie Glayre und Marie-Louise Fries sowie die Designerin Vanessa Cojocaru. Zum Kollektiv gehört auch die Arbeitsgruppe «Solidarische Männer».

njb

 

Zahlen und Fakten

«Gleicher Lohn für gleiche Arbeit»

Die Schweiz liess sich Zeit mit der formellen Gleichstellung der Frauen. 1971 führten die Männer das Frauenstimmrecht ein. Die Schweiz war damit eines der letzten europäischen Länder, welches seiner weiblichen Bevölkerung die vollen Bürgerrechte zugestand. 1981 wurde der Gleichstellungsartikel in der Bundesverfassung verankert. Seither steht in der Bundesverfassung: «Mann und Frau sind gleichberechtigt. Das Gesetz sorgt für ihre Gleichstellung, vor allem in Familie, Ausbildung und Arbeit. Mann und Frau haben Anspruch auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.» 1996 trat das Bundesgesetz zur Gleichstellung in Kraft, das Diskriminierungen im Erwerbsleben verbietet.

njb

 

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