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Junger Ex-Staatsarchivar rastet aus

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Junger Ex-Staatsarchivar rastet aus

Streit um Vorfahrt führt in Bulle zu Tätlichkeiten

In Bulle eskaliert ein einfacher Streit um die Vorfahrt zwischen zwei Fahrzeuglenkern zu einer handfesten Schlägerei! Zumindest einer der beiden Verkehrsteilnehmer scheint alkoholisiert gewesen zu sein.

Von DAVID BLANCK*

Im Winter 1792 wird das Leben im friedlichen Städtchen Bulle von einer schrecklichen Gewalttat überschattet. Noch am Tag des Geschehens, dem 19. Januar, verfasst der damalige Landvogt von Bulle, Tobie de Buman (1745-1824), einen detaillierten Bericht an die gnädigen Herren von Freiburg. Dieses Schreiben befindet sich heute im Familienfonds de Courten im Staatsarchiv Freiburg, zusammen mit fünf weiteren Briefen aus der Korrespondenz de Bumans zur gleichen Angelegenheit.

Ausgangspunkt des Berichtes ist eine Anzeige des Alt-Staatsarchivars Simon Tobie de Raemy (1761-1837), der zusammen mit Antoine de Müller (1753-1835), dem Landvogt von Kastels (Châtel-St-Denis), an diesem Donnerstag in einem Wirtshaus von Bulle zu Mittag gegessen hatte und anschliessend nach Freiburg fahren wollte. Am Stadttor kommt es dann zum Streit mit einem Anwohner, der mit seinen zwei Heuschlitten zur gleichen Zeit den engen Durchgang passieren wollte wie die Kutsche der beiden Patrizier, «und dieser Unbekanter bey dieser Gellegenheit gediten wohledelgebohrnen alt Archivist von Räymy mit groben und ungebührlichen Worten begegenet».

De Raemy, gewillt sich Respekt zu verschaffen, verlangt von dem Mann, dass er seinen Hut abnehmen solle, und reisst ihm diesen gleich selber vom Kopf. Darauf kommt es zum Handgemenge, «worauf der Unbekante ihme einen Streich mit der Hand versezt, so er selbsten hat abwähren (abwehren) mögen, auf diesem hin ist der Unbekante durch diesem wohledelgebohrnen Herren nidergeworfen, und durch ihne und den Kutschner bey den Harren (Haaren) gegen den Schlos geführt worden».

Daraufhin stürzen sich mehrere Leute auf den Kutscher und in der nun folgenden Schlägerei verschwindet der eigentliche Verursacher. Diese Darstellung der Ereignisse durch de Buman wird, wie wir noch sehen werden, von de Rämy und de Müller bestritten.

Die Staatsmacht greift ein

De Buman fährt fort: «da das Geschäft zimlich stuermisch aussahe, und eine grosse Volks-Menge beyeilte, da wir Wochen-Mark(t) hatten, und ein jedweder Partey nahme, so hab ich mich, auf Begeren des wohledelgebohrnen Herr Archivist, obwohlen ungehrn, zur Vorbeygung grösserer Üblen, selbsten auf das Ohrt begeben.» Der Landvogt stellt die Ordnung wieder her und lässt einen gewissen Barras von Crésuz verhaften, der anfänglich zusammen mit seinem Bruder als Auslöser der Schlägerei galt.

Weitere Nachforschungen ergeben dann aber, dass der eigentlich Gesuchte Claude Tenterey heisst, aus Bulle stammt und ständig betrunken sein soll. Er war vom Kutscher so hart geschlagen worden, dass er zuhause im Bett liegt. Der Kutscher, der auch nicht mehr ganz nüchtern war, hat während des Tumults links und rechts Peitschenhiebe verteilt und dabei unter anderem den Weibel Sudan getroffen, während dieser versuchte, die Streitenden zu trennen.

De Buman entlässt daraufhin die Gebrüder Barras fürs erste, obwohl er sie wegen der Prügelei mit dem Kutscher noch belangen will, und weist in seinem Bericht ausdrücklich darauf hin, dass die übrigen Schläger allesamt aus den Gemeinden Crésuz, Charmey, Corbières und Broc stammen, und damit also nicht aus seiner Vogtei. Er schliesst den Brief mit der Bitte um Anweisungen aus Freiburg, ob nun Tenterey für die Beschimpfung de Raemys eingesperrt werden soll, «obwohlen er sich überaus beklagt, von den gediten wohledelgebohrnen Herr Archivist von Raymy zimlich stark bey den Harren gezogen worden zu seyn, und dass ihme sein Hüt von dem Koff seyn abgenohmen worden».

Der Tatort

Der genaue Ort des Geschehens lässt sich nicht mit letzter Sicherheit feststellen. Im Bericht ist nur von einem «zimlichen engen Weeg und Thor» die Rede, was auf eines der drei Stadttore des damals noch von seinem mittelalterlichen Mauergürtel umgebenen Städtchens hinweist. Das untere Tor an der Nordseite, durch welches die Strasse nach Riaz, Richtung Freiburg, führt, musste von der Kutsche passiert werden, jedoch erwähnt von Raemy in einem späteren Brief an den Landvogt, dass sie sich in unmittelbarer Nähe des Schlosstores befanden.

Die Burg mit dem charakteristischen Bergfried liegt aber am Südende der mittelalterlichen Stadtanlage, gleich neben dem Obertor, dem einzigen Ausgang nach Süden, Richtung Romont, Vevey, Greyerz und Montbovon. Auch de Buman, der zur Tatzeit im Schloss war, hätte von dort aus wohl kaum so schnell etwas von einem Tumult und Menschenauflauf am unteren Tor mitbekommen. Es spricht also einiges für das 1837 abgerissene Obertor, und die Kutsche der beiden Staatsdiener wollte am Buller Markttag, der seit 1628 jeweils am Donnerstag stattfand, den Ort durchqueren, als es zu dem folgenschweren Wortwechsel an dem Verkehrsnadelöhr kam.

Die handelnden Personen

Der Verfasser des Berichtes, der sich nolens volens mit der Angelegenheit befassen musste, war kein Anfänger. Schon sein Vater, François Ignace de Buman (1716-1788), hatte als Landvogt im Schloss von Bulle residiert, und er selbst bekleidete ab 1765 verschiedene Ämter und Positionen in der Republik Freiburg, unter anderem als Mitglied des Grossen und Kleinen Rats. Später sollte er als Tagsatzungsgesandter in den Tessiner Vogteien (1797) und als Gefangener der Franzosen im Schloss Chillon (1798) von sich reden machen. Von 1803 bis zu seinem Tod 1824 war er Mitglied des Kleinen bzw. des Staatsrats.

Auch Simon Tobie de Raemy (de Bertigny), von 1784 bis 1789 Staatsarchivar, hat in seiner langen politischen Karriere die Geschicke des Kantons mitgeprägt. Er hatte unter allen Regierungen bis 1830 wichtige Positionen inne. Einige Monate nach dieser Geschichte übernahm er das Amt des Staatskanzlers, gehörte zur Zeit der Helvetischen Republik der provisorischen Regierung und der Verwaltungskammer an und sass von 1803 bis 1830 ebenfalls im Staatsrat.

Nur am Kragen gepackt

Dem erfahrenen Politiker Tobie de Buman war die ganze Angelegenheit sichtlich unangenehm. Und wie er schnell feststellen musste, war der aufgebrachte de Raemy nicht bereit, diese Angelegenheit ihren normalen Gang gehen zu lassen. Stattdessen wurde dieser schon am nächsten Tag in Freiburg beim Schultheissen vorstellig und informierte ihn «avec la plus scrupuleuse verité de tous les détails et des moindres circonstances de cette affaire», so de Raemy in einem Schreiben vom 21. Januar 1792 an den Landvogt von Bulle.

Der Schultheiss François Romain de Werro (1716-1794) war ein Bekannter des Alt-Archivars, und die beiden tauschten sogleich die Briefe aus, die sie aus Bulle erhalten hatten. De Raemy bekam also den oben zitierten offiziellen Bericht de Bumans zu lesen und war damit gar nicht einverstanden. Er sei überrascht gewesen, so schreibt de Raemy, dass der Vogt von Châtel kaum erwähnt werde. Dabei habe dieser doch als erster mit Tenterey gesprochen, der übrigens nüchtern wirkte, und er, de Raemy, sei dazugekommen und habe miterlebt, welch arroganten Ton der Mann vor versammelter Menge gegenüber einem Vertreter der Staatsmacht anschlug, «le chapeau sur la tête».

Da Tenterey nicht auf die Aufforderung reagierte, nahm ihm de Raemy den Hut vom Kopf. Er bestreitet

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