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Kampf gegen die Wegwerfmentalität

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Kampf gegen die Wegwerfmentalität

Gartenzwerge, Schallplatten und Eheringe im Brockenhaus

Was die einen wegwerfen, können andere noch lange gebrauchen. Das ist die Philosophie der Brockenhäuser und Fundgruben. Silvia und Hans-Jörg Schneider sagten der Wegwerfgesellschaft den Kampf an.

Von ILONA STÄMPFLI

Die Abfallmenge widerspiegelt die Wirtschaftslage und den Lebensstil einer Gesellschaft. Wer kaufen kann, produziert auch Abfall. Weltweit werden heute siebenmal mehr Konsumgüter produziert als noch vor 50 Jahren. Der Müll nahm gleichermassen zu. In der Schweiz werden jährlich rund 3,15 Mio. Tonnen Altmaterial (430 Kilo pro Person) verbrannt. Ein grosser Teil wird aber verwertet und rezykliert oder eben in Brockenhäusern verkauft. Statt den alten Pelzmantel und die Kinderspielsachen auf den Müll zu werfen, werden sie von anderen Leuten weiterverwendet – eine schöne Philosophie, die seit ein paar Jahren sogar richtig «in» ist. Die orange Vase aus den sechziger Jahren ist die perfekte Ergänzung zur Ikea-Einrichtung und der uralte Sessel passt ausgezeichnet zur Designer-Polstergruppe. «Es kommen vermehrt auch junge Leute, die das Neue mit Altem kombinieren wollen. Sehr gefragt ist zum Beispiel das Rössler-Geschirr aus den 70er Jahren», sagt Silvia Schneider. Sie und ihr Mann Hans-Jörg führen die Fundgrube A-Z in Flamatt – ein Gebrauchtwaren-Supermarkt.

Ordnung muss sein

Mit einem Tisch und wenigen Occasionsgegenständen fing Hans-Jörg Schneider 1985 mit dem «Secondhand»-Geschäft an. Heute sind es über 100 000 Artikel, die auf einer Fläche von 6000 Quadratmetern in vier Gebäuden und Scheunen verkauft werden. «Man kann alles brauchen, was nicht kaputt ist. Sogar die kleinste Eisenstange oder eine Glasscheibe findet an einem anderen Ort wieder Verwendung», beteuert der gelernte Schreiner.

Den Weg in die Brockenstube finden zum einen Sammler und Schnäppchenjäger, zum anderen Leute, die etwas Spezielles suchen. Zum Beispiel der ältere Herr, der um neun Uhr morgens den Laden betritt und nach einem Wasserhahn fragt. Souverän beschreibt Hans-Jörg Schneider den Weg zum gefragten Objekt: «Im zweiten Gebäude, hinter der Glaswand, ziemlich weit vorne, in den Kisten im Gestell. Da sollte es sowas haben.» Er hat den Überblick. Das aufblasbare Sofa, die esoterischen Bücher, Barhocker, Gartenzwerge, Salatschüsseln oder Schallplatten: Alles hat seinen festen Platz in der Fundgrube.

Ein Schnäppchen für Kenner

«Es sind Leute aus allen Gesellschaftsschichten, die Sachen bei uns abgeben», erzählt Silvia Schneider. Kinder, die ihr Aquarium nicht mehr wollen, Leute, die ihren Keller oder den Hausrat von Verstorbenen ausräumen. Die Schneiders bieten einen Wohnungs- und Hausräumungsdienst an: Die Entsorgung ist für die Kunden gratis, im Gegenzug dürfen die Schneiders den «Abfall» verhökern.

Den Wert der Objekte richtig einzuschätzen ist schwierig. «Nach jahrelanger Erfahrung haben wir es langsam im Griff», sagt Silvia Schneider, Mutter zweier Kinder. Es sei aber durchaus schon vorgekommen, dass sie den Wert eines begehrten Gegenstandes nicht erkannt hätten. Dann hat sich die Schnäppchenjagd der Sammler und Kenner einmal mehr gelohnt.

Alte Erinnerungen und Fotos

Was Silvia Schneider nicht versteht: «Wenn die Leute ihr Fotoalbum, ihre Erinnerungen oder sogar den Ehering in die Fundgrube geben.» Diese Menschen wollen loswerden, was nicht mehr in ihr Leben passt, können es aber trotzdem nicht ohne Gewissensbisse in den Kehrichtsack werfen.

«Einmal brachte jemand ein nigelnagelneues Pfannenset. Es war sogar noch verpackt. Ich brauche die Pfannen heute in der eigenen Küche. Sie sind tipptopp», erzählt Silvia Schneider. Die Familie hat ihre Wohnung hauptsächlich mit Gebrauchtwaren ausgestattet. Wenn die neu eingetroffene Kommode aus der Fundgrube zur restlichen Einrichtung passt, wird sie gegen die alte ausgewechselt. «Wer seine Wohnung von einem Tag auf den anderen einrichten will, ist mit Gebrauchtwaren nicht gut bedient», sagt Hans-Jörg Schneider. Es brauche Zeit und Geduld, bis zum Esstisch auch die passenden Stühle gefunden werden und das Geschirr-Set vollständig ist.

«Aus Alt mach Neu»

Die Occasionswaren im Brockenhaus sind zwar nicht kaputt, viele Dinge sind aber trotzdem nicht mehr einwandfrei: Da fehlt ein Reissverschluss an der Hose, der Porzellanhund steht nur noch auf drei Beinen und dem Schrank fehlen die Tablare. «Die Dinge leben. Es steckt eine Vergangenheit, eine Geschichte in ihnen. Das macht es ja so interessant», philosophiert die Geschäftsfrau. «Aus Alt mach Neu», sagt sich dann der Profi. Der Innendekorateur polstert das Sofa neu und überzieht es mit einem modernen Stoff. Der Bijoutier versieht die alte Halskette mit einem neuen Verschluss und der Schreiner zimmert dem Schrank eine neue Türe.

Die Natur als Müllhalde

Ungewohnte Ausmasse nimmt das «Littering» an, die Entsorgung der Abfälle in der freien Natur. Die Verunreinigung von Strassen und Plätzen durch liegengelassene Abfälle hat stark zugenommen. Um die Entsorgungskosten zu sparen, werfen immer mehr Leute das alte Mofa oder den defekten Fernseher in den Wald. Rund 150 000 Tonnen der unterschiedlichsten Apparate – Handys, CD-Player, Haartrockner und Waschmaschinen – werden jährlich in die Schweiz importiert und verkauft. Nach kürzerem oder längerem Gebrauch werden diese Geräte weggeworfen.
Hans-Jörg und Silvia Schneider jedenfalls lassen sich nicht vom Konsumwahn anstecken. Sie geben den Kampf gegen die Wegwerfgesellschaft nicht auf.

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