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Kampf mit ungleich langen Spiessen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

 Ist der Verkauf von Wasserkraftwerken auch für Groupe E ein Thema? Generaldirektor Dominique Gachoud beleuchtet die Probleme der Branche aus seiner Sicht.

 

 Groupe E besitzt rund 7 Prozent von Alpiq, und Alpiq weist für 2015 ein Defizit von 830 Millionen Franken aus; somit trägt Groupe E rund 60 Millionen an diesem Defizit. Stimmt diese Rechnung?

Die Berechnung ist korrekt. Wir sind aber nur indirekt über die EOS Holding beteiligt, welche die Anteile an Alpiq besitzt. Das Minus von 60 Millionen Franken ist ein buchhalterischer Wert. Es hat keinen Einfluss auf unseren Cashflow. Dennoch wird der Wert unserer Beteiligung an Alpiq in unserer Bilanz um diesen Betrag sinken. Am Ursprung liegt eine Wertberichtigung der Aktiven: Weil der Preis für Strom zurückgegangen ist, sind für Alpiq auch die Anlagen, welche Strom produzieren, weniger wert. Bei einem Verkauf gäbe es weniger Geld dafür.

 

 Warum besitzt Groupe E über die EOS Anteile an Alpiq?

Das hat historische Gründe. EOS, Energie de l’Ouest-Suisse, war ursprünglich Besitzerin der Staumauern und Anlagen. Die vor bald 100 Jahren gegründete EOS hatte zum Ziel, Anlagen zu bauen, welche die Stromproduktion ihrer Aktionäre ergänzen sollten. Die ehemaligen Freiburger Elektrizitätswerke, Ensa, Romande Energie sowie die Städte Lausanne und Genf hatten nicht mehr die Möglichkeit, die Produktion auf ihrem Verteilgebiet auszubauen. Ausserdem waren die Kosten für diese Grossanlagen enorm hoch. Man spannte also zusammen, um grosse Investitionen zu tätigen. Lange funktionierte das gut. Wir hatten bei EOS 23 Prozent Anteile; als EOS mit Atel zu Alpiq fusionierte, reduzierte sich unser Anteil an der neuen Gesellschaft auf 7 Prozent.

 

 Kann Groupe E diese Anteile nicht loswerden?

Diese Anteile belasten Groupe E derzeit, weil der Strommarkt durch sehr tiefe Preise geprägt ist. Als die Marktpreise noch höher lagen, profitierten wir von diesen Anteilen. Wir müssen noch etwas berücksichtigen: die Sicherheit der Stromversorgung. Die Energie, welche wir von Alpiq durch langfristige Lieferverträge beziehen, garantiert uns, dass wir unsere gesamte Kundschaft stets versorgen können. Wir haben nicht genügend eigene Produktionsmittel.

 

 Man spricht heute von Produktionskosten von 6 bis 6,5 Rappen und Marktpreisen von 2,5 bis 2,8 Rappen pro Kilowattstunde. Gilt das auch für Groupe E?

Diese Durchschnittspreise sind irreführend. Aussagekräftiger sind die effektiven Preise, die einen gewissen Zeitraum abdecken, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Wasserkraft hat den Vorteil, Strom dann liefern zu können, wenn die Preise höher sind. Während eines Tages kann der Preis mal bei 2 Rappen und dann wieder bei 5 Rappen liegen. Auch sind unsere Anlagen unterschiedlich leistungsfähig. Das Kraftwerk Hauterive kann zum Beispiel für rund 5 Rappen produzieren, bei kleineren Anlagen wie Lessoc kostet es gegen 7 Rappen. Der Durchschnittspreis hängt auch davon ab, wie viel Wasser wir über ein Jahr haben. In einem sehr nassen Jahr sind die Produktionskosten pro Kilowattstunde tiefer. Die Wassermenge variiert, aber die Kosten der Anlagen sind fix.

 

 Inwiefern sind die Probleme von Alpiq auch jene von Groupe E?

Wir haben diese Probleme auch bei Groupe E, aber in einem geringeren Mass. Alpiq hat nur Kunden, welche Strom direkt vom Markt beziehen, und muss deshalb in Konkurrenz zu anderen Anbietern treten. Wir hingegen haben zwei Arten von Kunden: jene, die vom Marktpreis profitieren und etwa die Hälfte unserer Energie beziehen, und die anderen Kunden, die noch keinen Zugang zum Strommarkt haben, weil dieser bis heute nicht völlig offen ist. Ihnen können wir kostendeckende Preise verrechnen. Die Unterscheidung ist grob jene zwischen Firmen und Privathaushalten; die Grenze liegt bei einem Konsum von 100 000 Kilowattstunden.

 

 Warum gibt es diese Unterscheidung bei Alpiq nicht?

Sie haben keine direkten Kunden. Sie verkaufen an Verteiler, welche an die Endkunden liefern. Das ist ihr grosses Problem. Wenn der Markt ganz geöffnet wird, werden wir uns in der gleichen Situation wie Alpiq befinden. Sind die Marktpreise dann immer noch so tief, wird das für uns ernsthafte Folgen haben.

 

 Wann soll diese komplette Öffnung stattfinden?

Bundesrätin Leuthard hatte ursprünglich von 2018 gesprochen. Sie hat dann aber den Schritt aufgeschoben, ohne einen neuen Zeitpunkt anzukündigen. Ich stelle mich ungefähr auf das Jahr 2020 ein. Wenn der Markt noch nicht sofort geöffnet wird, hilft das Unternehmen wie Groupe E.

 

 Die Produktionskosten beinhalten den Wasserzins als Abgabe an die öffentliche Hand. Wie bezahlt Groupe E?

 Wir bezahlen diesen Zins für unsere Wasserkraftanlagen an die Kantone, in denen sich die Anlagen befinden, hauptsächlich an Freiburg. Der Wasserzins beträgt 110 Franken pro Kilowatt installierte Leitung; er stützt sich also auf die theoretische Maximalleistung der Kraftwerke. Für Groupe E macht das einen Betrag von ungefähr 8 Millionen Franken pro Jahr aus. Umgerechnet auf die Produktionskosten sind das mehr als 1,5 Rappen pro Kilowattstunde.

Es ist also ein fixer Betrag?

Ja. Sie sprechen da einen wunden Punkt an. All jene, welche die Wasserkraft unterstützen möchten, sind der Meinung, dass die Kantone, wo sich die grossen Wasserkraftwerke befinden, sich weniger gierig zeigen sollten. Dann könnte auch der Bund seinen Beitrag leisten. Aber wer macht den ersten Schritt? Natürlich sind Kantone wie Wallis, Bern, Tessin und Graubünden mit den grössten Anlagen gegen eine Senkung des Wasserzinses. Sie sehen diesen als Entschädigung für das Zurverfügungstellen des Bodens und des Rohstoffes Wasser an.

 

 War es ein Fehler, einen fixen Wasserzins zu vereinbaren, statt einen variablen, der vom Strompreis abhängig ist?

Diese Variante steht tatsächlich zur Diskussion. Dass man bei einem tiefen Strompreis nicht den gleichen Wasserzins bezahlen muss, wie wenn der Preis hoch ist, wäre besser an die Realität des Marktes angepasst. Das Prinzip des Wasserzinses ist national festgelegt. Es steht jedoch jedem Kanton frei, ob er den maximal möglichen Zins von den Stromproduzenten einfordert.

 

 Alpiq will 49 Prozent ihrer Stauseen verkaufen. Ist dies auch für Groupe E denkbar?

 Man kann ja Staudämme und Kraftwerke nicht ins Ausland verschieben. Alpiq will die Anlagen in einer Gesellschaft vereinen, und Dritte könnten dann Anteile bis zu 49 Prozent dieser Gesellschaft kaufen. Wir streben ein solches Vorgehen absolut nicht an, weil wir nicht in der gleichen Ausgangslage sind. Aber wir können uns natürlich fragen, ob wir Anteile an dieser neuen Alpiq-Gesellschaft kaufen. Angesichts unserer heutigen Produktionsanlagen, den Entwicklungen im Strommarkt und unserer bestehenden Beteiligung an Alpiq ist unser Interesse aber sehr gering.

 

 Alpiq strebt an, dass die öffentliche Hand in Zukunft Betriebsverluste deckt …

So habe ich das noch nie gehört. Die öffentliche Hand könnte helfen, wenn sie bessere Rahmenbedingungen für die Wasserkraft setzt. Eher käme infrage, dass der Endkunde für den Wasserzins bezahlen müsste; es wäre einfach eine Linie mehr auf der Stromrechnung. Das wird geprüft.

Und stösst das auf Widerstand?

Die Wasserkraft bringt den Kantonen einen Wasserzins, aber die erneuerbaren Energien wie Solarstrom, Windkraft, Biomasse erhalten über die kostendeckende Einspeisevergütung Gelder, die es erlauben, diese Energie auf das Niveau der Marktpreise zu bringen. Es ist verständlich, dass sich die Wasserkraft dagegen wehrt. Denkbar wäre, dass ein Teil der Vergütung auch der Wasserkraft zugutekommt.

 

 Als Grund für den tiefen Strompreis wird immer wieder Deutschland erwähnt.

Der Kunde zahlt dort mehr als 6 Rappen für die erneuerbaren Energien, deshalb gibt es in Europa ein Überangebot. Dazu wurden Kohlekraftwerke immer noch nicht stillgelegt. Das wirtschaftliche Klima hat dazu geführt, dass der Konsum zurückgegangen ist, und die Massnahmen zur Energieeffizienz tragen Früchte.

 

 Ist die Liberalisierung des Strommarktes gescheitert?

Sie hatte unerwartete Folgen für die Produzenten, weil sie unter verfälschten Bedingungen stattfand. Subventionierte und nicht subventionierte Energiequellen stehen einander gegenüber: Die Marktteilnehmer kämpfen nicht mit gleich langen Spiessen–es ist eine Wettbewerbsverzerrung.

 

 Wo liegt die Lösung?

Ich bin für die schrittweise Aufhebung der Subventionen. Diese waren gut, um erneuerbare Energien zu lancieren, aber man sollte sie nicht über eine lange Dauer aufrechterhalten. Ich glaube, in Bern wird man sich dessen bewusst. Die Probleme von Alpiq haben etwas Gutes: dass das Thema jetzt auf den Tisch kommt.

Man kann Staudämme und Kraftwerke nicht ins Ausland verschieben.

Dominique Gachoud

Generaldirektor Groupe E

Der Fall Alpiq: «Verkauf des Tafelsilbers»

D er international tätige Schweizer Energiekonzern Alpiq mit Holdingsitz in Lausanne und operativen Zentren in Olten und Zürich hat diesen Monat seinen Jahresbericht vorgestellt: Er weist für 2015 ein Defizit von 830 Millionen Franken aus. Gleichzeitig kündigte der Konzern an, er wolle fast die Hälfte seiner Stauseen verkaufen. Dass sich Alpiq von Vermögenswerten trennen würde, war erwartet worden, das Ausmass überraschte jedoch die Analysten. Von einem «Verkauf des Tafelsilbers», einer «Verzweiflungstat» in einer «desolaten Lage» war die Rede. Als Grund für den Schritt wurden die hohen Produktionskosten für Wasserkraft im Verhältnis zum derzeit tiefen Strompreis auf dem Markt geltend gemacht. Die Ankündigung löste eine Diskussion um die Wirtschaftlichkeit von Wasser- und Atomkraftwerken aus.

Weiter berichteten verschiedene Medien über ein Strategiepapier, das Alpiq in Auftrag gegeben hatte. Gemäss diesem soll der Staat dazu gebracht werden, Stauseen zu subventionieren und die nicht rentablen Kernkraftwerke zu retten. Der Plan sieht vor, über eine längere Zeit mit Studien eine pessimistische Stimmung zu verbreiten, Medien zu instrumentalisieren und Politiker für die Sache der Stromproduzenten zu gewinnen.

Prompt legten Politiker Rettungsvorschläge für die Wasserkraft in Form einer Auffanggesellschaft und eines Staatsfonds auf den Tisch, berichtete daraufhin die Nachrichtenagentur SDA. Alt-Bundesrat Christoph Blocher schlug vor, Atomkraftwerke zu subventionieren.

Andere Stromkonzerne wollen bisher noch nicht mitziehen. Für Axpo-Chef Andrew Walo ist eine Auffanggesellschaft «kein gangbarer Weg», so die SDA. Die Bernischen Kraftwerke BKW präsentierten diese Woche ihrerseits einen Betriebsgewinn für 2015 von 382 Millionen Franken und bekundeten Interesse an den Alpiq-Anteilen. Groupe E wird ihr Ergebnis aus dem letzten Jahr im Mai präsentieren. uh/sda

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