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Kampf um Münzen und Noten: Zwei Volksinitiativen wollen eine Bargeld-Pflicht für alle einführen

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Noch ist Bargeld breit akzeptiert. Dennoch warnt die Nationalbank vor einer Negativspirale.

Im Zürcher «Cooper’s Pub» beim Bahnhof Oerlikon wurden die neuen Spielregeln im März vor einem Jahr gesetzt: «We will be cashless from 10th March 2023», lautete die Ankündigung. Seitdem gibt es Bier nur noch gegen Plastikkarten, Apple Pay und Co. Münz und Noten werden nicht mehr akzeptiert.

Das Pub jedoch ist eine Ausnahme, wie eine Umfrage der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zeigt. Bares ist demnach in der Schweiz weiterhin breit akzeptiert. So können die Konsumentinnen und Konsumenten bei 92 Prozent von 1750 befragten Unternehmen noch mit Bargeld bezahlen. Das ist zwar etwas weniger als noch vor zwei Jahren. Dennoch bleibe die Akzeptanz von Bargeld in der Schweiz hoch, betonte SNB-Vize Martin Schlegel bei der Präsentation der Studie. In der Gastronomie und dem Detailhandel liegt der Wert gar bei 96 Prozent.

Und das wird sich nicht so schnell ändern: Nur gerade 7 Prozent der befragten Unternehmen wollen gemäss der SNB in den nächsten zwei Jahren die Bargeldakzeptanz einschränken. Derweil geben 6 Prozent an, die Annahme von Bargeld auszuweiten. Entscheidend für die Unternehmen ist also letztlich das Verhalten der Kunden. Solange diese mit Bargeld bezahlen, wollen es die Geschäfte auch annehmen.

Zudem erkennen die befragten Unternehmen einen Vorteil im Bargeld: Die schätzen Noten und Münzen als das günstigste Zahlungsmittel ein. Sie glauben, dass das Sortieren, Abrechnen und Einzahlen weniger kostet als die Gebühren für Kartenzahlungen. Ein Trugschluss, wie eine Studie der Universität St. Gallen zeigt.

Nationalbank warnt vor «Negativspirale»

Bargeld geniesst bei Handel und der Gastronomie also noch viel Rückhalt. Dennoch zeigt sich Schlegel alarmiert. Wenn Konsumenten kaum mehr Bargeld benutzten, verteure sich der Betrieb der Geldautomaten. Als Folge bauen die Finanzinstitute ihre Automaten ab, was wiederum den Zugang der Konsumenten zu Bargeld erschwert. Gleichzeitig stellen Läden, Restaurants und Coiffeurs vermehrt auf andere Zahlungsmittel um. Beide Entwicklungen verstärkten sich gegenseitig.

Einer solchen «Negativspirale» sollte gemäss Schlegel möglichst früh entgegengewirkt werden. Das ist auch ein Grund, wieso die SNB einen runden Tisch und eine Expertengruppe zum Thema einberuft.

Aktiv ist auch der Bundesrat, wenn auch nicht ganz freiwillig. Auslöser dafür ist die Initiative «Bargeld ist Freiheit». Das Volksbegehren wurde von der Freiheitlichen Bewegung Schweiz (FBS) lanciert und fordert, dass Münzen oder Banknoten immer in genügender Menge zur Verfügung stehen sollen. Ausserdem müsse ein allfälliger Ersatz des Schweizerfrankens durch eine andere Währung Volk und Ständen zur Abstimmung unterbreitet werden.

Gegenvorschlag zur ersten Bargeld-Initiative kommt Ende Juni

Der Bundesrat hat sich entschieden, dem Volksbegehren einen direkten Gegenvorschlag gegenüberzustellen. Konkret schlägt der Bundesrat vor, zwei Sätze aus dem Gesetz auf Verfassungsstufe zu heben: «Die schweizerische Währungseinheit ist der Franken» und «die Schweizerische Nationalbank gewährleistet die Bargeldversorgung». Damit will der Bundesrat gemäss eigenen Angaben «die wichtige Bedeutung von Bargeld für Wirtschaft und Gesellschaft» untermauern.

Die Vernehmlassung ist abgeschlossen, der Bundesrat dürfte Ende Juni, und damit noch vor den Sommerferien, die Vorlage zuhanden des Parlaments verabschieden.

Doch damit ist es nicht getan. Denn während sich Bundesbern mit der besagten «Bargeld ist Freiheit»-Initiative herumschlägt, sammelt die FBS-Bewegung bereits Unterschriften für das nächste Volksbegehren. Mit der «Bargeld-Initiative II» soll gemäss den Urhebern eines sichergestellt werden: «Wer mit Bargeld bezahlen will, muss mit Bargeld bezahlen können!»

Konkret müsste der Bund gemäss Initiativtext dafür sorgen, dass bei den öffentlichen Diensten, insbesondere beim öffentlichen Verkehr, im Detailhandel und überall sonst, wo etwas direkt vor Ort bezahlt werden kann, Bargeld akzeptiert wird. Die Geschäfte dürften demnach weder einzelne Kunden mit Zusatzgebühren bestrafen oder gar abweisen, nur weil diese mit Münzen oder Banknoten bezahlen möchten, noch umgekehrt solche belohnen, die auf Bargeld verzichten.

Der Ärger über die Kartengebühren ist jeweils gross, bei den Konsumentinnen und Konsumenten, aber auch bei der Bäckerei, der Kleiderboutique oder dem Restaurant. Doch trotz aller unliebsamer Gebühren: Kredit- und Debitkarten sind gar nicht so teuer. Das teuerste Zahlungsmittel überhaupt ist das Bargeld. So lautet der auf den ersten Blick überraschende Befund von Tobias Trütsch, Geschäftsführer des Center for Financial Services Innovation an der Universität St. Gallen (HSG).

In einer breit angelegten Studie hat er die gesamtwirtschaftlichen Kosten der verschiedenen Vor-Ort-Zahlungen in der Schweiz untersucht. Diese beliefen sich 2022 auf rund 7,3 Milliarden Franken, was 0,95 Prozent des hiesigen Bruttoinlandprodukts (BIP) entspricht. Mit 5,2 Milliarden Franken verursachen die Bargeldzahlungen den Löwenanteil. Die Kosten für Kreditkarten belaufen sich auf 1,1 Milliarden, diejenigen für Debitkarten auf 1 Milliarde Franken. Bargeld sei immer am teuersten, sagt Trütsch, ganz egal, ob die Gesamtkosten, die Durchschnittskosten oder die Grenzkosten analysiert würden.

Die Unternehmen jedoch, so hat eine Umfrage der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gezeigt, schätzen Bargeld als das günstigste Zahlungsmittel ein. Die Diskrepanz zu seinen Befunden erklärt Trütsch damit, dass es bei Kredit- und Debitkarten viele direkte und damit sichtbare Kosten gebe – in Form von Gebühren oder Terminalkosten. Beim Bargeld hingegen fallen indirekte Kosten an, insbesondere in Form von Arbeitszeit, die fürs Einzahlen und Abrechnen des Bargelds verwendet wird. «Diese Arbeitszeit wird von vielen Unternehmen bei ihrer Kostenanalyse nicht einberechnet.» Ebenso wenig wie allfällige Verluste oder das Halten eines Tresors.

Den grössten Kostenanteil beim Bargeld trägt jedoch der Finanzsektor, also die Banken und die Post, die dafür sorgen, dass die Noten und Münzen in Umlauf kommen. Sie betreiben Schalter, Automaten und beauftragen Geldtransporte. Das alles sei mit hohen Fixkosten verbunden, sagt Trütsch. 

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