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Keine Redwood-Besichtigung

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Keine Redwood-Besichtigung

Bundespräsident Schmids Überraschungsbesuch galt ganz klar der Strafanstalt

Kurz und bündig war der Besuch von Samuel Schmid in der Strafanstalt Bellechasse am Donnerstag. Und mit dem benachbarten Redwood-Gelände habe seine Visite nichts zu tun, gab der Bundespräsident zu verstehen.

Von PATRICK HIRSCHI

«Wenn man euch Journalisten nicht einlädt, ist es nicht gut. Wenn man euch einlädt, ist es Populismus.» Samuel Schmid wirkte leicht verärgert. Ein etwas überambitionierter Radiojournalist hat ihm gerade vorgeworfen, dass der so genannte Überraschungsbesuch ja doch nicht so überraschend sei, wenn die Presse im Voraus darüber informiert werde.

Doch die schlechte Laune ist schnell wieder vorbei. Der Bundespräsident besichtigt zwei Gefängniszellen, anschliessend plaudert er mit Insassen in einer Werkstatt sowie mit Wärtern.

Diese Gespräche finden unter Ausschluss der Medien statt. Und auch die Fotografen müssen sich an strikte Vorgaben halten. Noch vor Ort wird jedes einzelne Bild von einem Verantwortlichen überprüft. Die Gesichter der Inhaftierten dürfen nicht erkennbar sein. «Es gibt Familien, die glauben, dass ihr Angehöriger noch in den Ferien auf Jamaika weilt», begründet Anstaltsdirektor Philippe Tharin die Vorsichtsmassnahmen.

Persönliche Bereicherung
an der Front

«Bellechasse ist eine innovative Vollzugsanstalt», findet Schmid. Angesichts der unterschiedlichen Sprachen und Kulturen werde die Aufgabe des Gefängnispersonals von Jahr zu Jahr schwieriger, lautet seine Erkenntnis nach dem Rundgang. Mit seinem Besuch wolle er nicht zuletzt dem Personal Dank und Anerkennung entgegenbringen.

Aber ein solcher Besuch stelle für ihn auch eine persönliche Bereicherung dar. «Es ist leicht, am Schreibtisch Regeln zu entwerfen», meint der Bundespräsident. Man müsse die Front ebenfalls erlebt haben.

Umzonung habe wenig Einfluss
auf den Gefängnisbetrieb

«Sie befinden sich hier mitten im Redwood-Gebiet», erklärt Philippe Tharin dem Magistraten. Doch Schmid gibt umgehend zu verstehen, dass er nicht wegen der möglichen Ansiedlung des anonymen US-Pharmakonzerns ins Grosse Moos gekommen sei. In Anbetracht der Arbeitsplätze, die das Projekt Redwood schaffen soll, sei eine grundsätzlich positive Prüfung notwendig, lässt er sich immerhin entlocken.

Auch die Strafanstalt Bellechasse scheint das gigantische Umzonungsprojekt, das landesweites Medienecho hervorrief, nicht sehr zu beeindrucken. «Wir besitzen hier im Moos 430 Hektaren Land. Wenn wir davon 39 Hektaren für Redwood abtreten müssten, hätte das keinen grossen Einfluss auf den Gefängnisbetrieb», sagte der stellvertretende Direktor Bruno Hofmann gegenüber den FN.

Der Besuch dauerte
keine zwei Stunden

In einem weiteren Radiointerview während der Besichtigung begründet Samuel Schmid seinen Besuch auch damit, dass Bellechasse am gestrigen Donnerstag gerade ideal auf dem Rückweg von einer Truppenbesichtigung in Moudon gelegen habe. Also doch ein wenig Pragmatismus, bei allen hehren Absichten.

Der Besuch des Verteidigungsministers wirkt denn auch generalstabsmässig geplant. Ziemlich genau um 15.30 Uhr landet er mit dem Militärhelikopter auf dem Gelände der Strafanstalt. Und kurz nach 17 Uhr ist der ganze Spuk schon wieder vorbei.

Zuvor aber gibt es für die Vorsteher der Anstalt als kleines Geschenk ein Armeemesser.

Und beim Abschied von der Presse verrät Schmid dem FN-Redaktoren, dass er auch dieses Jahr am Historischen Murtenschiessen teilnehmen will, wenn es sein Terminkalender erlaube.
Schwerpunkt Ausbildung

Bellechasse ist die fünftgrösste Strafanstalt und der zweitgrösste Landwirtschaftsbetrieb der Schweiz. 100 Angestellte arbeiten auf dem Gelände mit den 86 Gebäuden, wo 160 Männer 60 verschiedener Nationalitäten inhaftiert sind.

Rund drei Viertel der Insassen sind Ausländer. Zwei Drittel von ihnen werden nach Verbüssung ihrer Strafe in Bellechasse, wo mittlere und niedrige Sicherheitsvorkehrungen gelten, des Landes verwiesen. 20 ausländische Inhaftierte sind Analphabeten – werden es aber nach ihrer Haftentlassung vermutlich nicht mehr sein.

Ausbildung wird in der Anstalt gross geschrieben – genauso wie Arbeit und Kreativität. Für Direktor Philippe Tharin dient dies alles dem gleichen Ziel: Damit sollen die Wiedereingliederung erleichtert und Rückfälle der Haftentlassenen vermieden werden.

Tharin möchte in erster Linie anerkannte Ausbildungen fördern, wie er sagt. Zwei Insassen machen eine Lehre und lassen sich zum Metzger beziehungsweise zum Spengler ausbilden. Bereits letztes Jahr schloss ein Häftling sein Theologie-Studium mit dem Lizenziat ab.

Die Hälfte der Inhaftierten in Bellechasse sind Muslime. Für ihre Gebete wird ein Saal zur Verfügung gestellt, der von einem Imam genutzt werden kann. sda

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