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Kulturaustausch mit der Kamera

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Was passiert, wenn brasilianische Filmemacher, die nie zuvor in der Schweiz waren, nach Freiburg kommen und zwei Wochen Zeit haben, um in Kurzfilmen ihren Blick auf die Stadt zu zeigen? Natürlich: Sie filmen Sehenswürdigkeiten wie die Kathedrale, das Funiculaire oder die Bernbrücke. Sie besuchen Brasilianer, die in Freiburg leben. Sie machen aber auch unerwartete Begegnungen, etwa mit dem Künstler und Stadtoriginal Hubert Audriaz oder mit dem Freiburger Regisseur Jean-Théo Aeby, der im Mai selber nach Brasilien reist – und in Freiburg kurzerhand eine Statistenrolle übernimmt.

Die Kurzfilme, die so entstanden sind, sind kommende Woche am Internationalen Filmfestival Freiburg zu entdecken. Sie sind Teil der Sektion «Entschlüsselt», die sich dieses Jahr der brasilianischen Stadt Nova Friburgo widmet, aus Anlass von deren 200-Jahr-Jubiläum (siehe Kasten). Es handelt sich um vier Kurzfilme, gedreht von vier Filmemacherinnen und Filmemachern aus Nova Friburgo im Alter zwischen 24 und 35  Jahren. Ihr Aufenthalt in Freiburg ist eine gemeinsame Initiative des Filmfestivals, des Schweizer Generalkonsulats in Rio de Janeiro und von Präsenz Schweiz, unterstützt von Freiburg Tourismus und Region und von Switzerland Tourism in São Paulo. Im gleichen Rahmen fand im vergangenen Oktober ein Filmprojekt von Studierenden der Kunsthochschule Lausanne (ECAL) in Nova Friburgo statt. Deren Kurzfilme über die Auswandererstadt werden am Filmfestival zusammen mit den in Freiburg gedrehten Filmen der vier Brasilianer gezeigt. «Der Blick der Schweizer auf Nova Friburgo und der Blick der Brasilia­ner auf Freiburg: Solche Austauschprojekte mögen wir und unterstützen wir gern», sagt Thierry Jobin, der künstlerische Leiter des Filmfestivals.

Fiktives und Dokumentarisches

Ausgewählt wurden die zwei Filmerinnen und zwei Filmer aus Nova Friburgo in einem Ausschreibungsverfahren unter der Leitung des Generalkonsulats. Siebzehn Interessierte hätten sich beworben, sagt Projektleiterin Monika Füger vom Generalkonsulat. Sie hat die Gruppe aus Nova Friburgo nach Freiburg begleitet: vier Filmemacher, eine Produzentin und eine Assistentin. Am 6. März sind sie angekommen; genau zwei Wochen haben sie Zeit, bis sie ihre Kurzfilme abgeben müssen. Entsprechend dicht ist ihr Programm, umso mehr, als sie stets zusammen unterwegs sind, damit sie sich gegenseitig helfen können. Sie drehen an verschiedenen Orten in der Stadt Freiburg. Für das Nachbearbeiten und Schneiden stehen ihnen Arbeitsplätze in der Berufsschule für Gestaltung Eikon zur Verfügung.

Um in Freiburg nicht bei null anfangen zu müssen, haben die Filmemacher ihre Projekte bereits zu Hause vorbereitet: Sie haben im Internet über die Stadt Freiburg recherchiert, Tourismusorganisationen kontaktiert und in Nova Friburgo mit Leuten geredet, die Freiburg kennen. Herausgekommen sind vier ganz unterschiedliche Drehbücher: eine fiktive brasilianisch-schweizerische Liebesgeschichte, eine Doku-Fiktion über Freiburger Architekturschätze, ein Dokumentarfilm über Brasilianer, die in Freiburg leben, und ein Kunstfilm auf den Spuren einer Auswanderin.

Ein echter Auswanderer spielt mit

Jéssica Ramos dreht den Film «Pérolas Esquecidos» (Vergessene Perlen) über besondere Freiburger Bauwerke. Sie lässt darin eine auswärtige Besucherin der Stadt Freiburg, die vom Weg abgekommen ist, auf einen Einheimischen treffen, der ihr die Sehenswürdigkeiten zeigt und allerlei Geschichten dazu erzählt. «Es geht um Architektur und Kultur», sagt die 24-Jährige, «aber auch um das Zusammentreffen der beiden Menschen.» Die Rolle der Touristin, die im fertigen Film nur als Stimme aus dem Off vorkommen wird, spielt eine junge Frau, die das Film-Team zufällig im Café des Alten Bahnhofs kennengelernt hat.

Ein besonderer Glücksgriff ist der 77-jährige Marcel-Auguste Schuwey, der den einheimischen Führer gibt: Er ist selber vor zwanzig Jahren von Freiburg nach Nova Friburgo ausgewandert, wo er nun hauptsächlich lebt. Das Generalkonsulat habe schon früher mit ihm zu tun gehabt und ihn für dieses Projekt angefragt, erklärt Monika Füger. Obwohl er keine Schauspiel-Erfahrung habe, habe er gerne mitgemacht, sagt Schuwey, der seine Rolle mit Bravour meistert. Die Familie Schuweys stammt aus Jaun; er selber lebte vor seiner Auswanderung in Villarepos. Als er auf einer Ferienreise in der Stadt Cachoeiras de Macacu in der Nähe von Nova Friburgo eine nach Villarepos benannte Strasse entdeckt habe, sei es um ihn geschehen gewesen, erzählt Schuwey. Er entschied sich für die Auswanderung und kümmert sich seither um Projekte der Vereinigung Freiburg – Nova Friburgo. Ausserdem hat er mit der Unterstützung des Freiburgischen Kantonalschützenvereins, in dessen Vorstand er früher sass, ein Berufsausbildungszentrum im Ort Santa Maria Mada­lena aufgebaut.

«Si tu vas à Rio»

Begegnungen wie die mit Marcel- Auguste Schuwey machen den Besuch in Freiburg für Jéssica Ramos zu etwas Besonderem: «Alle Leute, die wir hier treffen, sind unheimlich nett und hilfsbereit», schwärmt sie. Darum sei es auch nicht schlimm, wenn nicht alles genau so laufe, wie sie es zu Hause geplant hätten. «Einige Sachen sind anders als erwartet, aber alles ist gut.» Hilfe bekommt das Filmteam etwa auch von einem erfahrenen Freiburger Kollegen, dem 74-jährigen Regisseur Jean-Théo Aeby («Ruelle des Bolzes», «Je suis d’ici»). Als Jéssica Ramos beim Funiculaire dreht, übernimmt Aeby eine kleine Rolle – und verbreitet in einer Pause gute Stimmung, als er mit Marcel-Auguste Schuwey spontan das Lied «Si tu vas à Rio» von Dario Moreno anstimmt. Bald singt die ganze Gruppe mit, und das kühle Schweizer Regenwetter ist vergessen.

Bereits im Mai wird Jean-Théo Aeby seinerseits nach Nova Friburgo reisen, wo er im Rahmen des 200-Jahr-Jubiläums ein kleines Filmfestival organisiert. Nebst seinen eigenen Filmen wird er Werke von Hugo Corpataux, Ronny Mast und Frédéric und Samuel Guillaume zeigen. Der cineastische Kulturaustausch zwischen Freiburg und Nova Friburgo geht also weiter.

Programm

Das Filmfestival feiert mit Nova Friburgo

Unter dem Titel «200 Kerzen für Nova Friburgo» widmet das Internationale Filmfestival Freiburg seine Parallel­sektion «Entschlüsselt» dieses Jahr der brasilianischen Stadt Nova Friburgo, die vor 200 Jahren von Freiburger Aus­wanderern gegründet worden ist. Nebst den in Nova Friburgo und in Freiburg entstandenen Kurzfilmen sind in der Sektion ein Dokumentarfilm über Nova Friburgo sowie drei aktuelle brasilianische Filme zu sehen:

Kurzfilmprogramm Nova Friburgo – Freiburg: Do., 22.3., 20.15 Uhr, Arena 7; Sa., 24.3., 12.15 Uhr, Arena 6. Eintritt frei. Dokumentarfilm «Nova Friburgo» (2018): Di., 20.3., 14.30 Uhr, Arena 5; Do., 22.3., 15 Uhr, Arena 7.

«Araby» (2017): Mo., 19.3., 12.15 Uhr, Rex 3; Fr., 23.3., 12.45 Uhr, Arena 6.

«Neon Bull» (2015): Sa., 17.3., 21.15 Uhr, Arena 6; Mi., 21.3., 12.45 Uhr, Arena 6. «Vazante» (2017): So., 18.3., 17.45 Uhr, Rex 1; Sa., 24.3., 12.15 Uhr, Rex 1. Die 32. Ausgabe des Filmfestivals dauert bis zum 24. März. Insgesamt laufen 113  Filme aus 52 Ländern, davon zwölf Filme im Langfilm- und sechzehn Filme im Kurzfilm-Wettbewerb.

cs

Programm und Infos: www.fiff.ch

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