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«Kulturelles Herz im Herzen der Stadt»

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«Kulturelles Herz im Herzen der Stadt»

Dramaturgin Angelika Salvisberg über die kulturellen Infrastruktur-Projekte in Freiburg und Villars-sur-Glâne

Angelika Salvisberg hat ihre Diplomarbeit über Kulturmarketing dem Theaterprojekt in Freiburg (Gastspielhaus) und Villars-sur-Glâne (Espace Nuithonie) gewidmet. Mit den FN sprach sie über Ansprüche und Aussichten der neuen Kulturhäuser – und über den Geniestreich Mummenschanz.

Mit ANGELIKA SALVISBERG
sprach CAROLE SCHNEUWLY

Das Gastspielhaus Freiburg, ein 30-Millionen-Projekt in wirtschaftlich nicht ganz so rosigen Zeiten: Weitsicht oder Dummheit?

Es ist mit Sicherheit ein mutiges Projekt. Dahinter stehen Leute, die langfristig denken. Sie nehmen die Interessen eines Bevölkerungsteils war, der bis jetzt vernachlässigt wurde. Diese Courage ist nicht selbstverständlich, umso mehr, als das eine Projekt ja zwei Theaterhäuser umfasst.

Was raten Sie den künftigen Betreibern, damit das Projekt zum Erfolg wird?

Sie müssen sich vorher überlegen, welche Bedürfnisse das potenzielle Publikum hat und welche Bedürfnisse bereits abgedeckt sind. Vieles wird davon abhängen, ob es gelingt, das bereits Bestehende zu integrieren. Ausserdem wird es viel Fantasie, Kreativität, Mut und Durchhaltevermögen brauchen – bei den Veranstaltern ebenso wie bei den Künstlern und den Politikern.

Worin liegen die Besonderheiten des Freiburger Theaterprojektes?

Die herausragendste Eigenheit sind die zwei sich ergänzenden Zellen: einerseits ein Raum für zeitgenössisches Kreativschaffen in Villars-sur-Glâne, andererseits eine Plattform für personalreiche Aufführungen wie klassische Opern, Ballette und Konzerte in Freiburg.

Aussergewöhnlich ist auch, dass das Projekt absolut von der Basis aus entwickelt wurde und sehr breit abgestützt ist. Von Anfang an wurden die Kulturschaffenden einbezogen. Man hat viel Wert darauf gelegt, nicht an der Realität vorbeizuplanen, sondern dem Projekt Boden zu geben.

Erwähnenswert erscheint mir schliesslich die Tatsache, dass ein solches Haus mitten im Stadtzentrum gebaut werden kann. Das ist ein sehr positives Signal: Freiburg will sein kulturelles Herz im Herzen der Stadt schlagen lassen.

Inwiefern hat das Mummenschanz-Theater in Villars-sur-Glâne die Ausgangslage verändert?

Das Mummenschanz-Theater nach Villars-sur-Glâne zu holen war ein Geniestreich! Mummenschanz ist eine etablierte Marke, die Assoziationen auslöst. Vielleicht könnte hier sogar ein Publikums-Transfer gelingen.

Für den Espace Nuithonie haben sich mit dem Mummenschanz-Theater sicher die architektonischen Voraussetzungen verändert. Aber auch die Zweckbestimmung beider Zellen zeichnet sich jetzt noch deutlicher ab. Für den Saal im Stadtzentrum wird das Schwergewicht umso mehr bei der Musik liegen, bei allen Produktionen, für die es ein Orchester braucht.

Wie würden Sie das Zielpublikum der beiden Häuser definieren?

Das Gastspielhaus im Stadtzentrum wird mit traditionellen Kunstformen ein breites Publikum ansprechen. Hier wird es darum gehen, einerseits all jene bei der Stange zu halten, die schon jetzt ins Theater oder in die Oper gehen, und andererseits ein neues Publikum zu gewinnen. Der Espace Nuithonie ist eher für Sprechtheater und Performances konzipiert und dürfte tendenziell ein jüngeres, neugieriges und experimentierfreudiges Publikum anziehen. Es darf aber nicht passieren, dass man hier Reviere aufteilt. Zwischen den beiden Zellen muss eine Durchlässigkeit bestehen.

Ist es das, woran Sie denken, wenn Sie in Ihrer Arbeit von einer Strategie der «vielen Häuser in einem Haus» sprechen?

Ja. Es geht darum, eine klare Identität aufzubauen und gleichzeitig die Vielfalt des Angebotes zu gewährleisten. Das Ziel kann nicht sein, dass alles allen gefällt. Vielmehr sollte für alle etwas dabei sein. Mehrspartigkeit bedeutet, auch Liebhaber von nur einer Sparte anzusprechen und in jeder Sparte qualitativ hoch stehende Kultur zu bieten.

Wie können die Theater-Verantwortlichen die Herausforderung der Freiburger Zweisprachigkeit in den Griff bekommen?

Indem sie offen und kreativ an das Problem herangehen. Sprechtheater müssen für beide Sprachgemeinschaften angeboten werden. Es gibt aber auch Kulturformen, die das Problem in sich lösen, etwa Tanz, Musik oder Pantomime. Theaterpädagogisch wäre es sinnvoll, zweisprachige Produktionen für Kinder anzubieten. Oder warum nicht die Zweisprachigkeit selbst zum Thema machen oder mit einer englischen Aufführung eine Situation schaffen, in der sich sowohl Deutsch- als auch Welschschweizer fremdsprachig fühlen?

Auf jeden Fall muss darauf geachtet werden, dass sich beide Sprachgruppen wohl fühlen. Es darf nicht passieren, dass sich die einen ständig als Gäste der anderen fühlen.

Mit welcher Konkurrenz hat das Theater besonders zu rechnen?

Eine starke Konkurrenz werden die gut eingeführten Festivals sein. Theater- und Musikveranstaltungen wird man zu einem grossen Teil integrieren können. Im Tanzbereich sitzt die Konkurrenz vor allem in Lausanne und Genf, vielleicht auch am Stadttheater Bern. Was das Podium in Düdingen angeht, so sollte man unbedingt einen Weg der Kooperation statt der Konkurrenz finden. Innerhalb einer so geringen Distanz kann man nicht gegeneinander arbeiten. Diese Frage könnte kulturpolitisch noch zu reden geben.

Wie schätzen Sie persönlich die Erfolgsaussichten des Freiburger Projektes ein?

Da das Theater nicht kommerziell ausgerichtet ist, kann es ja nicht darum gehen, einen finanziellen Gewinn zu erwirtschaften. Wichtiger wird also der Publikumserfolg sein, und in diesem Bereich wird man bestimmt auf ein grosses Echo stossen. In Freiburg gibt es einen kulturellen Hunger!

Und die Finanzierung?

Da war man zum Teil schon etwas optimistisch; beim Casino zum Beispiel hat man mit grösseren Einnahmen gerechnet. Wichtiger ist aber, dass sich die Politik bewusst ist, dass sie einen kulturellen Auftrag hat. Dessen Erfüllung darf nicht zu stark abhängig sein von einem guten Casino-Jahr oder einer grosszügigen Loterie romande.

Um langfristig planen zu können, müssen Leistungs- und Subventionsverträge abgeschlossen werden. Angesichts der grossen Zentrumsdienste der Stadt Freiburg muss ausserdem ein vernünftiger Lastenausgleich angestrebt werden, wie er sich etwa am Stadttheater Bern bewährt hat.

Die Leute haben ein Recht auf qualitativ hoch stehende Kultur. Freiburg darf nicht noch eine Chance verstreichen lassen!

Dramaturgin in Bern

Angelika Salvisberg wurde 1964 in Römerswil (St. Ursen) geboren. Sie machte die Matura am Kollegium Gambach in Freiburg und erlangte 1992 an der Uni Freiburg ein Lizenziat in Neuerer deutscher Literatur, germanischer Philologie und Kommunikationswissenschaften.

An den Stadttheatern St. Gallen und Bern absolvierte sie Dramaturgie-Praktika. Seit 1995 ist sie Dramaturgin für Schauspiel und Musical am Stadttheater Bern. 2000 bis 2002 machte Salvisberg, die seit einigen Jahren in Bern wohnt, an der Universität Basel den Master of Advan

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