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«La Liberté» erhält zwei neue Mitbesitzer

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Die Freiburger Tageszeitung «La Liberté» ist in der Schweizer Medienlandschaft einzigartig: Seit 1873 sind die Paulusschwestern Alleinaktionärinnen der Tageszeitung und der Druckerei. Nun wird sie auf eine andere Art einmalig: Die Schwestern öffnen ihr Aktienkapital, und mit der Freiburger Kantonalbank (FKB) sowie Groupe E beteiligen sich erstmals staatsnahe Unternehmen an einer Tageszeitung.

Wie die St.-Paul-Holding gestern bekannt gab, bilden die FKB und Groupe E die neue Partizipationsgesellschaft Sofripa AG, kaufen ein Drittel der Aktien und schicken zwei Vertreter in den Verwaltungsrat der «St-Paul Imprimeries et La Liberté Medias SA». Über den Verkaufspreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Den FN sagte St-Paul-Verwaltungsratspräsdent Martial Pasquier, externe Treuhänder hätten eine Evaluation des Unternehmens gemacht, und die sei von beiden Seiten gutgeheissen worden.

Die Paulusschwestern hatten vor drei Jahren ihre Absicht bekannt gegeben, dass sie das Kapital der Gesellschaft öffnen möchten. Aufgrund des fehlenden Nachwuchses benötigen sie Geld, um den Betrieb der rund 50-köpfigen Gemeinschaft weiterhin finanzieren zu können.

Die Paulusschwestern bleiben vorderhand Mehrheitsaktionärinnen für die Druckerei und die Zeitung. Laut der Mitteilung besteht aber die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt das Kapital für ein breiteres Publikum zu öffnen. Gemäss Pasquier ist vorgesehen, dass die FKB und Groupe E in einem zweiten Schritt mit anderen Firmen und Privaten ein weiteres Drittel der Aktien aufkaufen. Die beiden staatsnahen Unternehmen dürften dann gemeinsam zu Mehrheitsaktionären werden. Wann und wie dieser zweite Schritt erfolgen soll, ist derzeit offen.

Zwar hätten zwei Medienunternehmen Interesse gezeigt, so Pasquier. Nur die FKB und Groupe E hätten aber den Zielen und Kriterien bei der Auswahl des Partners entsprochen: Diese müssten langfristiges Interesse an der Beständigkeit von «La Liberté» und der Druckerei bekunden, ein tiefes Verständnis für das Freiburger Umfeld mitbringen, und die redaktionelle Charta von «La Liberté» anerkennen.

Die Redaktion und das Personal der Druckerei haben am Montag um 19 Uhr von den neuen Eigentümern erfahren, gestern berichtete die Zeitung darüber, und am Nachmittag fand eine Redaktionsversammlung statt. «Ich wollte unbedingt vermeiden, dass es unsere Mitarbeiter auf einem anderen Weg erfahren», so Liberté-Chefredaktor Louis Ruffieux. «Für uns gab es zwei Möglichkeiten: Das Entscheidungszentrum bleibt in Freiburg oder wir gehen in einer grossen Mediengruppe auf. Ich bin sehr zufrieden, dass wir eine Freiburger Lösung haben.» Bezüglich Unabhängigkeit macht er sich keine Sorgen: «Unsere Leute setzen diese tagtäglich durch.» Den positiven Grundton teilt Claude-Alain Gaillet, Co-Präsident des Redaktionskollektivs. Er spricht von gegenseitigem Respekt. «Dies gilt für die aktuelle Situation. Ungewiss ist aber, wie es nach der zweiten Etappe aussieht», so Gaillet.

Die Werte der Zeitung und die redaktionelle Unabhängigkeit zu respektieren, dazu bekennen sich die FKB wie Groupe E. Martial Pasquier: «Die bestehende Charta haben die Paulusschwestern mit der Redaktion ausgearbeitet. Die beiden Unternehmen haben sich schriftlich verpflichtet, die Charta weiter anzuwenden.» Der Staatsrat wurde letzte Woche mündlich informiert, so Pasquier. Er betont, dass der Aktienverkauf nicht aus einer Notlage hinaus geschieht und nichts mit dem Einstellen des Zeitungsdrucks im eigenen Haus zu tun hat: «Dem Unternehmen geht es gut.»

Kein Einfluss auf FN

Die Öffnung des Kapitals für den Druck und die Tageszeitung hat keinen Einfluss auf die anderen Bereiche der St.-Paul-Gruppe, etwa ihre Medienbeteiligungen. Pasquier bekräftigt auf Anfrage, dass die Beteiligung an der Freiburger Nachrichten AG in keiner Weise betroffen sei. Die Freiburger Nachrichten AG ist ein unabhängiges Unternehmen, an dem die St.-Paul-Gruppe einen 20-Prozent-Anteil hält.

Kommentar

Christoph Nussbaumer

Unikum oder Hypothek?

 Die französischsprachige Freiburger Tageszeitung «La Liberté» ist ein Unikum in der Schweizer Presselandschaft. Als einzige gehört sie einer Schwesternkongregation. Damit nicht genug: Als erste Tageszeitung in diesem Land zählt sie demnächst zwei staatsnahe Grossunternehmen zum Kreis ihrer Eigentümer, die Freiburger Kantonalbank (FKB) und den Stromkonzern Groupe E. Unikum bleibt Unikum. Externe Beobachter reiben sich die Augen. Sie tun dies mit gutem Grund. Denn mit den neuen Eigentumsverhältnissen wird die Ausgangslage für die Tageszeitung anspruchsvoller, als sie es heute ist–um nicht zu sagen komplizierter.

Gewiss: Die FKB und die Groupe E werden sich hüten, ihre Interessen publizistisch geltend zu machen. Sicher ist auch, dass die Redaktion aus heutiger Sicht im Stande sein wird, ihre Freiheit und Unabhängigkeit zu verteidigen. Doch schon morgen können sich die Verhältnisse ändern. Dann etwa, wenn das politische Klima im Kanton rauer wird, kann das Freiburger Unikum zur Hypothek für die Redaktion und für deren Glaubwürdigkeit werden. Allen Beteuerungen der Eigentümer und jedem redaktionellen Tatbeweis zum Trotz wird der Tageszeitung «La Liberté» dann das Etikett der Staatsnähe anhaften. Noch akzentuieren dürfte sich das, wenn FKB und Groupe E dereinst über die Beteiligungsgesellschaft wie angekündigt zu Mehrheitsaktionären der Zeitung würden. Das Unikum würde damit zum Unding. Heute ist die finanzielle Zukunft der Tageszeitung gesichert. Das ist die Hauptsache. Doch was wird morgen sein?

Partner: Wirtschaftliche und ideelle Ziele

G roupe E verfolgt mit dem Engagement bei der Zeitung und der Druckerei der St.-Paul-Gruppe sowohl ein wirtschaftliches wie auch ein ideelles Ziel, so ihr Generaldirektor Dominique Gachoud: «Wir haben finanzielle Interessen und müssen unsere Aktionäre vertreten. Die steigenden Auflagen der Freiburger Zeitungen zeigen, dass sie eine Zukunft haben. Es ist aber auch ein Ziel, eine Institution, die zur Region gehört, zu sichern.» Groupe E delegiert gemäss Gachoud Urs Schwaller in den Verwaltungsrat der Zeitung. Für FKB-Verwaltungsrat Albert Michel ist wichtig, dass das Entscheidungszentrum des Medienunternehmens im Kanton bleibt. uh

Parteien: «Die am wenigsten schlechte Lösung gewählt»

Die Zeitung «La Liberté» sei wohl die einzige weltweit, von der die Besitzerinnen keinen Gewinn verlangen. Dieses Bild hat Grossrat Pierre Mauron (SP, Bulle) von der Tageszeitung. Nun ändern für Mauron die Besitzverhältnisse in einer Art, die den bisherigen am nächsten kommen. «Die Zeitung darf nicht ein Spekulationsobjekt werden, und ich habe vollstes Vertrauen, dass dies mit der Kantonalbank und Groupe E gewährleistet ist. Insofern ist es für mich die am wenigsten schlechte Lösung.» Mauron wünscht sich sogar, dass bei der angekündigten zweiten Etappe auch die anderen beiden Pfeiler der Freiburger Wirtschaft, die TPF und die Gebäudeversicherung einsteigen. Mauron hatte sich bei der Schliessung der Zeitungsdruckerei für eine Staatshilfe starkgemacht, die Bürgerlichen waren dagegen.

FDP-Präsident Didier Castella sieht die Ausgangslage heute ganz anders: «Damals ging es um Steuergelder, welche à fonds perdu ausgegeben worden wären. Hier haben Unternehmen autonom gemäss einer Investitionsstrategie entschieden.»

SVP-Fraktionschef Emanuel Waeber (SVP, St. Antoni) beurteilt den Schritt mit einer gewissen Vorsicht. Es wäre wichtig, zu wissen, ob im zweiten Schritt auch das breite Publikum Aktien kaufen kann. Ihn interessiert auch, wie das Engagement im Verhältnis zu den Sponsorengeldern der FKB und Groupe E steht. Waeber denkt, dass der Staatsrat den Grossräten noch einige Fragen beantworten muss. uh

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