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«Lamon will mich fertig machen»

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«Lamon will mich fertig machen»

Paul Grossrieder beteuert vor dem Strafgericht des Saanebezirks seine Unschuld

Falls stimmt, was Paul Grossrieder, der ehemalige Chef der Freiburger Drogenfahndung, gestern vor dem Strafgericht des Saanebezirks erzählt hat, werden Teile des lokalen Justizapparates wohl oder übel ausgewechselt werden müssen. Die Arbeitsmethoden der Untersuchungsrichter Patrick Lamon und Jacques Reyroud standen zum Verhandlungsauftakt im Mittelpunkt des richterlichen und öffentlichen Interesses.

Von Johannes Hofstetter

Bevor sich Gerichtspräsident Peter Rentsch und seine vier Kolleginnen und Kollegen mit dem «Fall Grossrieder» beschäftigen konnten, war die Frage zu klären, ob die Öffentlichkeit bei der Verhandlung zugelassen werden soll. Staatsanwältin Anne Colliard Arnaud vertrat den Standpunkt, dass die Medien am Freiburger «Strafprozess des Jahres» nichts zu suchen hätten, da im Verlauf der Verhandlung erstens Amtsgeheimnisse verletzt werden könnten und weil zweitens diverse Personen, welche eine strafrechtlich relevante Rolle spielen, durch eine Namensnennung an Leib und Leben gefährdet werden könnten.

Erste Abrechnung mit
der Freiburger Justiz

Damit lieferte sie André Clerc, dem Verteidiger des prominentesten Angeklagten des Kantons, eine perfekte Steilvorlage zu einer Abrechnung mit der Freiburger Justiz im Allgemeinen und den Untersuchungsrichtern Patrick Lamon und Jacques Reyroud im Besonderen. Clerc fragte sich und das Gericht, weshalb nun auf einmal geheim gehalten werden sollte, was von den Untersuchungsbehörden schon vor Jahren voreilig, wider besseres Wissen und vor allem zum Nachteil seines Mandanten in die Öffentlichkeit hinausposaunt worden war.

Öffentlichkeit zugelassen, aber …

Darüber hinaus kritisierte Clerc, dass das Dossier «Grossrieder» zahlreiche Unstimmigkeiten aufweise, dass Dokumente auf unerklärliche Art und Weise verschwunden seien und dass Protokolle von Zeugenanhörungen nicht unterschrieben worden waren.

Nachdem sich der Qualm von Clercs rhetorischem Feuerwerk verzogen hatte, befand Rentsch, dass kein vernünftiger Grund vorliege, die Affäre Grossrieder hinter verschlossenen Türen zu behandeln. Allerdings, schränkte der Gerichtspräsident ein, behalte sich das Tribunal das Recht vor, gewisse Angelegenheiten im Zusammenhang mit hochgeheimen Ermittlungen im Verlauf des Prozesses vertraulich – lies: in Abwesenheit der Medien – behandeln zu lassen.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung beschloss das Strafgericht überdies, dem Dossier Grossrieder den jüngst erschienenen und wenig schmeichelhaften Bericht, den der jurassische Richter Gérard Piquerez und der Neuenburger Staatsanwalt Pierre Cornu über die Freiburger Justiz verfasst haben, den Akten beizufügen.

Im Anschluss daran wandte sich das Gericht der zentralen Frage zu, ob Paul Grossrieder gratis sexuelle Kontakte mit der Prostituierten Z. gehabt habe, um sie – quasi als unentgeltliche Gegenleistung – vor einer Strafverfolgung wegen verschiedener Drogendelikte zu bewahren.

Hauptzeugin krank?

Grossrieder bestritt am Mittwoch jeglichen Körperkontakt mit dieser «notorischen Lügnerin», wie er sie mehr als einmal nannte, räumte aber ein, dass er Z., die ihm eine Zeitlang als Informantin gedient habe, einmal aus beruflichen Gründen in ihrem Salon in Avry-Bourg besucht habe, wofür er Zeugen habe. «Und ich wäre ja wirklich der dümmste Mensch der Welt, wenn ich mit ihr ins Bett gegangen wäre, obwohl ich genau wusste, dass noch andere Leute da sind», meinte der Angeklagte.

Z., die schon mehrfach wegen Irreführung der Justiz vorbestraft ist und trotzdem als Hauptzeugin in der Causa Grossrieder gilt, sollte heute Donnerstag vor Gericht aussagen. Ob die Prostituierte auftauchen wird, ist jedoch fraglich: Ihre krankheitsbedingte Unpässlichkeit wird durch ein Arztzeugnis bestätigt.

«Nideggers Schicksal hing
von Lamon ab»

Abgesehen davon nahm Paul Grossrieder die Gelegenheit zum Rundumschlag gegen Patrick Lamon, Jacques Reyroud und seinen ehemaligen Vorgesetzen, Polizeikommandant Pierre Nidegger, ausführlich wahr.

Glaubt man dem Beschuldigten, wurde Grossrieder zum Opfer einer Intrige. «Lamon», konstatierte der international renommierte Drogenfahnder, «ging es nur darum, mich fertig zu machen, nachdem ich ihm mehr als einmal gesagt hatte, dass ich mit seinen Untersuchungsmethoden nicht einverstanden sei und dies auch öffentlich bekannt machen würde.»

Dass Nidegger Lamon bei der Ausbootung Grossrieders behilflich sein würde, ist laut dem Angeklagten nur logisch. Denn «Nidegger wusste genau, dass sein berufliches Schicksal vom Wohlwollen Lamons abhing».

Die sexuellen Kontakte mit Z. habe er nur zugegeben, um Lamon, der ihn mit Blicken auf seine Familie und seine Kollegen unter Druck gesetzt hatte, zufrieden stellen zu können, erklärte Grossrieder. «Schliesslich hat er mir nach meiner Verhaftung am 20. März 1998 versprochen, dass der Fall noch übers Wochenende erledigt werden könnte, falls ich aussagen würde.»

Grossrieders Familie
bleibt Prozess fern

Die Freiburger Nachrichten, Radio Freiburg, Tele 24, Tele Bärn, die NZZ, Le Temps, Le Matin, die Schweizerische Depeschenagentur, Associated Press, die «Liberté», Radiotélévision suisse romande sowie die Berner Zeitung – alle waren da, als der Grossrieder-Prozess begann.

Von den Angehörigen des Angeklagten war hingegen weit und breit niemand zu sehen. Grossrieder ist das nur recht: «Ich habe im Zusammenhang mit anderen Verhandlungen gesehen, dass es sowohl für die Verwandten als auch für den Beschuldigten eher eine Last als eine Erleichterung ist, wenn sie am Prozess teilnehmen. Deshalb hat sich meine Familie dazu entschlossen, dieser Angelegenheit fernzubleiben», sagte Grossrieder gegenüber den FN.

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Der Angeklagte selber machte keinen übertrieben gestressten Eindruck: Obwohl er sich den ganzen Tag lang im Zentrum des juristischen und journalistischen Interesses befand, blieb Grossrieder gelassen, stand sowohl Gerichtspräsident Peter Rentsch als auch Staatsanwältin Anne Colliard und seinem Verteidiger André Clerc geduldigst Red und Antwort und fand gar noch die Zeit, sich mit den Medienvertretern über seinen Fall zu unterhalten.

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Peter Rentsch, der Präsident des Saanegerichts, hat ein Herz für Journalisten: Erst erklärte er den Grossrieder-Prozess als zumindest teilweise öffentlich, um dann extra eine Verhandlungspause einzulegen, in der die Medienvertreter – was im Kanton Freiburg einer mittleren Sensation gleichkommt – die Anklageschrift abholen konnten.

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Bei der Behauptung, dass die Staatsanwältin den Grossrieder-Prozess hinter verschlossenen Türen abhalten wollte, weil sie Probleme mit der deutschen Sprache hat, handelt es sich um ein Gerücht. Aber um eines, das nicht einer soliden Grundlage entbehrt. jh

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