Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Langeweile und Angst

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Kroatischer Kriegsalltag im Espace Moncor

«Cigla» zeigt eine Chronologie von Ereignissen auf, welche sich während den Kriegsjahren 1991 bis 1995 in Zagreb, der Hauptstadt Kroatiens, zugetragen haben. Es sind jedoch nicht grosse Ereignisse, die im Vordergrund stehen, sondern das alltägliche Leben. «Cigla» ist wohl die erste kroatische Inszenierung, die im Stil einer Tragikomödie den Alltag der vom Krieg gekennzeichneten jungen Generation aufzeigt.

Das Stück wird dadurch zu einem Generationenstück. Es spricht unverblümt, ja manchmal sogar grob und ungeschliffen von der sogenannten Kriegsgeneration, jenen Kroatinnen und Kroaten, welche in den Jahren 1962 bis 1972 das Licht der Welt erblickt hatten. Letztgenannte gehörten nur in geringem Masse zu den Verursachern der Lawine von Terror, welche sich in den 90er Jahren über Kroatien ergoss. Als die Katastrophe jedoch hereinbrach, wurde ihnen aufgetragen, die Schäden zu beheben resp. den Dreck wegzuwischen.

Langeweile

Sovagovics Welt zeichnet in erster Linie eine Welt ohne Arbeit und damit ohne Brot. Betten dominieren die Szenerie, Betten als dramatisches Symbol für überfüllte Wohnräume, aber auch als Sinnbild für das «Nichtstun», das Herumliegen und die Langeweile. Es ist die Thematik des ungewollten, beinahe kompletten Ausschlusses vom öffentlichen Leben, welche im Vordergrund des Stückes steht. Die Charaktere in «Cigla» bringen nichts Dingliches zustande. Alles, was sie tun, geschieht eigentlich ohne deren Einfluss, einschliesslich Liebe und Krieg.

Solches Verhalten steht denn auch für ein verbreitetes Gefühl, das sich unter der kroatischen Bevölkerung während des Krieges breit gemacht hatte, jenes nämlich, dass deren Schicksal nicht von ihnen beeinflusst werden konnte. So wird Cigla, die Hauptperson des Stücks, plötzlich zum Wehrdienst aufgeboten. Der Krieg kommt in sein Leben, ohne Fragen zu stellen. Am Ende, wenn alles vorbei ist, wirkt Cigla noch einsamer als zuvor.
Doch auch Bilder, die die Angst vor dem Tod und den Schrecken des Krieges zeigen, obwohl eher im Hintergrund stehend, schimmern ab und zu durch.
Das sogenannte Post-Vietnam- oder besser Post-Vukovar-Syndrom (bei einem grausamen Massaker wurden am 20. November 1991 in Vukovar 261 Zivilisten ermordert) beeinflusst den Fortgang des Stücks und hat eine prägende Wirkung auf die einzelnen Charaktere. Der ständig aufheulende Fliegeralarm und die Fernsehnachrichten über Bombardierungen und Massenflucht untermauern diese Angst.
Regisseur Paolo Magelli ist es gelungen, das Werk von Filip Sovagovic äusserst realitätsnah zu inszenieren und die Stimmung von Langeweile, Einsamkeit und Angst auf den Zuschauer zu übertragen. Die komischen Elemente der Tragikomödie heitern die Atmosphäre jeweils etwas auf. Trotz gewissen Konzentrationsproblemen aufgrund des Sprachproblems konnte der Zuschauer die Originalität des Stücks und die Authentizität der Darstellung geniessen.

Meistgelesen

Mehr zum Thema