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Langstreckenlauf statt Dauersprint

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Autor: Nicole JegerleHner

In 22 Jahren hat Richard Jordan drei Chefs erlebt. Nicht etwa, weil er oft die Stelle gewechselt hätte – sondern weil die Oberamtmänner wechselten. Als er 1989 seine Stelle beim Oberamt des Saanebezirks antrat, hiess sein Chef Hubert Lauper; auf ihn folgte Nicolas Deiss, und seit drei Jahren leitet Carl-Alex Ridoré das Oberamt. Einen vierten Oberamtmann wird Richard Jordan nicht mehr als Chef haben: Er wechselt Ende Juli nach 22 Jahren als juristischer Berater zur Stadt Freiburg. Dort wird er als juristischer Sekretär der Baudirektion als Koordinator zwischen verschiedenen Ämtern der Baudirektion, aber auch zwischen der Bau- und anderen Direktionen tätig sein. «Diese Arbeit umfasst eine breite Palette, das wird eine wunderbare Herausforderung», sagt er. «Ich muss aktiv sein, bei mir muss etwas laufen.»

Aktiv war er in den letzten 22 Jahren in der Tat – er betreute unter anderem unzählige Baugesuche. «Ich kann glücklicherweise Baupläne lesen, das können nicht alle Juristen», sagt er lachend. Er hatte in seiner Studienzeit auf Baustellen gearbeitet. «Das hat mir viel gebracht für meine Arbeit; ich weiss, wie es auf Baustellen zu und her geht.»

Grosses Engagement

Seine ersten Schritte auf dem Oberamt hat Richard Jordan mit dem Oberamtmann Hubert Lauper gemacht. «Er hat mich wirklich in die Arbeit eingeführt und mich mit dem Terrain vertraut gemacht.» Das Terrain – es ist Jordan wichtig. «Unsere Fälle werden nicht am Bürotisch entschieden.» Der Jurist diskutiert lieber mit Menschen, als Papiere hin und her zu schicken.

«Diese Arbeit bedeutet auch ein grosses persönliches Engagement», sagt Jordan. Er denkt dabei nicht an die vielen Überstunden, die ihm die immer zahlreicheren Dossiers eingebrockt haben, sondern daran, dass er sich auch als Person eingebracht hat: «Ich habe beispielsweise Kurse in Konfliktlösung besucht.»

Jordan, auf dessen Bildschirmschoner die Worte «Force et Honneur» herumtanzen, hat den Posten des juristischen Beraters mit seiner Persönlichkeit ausgefüllt. Im Saanebezirk kennt er unzählige Menschen – und sie kennen ihn. Jordan fällt es leicht, auf Leute zuzugehen. «Das ist eine wichtige Voraussetzung für diesen Posten und erleichtert vieles», sagt er.

Der erste Kreisel

Jordan erinnert sich noch an seinen allerersten Auftrag: «Gleich am ersten Tag musste ich mich um einen Rekurs kümmern – einen Rekurs gegen den ersten Kreisel bei der Kreuzung Charmettes in Freiburg.» Das war am 4. September 1989. «Wir arbeiteten ohne Computer und ohne Diktiergerät.» Jordan schrieb alles von Hand – nicht nur die Notizen, sondern auch seine juristischen Entscheide. Die Sekretärinnen tippten das Ganze dann ab. «Ich musste mir Mühe geben beim Schreiben», sagt Jordan lachend.

Bevor die Sekretärinnen sich ans Tippen machten, las Oberamtmann Lauper den Entscheid durch. Bei seinem ersten Text habe er nervös auf das Urteil Laupers gewartet, erinnert sich Jordan. «Lauper sah von den beschriebenen Seiten auf und meinte, so gehe das überhaupt nicht – ich dürfe die Blätter nicht beidseitig beschreiben. Sonst sei aber alles tipptopp.» Jordan lacht bei der Erinnerung an den Schrecken, den der Oberamtmann ihm damals eingejagt hat.

Fallzahl «explodierte»

Der juristische Berater geht das Leben und die Arbeit auch sonst mit viel Humor an – manchmal, wenn die Dossierberge auf seinem Pult zu sehr in die Höhe wuchsen, auch mit Galgenhumor. Und die Berge wurden immer höher: «Die Zahl der Fälle, die wir betreuen müssen, ist seit den 1990er-Jahren explodiert.» Zu Beginn war Jordan der einzige Jurist auf dem Oberamt des Saanebezirks, der Baugesuche betreute; jetzt sind sie zu zweit. Auch die Zahl der Rekurse hat zugenommen. Gab es Ende der 1980er-Jahre rund zwanzig bis dreissig Rekurse im Jahr, beurteilen die Juristen des Oberamts heute rund viermal mehr Rekurse.

Viele der heutigen Einsprachen haben mit Lärmfragen zu tun. «Die Leute ertragen weniger.» Dabei geht es nicht nur um Nachtlärm vor Restaurants und Discos: «Die Leute beschweren sich auch wegen Lärms von einem privaten Schwimmbad oder wegen eines Trampolins.» Die Gesetzgebung sei aber «nicht für Hypersensible gemacht; einige sind enttäuscht, wenn wir entscheiden, dass der Lärm ertragbar sei». Jordan hat den Eindruck gewonnen, dass die Leute, die sich ans Oberamt wenden, in den letzten zehn Jahren «nervöser und aggressiver» geworden sind.

Keine Routine

Trotz seiner 22 Jahre beim Oberamt spricht Jordan nicht von Routine. «Ich habe vieles gelernt, ich kenne die wichtigen Gesetze bestens, ich weiss, wie ich an die Arbeit herangehe.» Die Juristen des Oberamts schauten aber eben gerade bei jedem Fall die Besonderheit des Dossiers an. «Da kann es keine Routine geben.»

Jordan schätzt an seiner Arbeit, dass er in erster Instanz entscheidet. «Wir sprechen Recht.» Ihm gefällt, dass er Lösungen für neue Probleme suchen muss.

Zum Ausgleich zur Arbeit treibt Jordan Sport. Früher hat er bis zu fünf Mal in der Woche Rugby gespielt, «ich brauchte das». Bis er sich die Schulter verletzte und aufhören musste. «Da habe ich zehn Kilogramm zugelegt», sagt Jordan lachend. Unterdessen macht er wieder Sport: Er spielt Badminton – «da kann ich auch mal schreien und Stress abbauen» – und geht wenn möglich zwei Mal die Woche ins Fitnessstudio.

Der Hundertmeterlauf

Seine Arbeit beim Oberamt sieht der 48-Jährige als ständigen Hundertmeterlauf. «Wir sprinteten jeden Tag.» Nun freut er sich darauf, bei der Stadt Freiburg einen Langstreckenlauf absolvieren zu können. «Die Arbeitsweise wird ganz anders sein», sagt er. Und er wird es sicher nicht vermissen, dass das Telefon nicht mehr bis zu fünfzig Mal im Tag klingelt.

«Ich kann zum Glück Baupläne lesen, das können nicht alle Juristen», sagt Richard Jordan, der Baubewilligungen erteilt.Bild Vincent Murith

Nachfolge: Richard Jordan betreut für das Oberamt die Wahlen

Als Richard Jordan vor 22 Jahren seine Arbeit beim Oberamt des Saanebezirks aufgenommen hat, hiess der Oberamtmann Hubert Lauper. Auf ihn folgte Nicolas Deiss. 2008 wurde der jetzige Oberamtmann, Carl-Alex Ridoré, ins Amt gewählt. Er wird nun einige Wechsel zu verkraften haben: Auch der zweite juristische Berater, Joseph Borcard, verlässt nach zwanzig Jahren das Oberamt. Er wird Grundbuchverwalter des Broyebezirks.

«Solche Abgänge sind natürlich schwierig aufzufangen», sagt Oberamtmann Ridoré. «Joseph Borcard und Richard Jordan – beides exzellente Juristen – haben in ihrer langen Zeit auf dem Oberamt extrem viel Wissen und Erfahrung angesammelt.» Ridoré gibt sich jedoch gelassen: Der Übergang zu den beiden neuen juristischen Beratern sei gut gelöst. Richard Jordan bleibt dem Oberamt bis Ende November zu zehn Prozent erhalten. In dieser Zeit wird er vor allem die kantonalen und nationalen Wahlen betreuen.

Die beiden Nachfolger steigen sukzessive ein: Der 28-jährige Didier Carrard, Jurist bei der Wettbewerbskommission in Bern und Gemeinderat in Givisiez, arbeitet seit Anfang Juli zu 40 Prozent auf dem Oberamt, ab August vollzeitlich. Der 35-jährige Oliver Collaud, der als Gerichtsschreiber-Berichterstatter an der verwaltungsrechtlichen Abteilung des Freiburger Kantonsgerichts arbeitet und den Freiburger Generalrat präsidiert, steigt im August mit einem 20-Prozent-Pensum ein, bevor er dann ab September zu 100 Prozent arbeitet. Beide werden 2012 ihre politischen Ämter abgeben. njb

Nachtleben: «Das hat sich auch bei den anderen rumgesprochen»

Ein wichtiger Arbeitsbereich Richard Jordans beim Oberamt des Saanebezirks (siehe Haupttext) waren Fragen rund um die Nachtruhe. «Früher war das einfacher: da gab es in Freiburg nur drei Dancings, die bis spät in der Nacht offen hatten.» Diese lagen ausserhalb der Wohnzonen – so gab es kaum Lärmklagen. «Das Nachtleben hat sich seither verändert», sagt Jordan: Immer mehr Restaurants und Bars in der Innenstadt suchten um späte Öffnungszeiten nach. Damit ist auch die Zahl der Klagen wegen Lärms gestiegen.

«Die Durchmischung von Wohnen und Ausgehen hat seine Grenzen», sagt Jordan darum. Die bestehenden Restaurants, die den Kundenwünschen entgegenkommen und immer mehr auch auf Musik setzen, seien oftmals schlecht isoliert. «Das bringt dann Lärmklagen aus der Nachbarschaft», sagt Jordan; «und ich fungiere dabei als Puffer zwischen den Nachbarn und dem Wirt.»

Auf Polizeipatrouille

Jordan war drei bis vier Mal im Jahr nachts mit einer Polizeipatrouille unterwegs, «um zu sehen, was da so läuft». Dabei kam er vor rund fünf Jahren in ein Restaurant, in dem der Teufel los war. «Das war ein Lärm!» Der DJ stand auf der Theke, die Musik war viel zu stark aufgedreht. «Die Leute haben den uniformierten Polizisten Bier den Rücken runtergegossen», sagt Jordan. Er sprach mit dem Besitzer – und liess das Bistro für diesen Abend schliessen. «Das hatte eine gute Wirkung – denn es hat sich auch bei andern Wirten herumgesprochen», sagt Jordan. njb

«Unsere Fälle werden nicht am Bürotisch entschieden.»

Autor: Richard Jordan

Autor: Juristischer Berater beim Oberamt

«Die Gesetzgebung ist nicht für Hypersensible gemacht.»

Autor: Richard Jordan

Autor: Juristischer Berater beim Oberamt

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