Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Lauriane Sallin hat ihre Mission erfüllt

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Durch die Fensterscheibe eines Hauses im Freiburger Au-Quartier sieht Lauriane Sallin einen Vogelkäfig, in dem ein Kanarienvogel umherfliegt. Sie nimmt ihr Smartphone zur Hand und versucht, den Flug des Vogels im Bild festzuhalten. «Ich mache oft solche Fotos, wenn ich in einer Stadt bin», sagt die aktuelle Miss Schweiz. «Wenn ich vor einem Gebäude stehe, frage ich mich, was man früher durch diese Fenster gesehen hat.»

Sie suche immer einen speziellen Rahmen, sagt sie. Im Fotokurs am Kollegium habe sie gelernt, dass der Rahmen das Wichtigste überhaupt an einem Bild sei. Und manchmal beginnt sich das, was Sallin in diesen Rahmen sieht, zu vermischen. So habe sie im englischen Brighton fasziniert in die Fenster der Doppeldeckerbusse geschaut. Während die Busse fuhren, hätten sich die Bilder gewandelt: Je nach Fahrtrichtung habe das Sonnenlicht die Umgebung reflektiert, um dann wieder einen Blick ins Innere des Busses zu gewähren.

«Ich finde überhaupt, wir leben in einer Gesellschaft, in der alles auf Bildschirmen mit einem Rahmen festgehalten wird», meint die 23-Jährige aus Belfaux. Doch gerne schweift sie mit ihren Gedanken in vergangene Zeiten ab. So zum Beispiel, wenn sie daran denkt, wie ihr am 7. November 2015 in Basel das Krönchen als Miss Schweiz aufgesetzt wurde. «Ich fand das irgendwie surrealistisch: Eigentlich geht es bei einer Miss-Wahl um Ästhetik, und dann setzt man der Gewinnerin eine Krone auf, die ja eigentlich das Symbol für Macht ist», wundert sie sich. «Ich habe mich auch gefragt, wie die Tradition mit der Krone entstand und wer die erste Person war, die jemals gekrönt wurde.»

Letzte Amtshandlung 2018

Die Krone wird Lauriane Sallin in Kürze den neuen Organisatoren der Miss-Wahl zurückgeben. Die Krone habe einen finanziellen und einen symbolischen Wert und solle deshalb in einem Tresor lagern, meint sie. Überhaupt setzte sie sich die Krone bloss auf, wenn ihre kleinen Nichten ein Foto mit der Miss und der Krone machen wollten. Seit 2015 hat es keine Miss-Wahl mehr gegeben. Jetzt haben sich aber neue Organisatoren gefunden, die im Frühjahr 2018 wieder eine Miss küren. Sallin hat sich bereit erklärt, ihrer Nachfolgerin die Krone aufzusetzen.

Sonst aber hat die Freiburgerin seit dem 1. April keine vertraglichen Verpflichtungen mehr gegenüber den Organisatoren des Schönheitswettbewerbs: «Ich kann tun und lassen, was ich will.»

Für Prüfungen angemeldet

Im Februar hat Lauriane Sallin auch ihr Studium an der Universität Freiburg wieder aufgenommen. Sie absolviert vorerst ein reduziertes Programm, das sich mit ihren Aktivitäten als Miss Schweiz kombinieren lässt, wie beispielsweise ihre Reise in einem Lastwagen nach Marokko im März (siehe Kasten). Sallin wird vorerst nicht 30 Credits pro Semester sammeln, wie es eigentlich für einen dreijährigen Bachelor vorgesehen wäre. Sie besucht dieses Semester vier Kurse: Linguistik, Geschichte der Französischen Sprache, Zeitgenössische Kunst zum Thema Realismus und die Interpretation des Bildes in der Modernen Kunst.

«Ich habe mich für die Prüfungen Ende Semester eingeschrieben. Da will ich bereit sein», sagt sie. Derzeit befinde sie sich in einer Phase, in der sie die Möglichkeiten, die sich ihr als Miss ergeben – ein «Passe-Partout», wie sie sagt – und die Ruhe, das Reflektieren, die akademische Strenge und die langfristige Zielsetzung miteinander verbinden will.

Für ihre persönliche Zukunft steht Archäologie an oberster Stelle. «Ich mag Literatur, aber ich mache sie nicht zum Beruf. Ich mag Kunstgeschichte, aber auch sie mache ich nicht zum Beruf. Ich mag Archäologie, und das möchte ich sehr gerne eines Tages beruflich machen.»

«Archäologie ist demokratisch»

An der Archäologie schätzt Sallin vor allem den Kontakt mit dem Material. «Es handelt sich meist um ganz alltägliches Material. Mir gefällt die demokratische Seite der Archäologie. Eine alte Tasse kann im Prinzip irgendwem gehört haben. Und das Fundament eines Hauses kann von einer Fischerhütte stammen. Es muss nicht ein Palast mit vielen Statuen sein.»

Faszinierend findet Sallin, dass sich die Archäologie mit der Zeit verändert. Sie findet da ihren Rahmen wieder, durch den ein Objekt je nach Epoche ein ganz anderes Bild abgibt. Sallin denkt dabei an neue Analyseinstru­mente, dank denen eine Altersdatierung möglich wird. «Archäologie kann auch zeitgenössisch sein», sagt die Studentin. «Man weiss zum Beispiel, dass Coca-Cola-Flaschen von Zeit zu Zeit anders geformt werden. So kann aus der Form einer Cola-Flasche ein Zeitzeuge werden, der helfen kann, zu bestimmen, aus welcher Zeit ein Haus stammt.»

Sie hinterfragt alles

Am meisten fühlt sich Lauriane Sallin aber zur Klassik und insbesondere zu Griechenland hingezogen. Bereits vier Mal war sie dort, drei Mal als Praktikantin. Nebst Latein hat Sallin am Gymnasium auch Griechisch gelernt. Das habe sie zwar weitgehend verlernt, aber trotzdem möchte sie an der Universität wieder mit Griechisch beginnen. «Ich will Inschriften entziffern können», sagt sie.

Die Schönheitskönigin bezeichnet es als einen Charakterzug von ihr, dass sie immer alles hinterfragt. «Wenn man mir sagt, etwas sei nicht möglich, dann will ich immer wissen warum? Irgendwie bin ich ein streitbarer Geist: Wenn ich denke, dass etwas machbar ist, dann will ich es probieren.»

So kam Lauriane Sallin überhaupt dazu, sich für die Miss-Schweiz-Wahl anzumelden: «Ich finde das Konzept einer Schönheitswahl etwas äusserst Kurioses. Deshalb wollte ich es austesten. Ich wollte selbst herausfinden, was Miss Schweiz ist.» Und als sie gewählt wurde, sagte sie sich: «Jetzt will ich mich amüsieren. Ich wollte die Klischees widerlegen und nicht auf einen Körper reduziert werden. Sonst hätte man gleich einen Blumentopf wählen können. Ich wollte durch meine Funktion aufzeigen, dass es nicht limitierend sein muss, eine Frau zu sein.»

Diesen aufmüpfigen Geist teilt Sallin mit anderen Frauen, die sie bewundert. «Ich erkenne mich beispielsweise in Niki de Saint Phalle wieder, die auch ein Mannequin war. Sie hatte in ihrem Leben viele Prüfungen zu bestehen. Für ein Kunstwerk schoss sie mit einem Karabiner auf mit Farbe gefüllte Ballons. Sie sagte dazu, sie hätte entweder Terroristin oder Künstlerin werden können. Doch sie kanalisierte ihre innere Revolte und nutzte sie für ihre künstlerischen Kreationen. So ähnlich fühlte ich mich, nach der Krankheit meiner Schwester. Ich empfand eine starke innere Energie und konnte diese durch meine Projekte als Miss kanalisieren.»

Projekte, die Lauriane Sallin beispielsweise in den Nordosten Brasiliens geführt haben. Sie besuchte Resozialisierungsprojekte von Terre des Hommes und Jugendliche in Gefängnissen. Sie sah, wie Mauern um Favelas herum gebaut sind und Kinder die Eingänge bewachen; doch auch die Reichen wohnen hinter Mauern, und Wächter kontrollieren die Eingänge: «Sie beobachten sich gegenseitig und sind gewalttätig. Dabei könnten doch alle gewinnen, wenn es zum Dialog käme.»

Als die Öffentlichkeit nach der Schönheitswahl langsam erkannte, welche Persönlichkeit da zur Miss Schweiz gewählt wurde, spekulierten Medien bereits, ob es während des Amtsjahrs nicht zum Eklat zwischen Sallin und der Miss-Organisation kommen würde. Dies trat nicht ein. «Ich bin eben für den Dialog», sagt sie. «Wenn ich mit etwas nicht einverstanden bin, erkläre ich mich und bringe Argumente vor. Wir haben immer alles miteinander besprochen, aber eigentlich konnte ich machen, was ich wollte. Die Verantwortlichen sahen, dass ich mein Ding durchziehe, und so sagten sie: Mach einfach.» Schliesslich ist aus der Miss, die aus dem Rahmen fällt, die am längsten amtierende Miss Schweiz aller Zeiten geworden.

Hilfsaktion

Akt der Solidarität am Lenkrad eines 18-Tönners

Zwar hatte Lauriane Sallin die Krone zuhause gelassen, doch in Marokko sei sie immer «Prinzessin» genannt worden. Ein Lastwagen brachte medizinische Hilfsgüter von der Schweiz in ein Kinderspital der marokkanischen Hauptstadt Rabat; auf der Blache waren nebst den Namen der Projektorganisatoren Terre des Hommes und Stiftung Corelina auch «Miss Schweiz» aufgedruckt. Das habe Erwartungen geweckt, sagt Sallin. Umso grösser sei die Verblüffung jeweils gewesen, wenn sie aus der Führerkabine stieg und auf Augenhöhe mit den anderen Chauffeuren oder der lokalen Bevölkerung sprach.

Als Botschafterin der Stiftung Corelina war Lauriane Sallin bereits im Sommer des letzten Jahres nach Rabat gereist, um dort den Aufbau des Kinderherzzentrums zu besichtigen. Dabei erfuhr sie, wie gross die Schwierigkeiten des Transports von Gütern nach Marokko jeweils seien. Am einfachsten wäre es, alles in einem Lastwagen herzuführen, sagte ihr damals der Leiter der Kinderherzchirurgie des Inselspitals.

Da entschloss sich die Freiburgerin, das Lastwagen-Permis zu machen. Im Dezember hatte sie dieses in der Tasche, Ende März sollte die Reise nach Marokko zusammen mit ihrem Fahrlehrer losgehen. Der Status als Miss Schweiz öffnete viele Türen: Der Lastwagen wurde gespendet, Geräte etwa aus dem Freiburger Spital und die Zollpapiere ebenso. Und als die Überfahrt nach Tanger stockte, rief sie kurzerhand die Schweizer Botschaft in Marokko an: Alle Probleme wurden gelöst.

Eine Spazierfahrt waren die 2500 Kilometer nach Rabat und die gleiche Distanz zurück nicht. Dies begann schon damit, dass Lauriane Sallin erst 15 Minuten vor der Abreise erstmals im 18-Tönner sass. Es war ein von Hand geschalteter Camion, und nicht ein automatischer, wie sie es sich von der Fahrschule her gewohnt war.

Auch die Müdigkeit der langen Reise habe sie gespürt. «Auf der Rückfahrt habe ich dann fast im Lastwagen gewohnt: schlafen, aufstehen, essen, fahren. Wir waren zu zweit; andere Chauffeure fahren Frankfurt-Rabat zwei Mal im Monat alleine am Steuer.»

Wenn es nach Lauriane Sallin geht, wird sie ihr Lastwagen-Permis weiter nutzen: «Wir haben aufgezeigt, dass wir etwas Gutes tun konnten. Es war ein Akt der Solidarität zwischen Nord und Süd.» Viele Personen hätten sich hinter das Projekt gestellt, und bereits meldeten sich neue Spender. «Das will ich nicht aufgeben», sagt Lauriane Sallin.

uh

 

 

Meistgelesen

Mehr zum Thema