Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Lebhafter Ausflug in vergangene Zeiten

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Willkommen im Gurnigelbad. Ihr habt die beschwerliche Anreise geschafft. Wie steht es um eure Kräfte?» Ein Portier im schwarzen Frack und rotem Hut begrüsst die kleine Schar Gäste mit seinem französischen Akzent. Gleich darauf erscheint Johann Jakob Hauser, der Direktor des Kurhotels Gurnigelbad. 1891 gestorben, wird er an diesem Nachmittag für eineinhalb Stunden wieder lebendig. Die beiden Figuren sind Teil der szenischen Führung «Gurnigelbad – die Stadt im Walde» (siehe Kasten).

Das grösste Hotel der Schweiz

1561 entdeckten Jäger die schwefelhaltigen Quellen am Gurnigel. Im 18. Jahrhundert war das Gurnigelbad bereits über die Region hinaus bekannt. Johann Jakob Hauser baute das Haus im 19. Jahrhundert zum grössten Hotel der Schweiz aus. So wuchs es von 250 Betten 1842 auf 600 Betten im Jahr 1900. Zu Gast waren auch bekannte Namen wie Al­brecht von Haller, Johann Heinrich Pestalozzi oder Jeremias Gotthelf, der das Gurnigelbad in seinen Roman «Ueli der Knecht» einbaute.

Die szenische Führung vermittelt die Geschichte des Hotels anschaulich und vielfältig. Wenn Hoteldirektor Hauser die Besucher stolz durch sein nur noch imaginär vorhandenes Hotel führt, kann man die Dimensionen der imposanten Anlage erahnen. Die Fassade des Hauptgebäudes war 240 Meter lang. «In der Stadt Bern entspricht das der Strecke von der Heiliggeistkirche bis zum Bärenplatz», sagte der Erzähler der szenischen Führung. Das Hauptgebäude stand im rechten Winkel zum heutigen Gasthof Gurnigelbad und erstreckte sich von der heutigen Terrasse bis zum Waldrand.

Auch ein Besuch im Konzertsaal darf in der Führung nicht fehlen. Wo heute Plastiktraktoren für die kleinen Gäste des Restaurants aufgereiht sind, lauschten früher Hotelgäste dem hauseigenen Orchester. Thema ist natürlich auch das Gurnigelwasser. «Wassermäde» überreichte allen Besucherinnen und Besuchern ein Glas mit dem schwefelhaltigen Wasser, das früher als Heilmittel für alle möglichen Leiden galt. Heute ist der Geruch von faulen Eiern doch eher gewöhnungsbedürftig.

Hilfe für die Region

Die szenische Führung zeichnet auch ein sozialgeschichtliches Bild der Region. Eine Kellnerin erzählt, wie die Region unter Hochwasser und Viehseuchen litt. Sie sei deshalb dankbar, dass sie und ihre Tochter im Hotel Arbeit gefunden hätten. Ein Schreiner aus der Region sinniert derweil, ob sich Johann Jakob Hauser nur aus Eigennutz für die Region engagiere. Schliesslich halte er mit seiner Wohltätigkeit die Bettler vom Hotel fern. «Vielleicht ist er eigennützig. Aber seine Hilfe kommt allen zugute. Deshalb kann man ihm nichts vorwerfen.»

Versierte Amateurschauspieler

Davina Siegenthaler Hugi hat die szenische Führung im Gurnigelbad inszeniert. Grundlage für ihre Recherche war das gleichnamige Standardwerk von Christian Raaflaub, das 2018 erschienen ist. «Das Buch zog mich mit seinen vielen Abbildungen und Anekdoten so in den Bann, dass bereits beim Lesen viele Ideen entstanden.» Bevor sie das Drehbuch geschrieben habe, sei sie das Gelände mehrmals abgelaufen. Denn die Schauplätze mussten mehrere Kriterien erfüllen: «Ich wollte mehr oder weniger die ganze Geschichte des Hotels erzählen. Die Zuhörer sollten nicht allzu lange an einem Ort stehen müssen. Gleichzeitig durfte der Rundgang nicht allzu lang werden.»

Vier Teams bestreiten die Führungen im Wechsel. Einige der Amateurschauspieler hätten zwar Erfahrungen aus Freilufttheatern. «Eine szenische Führung ist aber noch einmal anspruchsvoller.» Da die Schauspieler mehrere Rollen übernehmen, müssen sie viel Text präsent haben, oft auch ganze Monologe. «Da gibt es keinen Partner, der dem Schauspieler mit seinem Text über eine Erinnerungslücke hinweghelfen kann.» Zudem seien die Darsteller bei einer szenischen Führung nicht nur Schauspieler. «Sie müssen gleichzeitig die Besucher über das Gelände führen und sie einbeziehen.»

Schlicht, aber eindringlich

«Fürio! Es brennt», schreit eine Hotelangestellte. 1902 brannte das weitgehend aus Holz gebaute Hotel nieder. Die drei Schauspieler stellen die Katastrophe ohne Kulissen und mit wenigen Requisiten nach. Die schlichte Inszenierung wirkt eindringlich, etwa wenn die Schauspieler nach dem Brand aus Zeitungsberichten vorlesen. Das Haus wurde zwar bis 1905 wiederaufgebaut. Doch bereits 1914 geriet das Hotel durch den Ersten Weltkrieg in wirtschaftliche Schwierigkeiten. In der Zwischenkriegszeit erlebte das Hotel noch einmal eine kurze Blüte. Im Gurnigelbad waren so viele britische Touristen zu Gast, dass die Eisenbahnwagen bereits in Calais mit «Gurnigel» beschriftet waren. Die britischen Touristen brachten unter anderem den Skisport in die Region mit.

Der Zweite Weltkrieg brach dem Hotel wirtschaftlich aber endgültig das Genick. Die Schweizer Armee erwarb das Hotel und nutzte es unter anderem als Flüchtlingsheim. Bis 1955 brach sie das Hotel komplett ab. Erhalten geblieben ist hingegen unter anderem die einstige Trinkhalle oberhalb des Hotels. Sie dient heute als Stall.

Sinnliche Erfahrung

Die Schauspielerinnen und Schauspieler stellen die Geschichte des ruhmreichen Hotels lebhaft und sinnlich dar. Wer sich nicht mit dem 300 Seiten starken Buch über das Gurnigelbad auseinandersetzen mag, findet in der szenischen Führung eine Alternative. Selbst wer das Buch kennt, profitiert von der Führung. Die bunten Szenen rufen vieles in Erinnerung, das man sonst nach der Lektüre nur allzu schnell wieder vergisst.

Informationen

Ein Rundgang von 90 Minuten

Von der szenischen Führung «Gurnigelbad – die Stadt im Walde» waren neun Vorstellungen vorgesehen. Sie waren aber rasch ausverkauft, so dass weitere organisiert wurden: Tickets zwischen 25 und 35  Franken gibt es noch für den 23. und 30. August sowie 6., 12.  und 13. September und 4.  Oktober. 2021 sollen weitere Führungen stattfinden. Die Vorstellungen finden bei jeder Witterung statt. Die Organisatoren bitten die Teilnehmer, bei Regen auf Schirme zu verzichten und sich stattdessen mit Regenschutz und Hut auszurüsten. Sie empfehlen zudem gutes Schuhwerk. Der Rundgang über das Gelände ist rund einen halben Kilometer lang und führt vom Gasthof Gurnigelbad durch den Wald zur einstigen Trinkhalle hinauf und auf der anderen Seite wieder zum Gasthof hinunter. Im ersten Teil bieten sich an den Stationen vereinzelte Sitzgelegenheiten. Die Führung dauert rund 90  Minuten. Ein Schutzkonzept für Covid-19 ist vorhanden. Führungen mit weniger als 15  Teilnehmer können bis einen Tag vor der Veranstaltung abgesagt werden.

sos

Weitere Infos und Tickets: www.gantrisch.ch/szenische-fuehrung/

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema