Für Lidl ist es der Schlüssel für die Westschweiz: das geplante Warenverteilzentrum in Sévaz bei Estavayer. Neben dem bereits bestehenden Zentrum in Weinfelden soll Sévaz zum zweiten Standort werden, um die Waren in die Filialen zu liefern. «In den kommenden Wochen wird das Unternehmen die Bautätigkeit in Sévaz aufnehmen», schreibt Lidl in einer Mitteilung. Nun beginnt der Discounter mit den Erdarbeiten, im Frühjahr 2014 starten die Hochbauarbeiten, im Frühling 2015 soll der Bau fertig sein.
38 Einsprachen hängig
Die Mitteilung zum Spatenstich kommt überraschend: Gegen eine Anpassung des bereits bewilligten Baugesuchs sind 38 Einsprachen hängig. Anwohner der Zufahrtsstrasse wehren sich gegen den Mehrverkehr, den das neue Verteilzentrum mit sich bringen würde (die FN berichteten). Dass Lidl nun trotzdem mit dem Bau beginne, sei eine «ungeheure Frechheit», sagt Anwohnerin und Wortführerin Pascale Senn Koch. Vom Baubeginn erfuhr sie gestern durch die Medien. «Ich bin völlig überrumpelt.» Die Einigungsverhandlungen zwischen der Gemeinde mit den Einsprechern hätten noch gar nicht stattgefunden. Über die Meldung ärgert sich Senn Koch umso mehr, als laut ihr ein Teil der Einsprecher die Gültigkeit der Baubewilligung bezweifelt. Sie glaubt, dass Lidl vorprescht, um die Behörden vor vollendete Tatsachen zu stellen: «Wenn das Zentrum erst einmal steht, wird es schwierig, es wieder rückgängig zu machen.»
«Keine neuen Punkte»
Anders tönt es bei Lidl: Man verfüge «über eine rechtsgültige Baubewilligung», heisst es in der Mitteilung. Die hängigen Einsprachen sind für den Discounter kein Grund, um mit dem Baubeginn abzuwarten. Die Einsprachen könnten keine neuen Punkte aufbringen und würden das Projekt nicht gefährden, schreibt Lidl. Man hoffe auf eine rasche Prüfung und Bearbeitung der Einsprachen.
Anwohnerin Pascale Senn Koch will nicht zuschauen, wie Lidl mit den Baggern auffährt. Vielmehr gibt sie sich kämpferisch: «Wir versuchen mit allen Mitteln zu verhindern, dass Lidl mit dem Bau beginnt.»
