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Lieder und Gedichte ohne Ö und Ü

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Lieder und Gedichte ohne Ö und Ü

Das «Gùrmùs-Tytsch» ist fast ausgestorben. Konrad Schaller kämpft dagegen an, dass es komplett in Vergessenheit gerät.Er schreibt Lieder und Gedichte in dem alten Dialekt. Einige davon sind am Samstag in der Waldarena Gurmels zu hören.

Autor: Marc Kipfer

Wenn ein Gurmelser früher im Dorf einigen Tieren begegnete, dann sah er zum Beispiel: a Fresch, fyf Hiener ù a Gyggù. Die Menschen in den Dörfern ringsum lachten, wenn sie solches hörten, spotteten darüber und schüttelten den Kopf. Aber die Gurmelser liessen sich nicht beirren. Ö und Ü waren zwei Laute, die es in ihrem Dorfdialekt nicht gab. Statt «Öl» kaufte man «Eeu», die gut aussehenden Gurmelser waren «scheeni Lyt».

Das ist Jahrzehnte her. In Gurmels haben die Leute inzwischen die zwei Umlaute kennen und schätzen gelernt, immer mehr Zuzüger haben das «Gùrmùs-Tytsch» verwaschen und fast zum Verschwinden gebracht. So gut wie verloren sind auch die speziellen Wörter, die es nur in Gurmels gab und in den katholischen Dörfern rundherum:«Läschpe» hatte der Mensch, heute hat er Lippen.

Einer, der sich mit diesem Verlust nicht einfach so abfinden will, ist Konrad Schaller, Jahrgang 1936. Auch er ist zwar nicht als «Gùrmùs-Tytsch»-Sprechender aufgewachsen, der Vater war ein Sensler. Aber in der elterlichen Bäckerei in Gurmels hörte er als Bub die Bauersfrauen tratschen, oft bis spät am Abend, und er hörte ihnen so gerne zu, dass er den alten Dialekt bis heute beherrscht, «zu 90 Prozent», wie er sagt. Schaller erinnert sich gerne an diese Zeit. Und er hat sich ein Ziel gesetzt: Er will das «Gùrmùs-Tytsch» vor dem Vergessen bewahren.

Schlafloser Schreiber

Schaller kann auf einen Verein zählen, der ihm dabei hilft, dieses Kulturgut in die Zukunft zu retten. «Die Trachtengruppe Gurmels ist dazu prädestiniert», sagt Schaller, der diese seit 15 Jahren leitet – «ein Fussballclub würde so etwas ja sicher nicht tun».

Nachts, wenn er nicht schlafen kann, kramt Schaller sein bestes «Gùrmùs-Tytsch» hervor und schreibt. Lieder und Gedichte sind es, die dann entstehen. Inzwischen seien rund 35 Stück zusammengekommen, sagt Schaller. Sie handeln von Alltäglichem. Etwa vom Fuchs, der die Hühner holt. Von Apfelbäumen. Und von Liebesgeschichten zwischen «Meiteli» und «Biebli». Einige dieser Werke trägt der Verein am kommenden Samstag in der Waldarena Gurmels vor (siehe Kasten); dazu gibt es Würste vom Grill.

Schaller ist nicht der Einzige im Verein, der die Sprache auch pflegt, wenn er zu singen aufhört. Mit zwei Vereinskollegen redet er oft «Gùrmùs-Tytsch». Eigentlich zum Spass, doch er hätte nichts dagegen, daraus eine Pflicht zu machen. «Man könnte ein Bussgeld einführen», sagt er und lacht. Schaller lässt durchblicken, dass er sich auch von anderen ein wenig Initiative erhofft. Er sagt: «Gäbe es einen Verein zur Rettung des ‹Gùrmùs-Tytsch›, ich wäre sofort dabei.»

Wie im Mittelalter

Es ist 20 Jahre her oder mehr, da gab Konrad Schaller dem Radio DRS Auskunft über das «Gùrmùs-Tytsch». In dieser Sendung habe ein Sprachwissenschaftler gesagt, der Dialekt der Gurmelser komme dem mittelalterlichen «Juradialekt» am nächsten – dieser habe damals von Basel bis in die Alpen vorgeherrscht. Schaller ist überzeugt, dieser Ursprung sei noch vielerorts hörbar. Er nennt Beispiele: Auch Innerschweizer gehen den Umlauten gerne aus dem Weg, die Basler manchmal auch, die Berner Oberländer sowieso. Es ist klar, worauf Schaller hinaus will: In grossen Teilen der Deutschschweiz reden die Menschen «Gùrmùs-Tytsch» – ohne es zu wissen.

Will mit der Trachtengruppe Gurmels den alten Dorfdialekt retten: Konrad Schaller.Bild Aldo Ellena

Programm

Trachtengruppe besingt alle Monate

Ein Lied oder Gedicht für jeden Monat des Jahres: So lautet das Konzept für den «Gùrmùs-Tytsch»-Abend der Trachtengruppe Gurmels. Am kommenden Samstag vertonen rund 20 Frauen und Männer einen Teil des Werks von Konrad Schaller, ihrem künstlerischen Leiter. Sie besingen beispielsweise einen Apfelbaum im Oktober oder den Wind, der im Juli von Murten her weht. Der Verein, der seit 1993 besteht, tritt in der Gurmelser Tracht auf: Jene der Frauen wurde einem alten Stich nachempfunden, das Design der Männertracht ist hingegen historisch nicht mit Sicherheit belegt. mk

Waldarena Gurmels, Sa., 23. Juni, 19.30 Uhr. Eintritt frei.

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