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«Man ist Klagemauer für alles»

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«Man ist Klagemauer für alles»

Marius Glauser geht nach 28 Jahren als Gemeindeschreiber in Pension

Eine Schreibmaschine, ein Telefon und eine Druckmaschine mit Matrizen – viel mehr an Ausstattung gab es nicht im Gemeindebüro von Wünnewil-Flamatt, als Marius Glauser 1978 anfing. In den letzten 28 Jahren hat sich vieles verändert.

Von IMELDA RUFFIEUX

Er sei damals «wider Erwarten» gewählt worden, erinnert sich Marius Glauser, wenn er an seine Bewerbung zurückdenkt. Aufgewachsen in Amtmerswil, das damals noch zu Bösingen gehörte, besuchte er die Primarschule in Wünnewil. Nach Handelsschule und Tätigkeit beim Milchverband und am Gericht Tafers habe er bei der Ausschreibung der Stelle die Chance gepackt, etwas Neues zu versuchen.

Auf den 1. Januar 1978 trat Marius Glauser die Stelle an und wurde von seinem Vorgänger Emil Boschung in die Geheimnisse einer Gemeindeverwaltung eingeführt. Die Gemeinde Wünnewil-Flamatt zählte damals 3864 Einwohner – 1200 weniger als heute. Auf dem Büro im alten Gemeindehaus arbeiteten neben dem Schreiber und Kassier noch zwei Sekretärinnen, heute ist es immerhin ein 12-Personen-Betrieb.

Die Arbeit des Gemeindeschreibers war damals auch mit anderen Ämtern verbunden, so fungierte er beispielsweise als AHV-Agent und Quartiermeister. Besonders geschätzt hat Marius Glauser die Aufgabe als Zivilstandsbeamter (siehe Kasten).

Neue Ideen eingebracht

Marius Glauser erlebte im Rahmen seiner Arbeit die Entwicklung der Gemeinde hautnah mit. 1984/85 wurden mit der Einführung der ersten EDV-Anlage erstmals alle Einwohner elektronisch erfasst. 1981 wurde das Bauamt und 1994 das Sozialamt als eigene Abteilung eingeführt. «Ich habe immer versucht, neue Ideen einzubringen. Die Gemeindebehörden hatten dafür stets ein offenes Ohr, denn es war in ihrem Sinne, eine moderne und effiziente Verwaltung zu haben», erzählt er.

So wurde auf seine Initiative hin zum Beispiel für die Gemeinderatssitzungen eine Traktandenliste eingeführt, so dass sich die Gemeinderäte besser auf die Sitzungen vorbereiten konnten. Auch bei der Schaffung einer Pensionskasse hat er aktiv mitgewirkt. Der Gemeinderat unternahm jährlich einen kleinen Ausflug. «Das hat sehr zur Kollegialität beigetragen. Wenn man sich besser kennt, kann man allfällige Probleme auch sachlicher diskutieren», hält Marius Glauser fest.
Mit regelmässigen Anlässen für die Gemeindeangestellten – Weiterbildung und Ausflüge – sorgte er dafür, dass auch hier die Kontakte zum Aussendienst bestehen blieben. Es war denn auch die Gemeinde Wünnewil-Flamatt, die auf Bezirksebene als erste ein Personalreglement durch die Gemeindeversammlung genehmigen liess.

Schulhäuser und das Gemeindehaus

In seine Amtszeit fielen auch viele grosse Bauvorhaben, etwa das Mehrzweckgebäude für Werkhof, Feuerwehr und Zivilschutz, die Erweiterung der Primarschule von Wünnewil, der Neubau der Schule Flamatt sowie der Sporthalle Wünnewil und – jetzt aktuell das Grossprojekt OS-Erweiterung, für das ein 24-Mio.-Franken-Kredit gesprochen wurde. In besonderer Erinnerung bleibt ihm die lange Diskussion um den Bau des Gemeindehauses im Dorf, das im Oktober 1995 schliesslich eingeweiht werden konnte. «Die Schönheit des Gebäudes ist noch heute umstritten. Klar ist, dass es viel Platz bietet und zweckmässig ist», erklärt Marius Glauser.

Belastende Zeiten

Auf weniger gute Erinnerungen angesprochen, kommt er rasch auf die finanziellen Probleme der Gemeinde vor etwa fünf Jahren zu sprechen: Zweimal mussten die Steuern erhöht werden und an der Gemeindeversammlung vom 30. November 2001 wurde gar das Budget zurückgewiesen. «Das hat uns alle stark betroffen. Es gab Krisensitzungen über die Festtage und für die Ausarbeitung des Massnahmenplans musste sehr viel Zusatzarbeit geleistet werden», erzählt der abtretende Gemeindeschreiber. Dieses Ereignis habe ihn «am meisten geplagt», zumal die Sachgeschäfte an den Gemeindeversammlungen ansonsten immer gut aufgenommen worden seien.

Die Kontakte zur ungarischen Gemeinde Tápiêgyörgye, die Gründung des Trägervereins für die Kindertagesstätte «Zouberhuet» und der Übergang vom Kranken- und Betagtenverein Wünnewil-Flamatt/Überstorf und der Familienhilfe Wünnewil-Flamatt/
Bösingen zur Spitex sind weitere Meilensteine, die Marius Glauser erwähnt. Während 15 Jahren war er im Verwaltungsrat der Stiftung Altersheim St. Wolfgang, wo er die spannende Planung eines Heimneubaus für Düdingen und Flamatt mitverfolgen konnte.
Eine Charaktereigenschaft von Marius Glauser ist die ruhige Art, die ihm hilft, auch in Krisensituationen kühlen Kopf zu bewahren. Das kam ihm u.a. auch bei den diversen Wahlen zugute, die er miterlebt hat. Er ist froh, dass alle Wahlen und Abstimmungen problemlos über die Bühne gingen. Zweimal galt es, den Generalrat zu wählen. «Von der Einwohnerzahl her gesehen, war das Gemeindeparlament eine gute Sache, da es aber von Gesetzes wegen eingeführt werden musste, wurde es vom Volk nicht akzeptiert. Es kam immer wieder zu Referenden und man kam bei den Sachgeschäften nicht weiter», erinnert sich Marius Glauser.

Gesundheitliche Probleme

Ein Gemeindeschreiber ist erste Anlaufstelle für die Sorgen der Bürger. «Man ist Klagemauer für alles», weiss Marius Glauser. Der zunehmende Stress und die wachsende Verantwortung wirkten sich auf seine Gesundheit aus: 2002 bekam er gesundheitliche Probleme. Das war mitentscheidend für seinen Entschluss, eineinhalb Jahre früher in Pension zu gehen und einer «jungen, unverbrauchten Person» Platz zu machen. Das ermöglicht dem Nachfolger, dass er nach einer Einarbeitungszeit nach den Gemeinderatswahlen 2006 mit einem neuen Team anfangen kann.

Anforderungen an
einen Gemeindeschreiber

«Man muss flexibel sein, diplomatisch und nicht aufdringlich. Ein Gemeindeschreiber muss viel Feingefühl zeigen», erklärt Marius Glauser. Das Amt sei eine Schlüsselstelle für das gute Funktionieren in einer Gemeinde. Marius Glauser weiss, wovon er spricht, hat er doch im Laufe seiner Amtszeit mit 46 Gemeinderatsmitgliedern und sechs Ammännern zusammengearbeitet, die alle ihre eigene Art, die Ressorts zu führen, mitbrachten. Als geübter Statistiker hat er weitere Fakten seiner Tätigkeit zusammengetragen: 1069 Gemeinderatssitzungen, 51 Gemeindeversammlungen und 33 Generalratssitzungen.

Tausende von Seiten Protokoll hat er in dieser Zeit geschrieben. Nun wird diese Aufgabe sein Nachfolger Fredy Huber übernehmen.

Auch nach dem Ende der offiziellen Amtszeit, die bis Ende November dauert, wird Marius Glauser dem Nachfolger mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Sternstunden

Auf die Frage, ob er die Stelle noch einmal antreten würde, antwortet Marius Glauser mit einem «Ja, aber». «Aber nur, wenn das Zivilstandsamt immer noch dazugehörte.» Diese Arbeit habe ihm zu Sternstunden verholfen. Als poetischer Mensch, der gerne Gedichte schreibe, habe er sich dabei entfalten und die persönliche Seite zeigen können. «Es war mir wichtig, die an sich kurze Trauungszeremonie würdig zu gestalten», erklärt er. Insgesamt hat er 695 Trauungen durchgeführt. Dank der multikulturellen Durchmischung der Gemeinde waren dabei nicht weniger als 37 Nationalitäten beteiligt – von China bis Spanien.

Seine Gedichte sind ein Schwerpunkt, dem sich Marius Glauser nach seiner Pensionierung vermehrt wid

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