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Mensch – erkenne dich selbst

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Mensch – erkenne dich selbst

Autor: Irmgard lehmann

Abgedämpftes Licht, schwarze Wände, im Hintergrund sanfte Meditationsmusik. Die Menschen bewegen sich langsam, sprechen wenig, andächtig ist die Stimmung. Alle mit diesem Staunen im Gesicht. «Lässig gemacht», höre ich aus einer Ecke. «Hurre hässlich», hinter vorgehaltener Hand von anderswoher.

An jenem Freitag sind vor allem junge Menschen da. Sie bleiben stehen – auffallend lang bei der Vitrine ganz am Anfang der Ausstellung. Tatsächlich lassen einen die Embryos und Föten in den Reagenzgläsern nicht mehr los: im ersten ein Embryo in der drit- ten Schwangerschaftswoche: «Schau wie es chlies Mückli», kommentiert eine junge Frau. Medizinstudierende gesellen sich dazu. Ein junger Mann erklärt: «Wahnsinnig, bis Ende 4. Monat sind Leber, Bauchspeicheldrüse, Darm und Nieren bereits ausgebildet.» Wahrhaftig – man hat Mühe zu verstehen, dass die Abtreibung bis zur 12. Woche erlaubt ist.

Umstrittene Ausstellung

«Körperwelten» hat Furore gemacht. Damals vor 10 Jahren mehr als heute. 1999 zeigte der deutsche Arzt und Anatom Gunther von Hagen erstmals anatomisch präparierte menschliche Körper. Rund 600 000 Personen haben damals die Ausstellung besucht.

Diesmal werden es weniger sein. Schade. Denn die Ausstellung ist besser. Sie hat einen roten Faden und zeigt Werden und Vergehen des menschlichen Lebens: Es wird einem vor Augen geführt, wie sich der Körper verändert, wie er wächst, reift und immer schwächer wird.

Auch Gunther von Hagen ist älter geworden. Daher wohl hat er das Älterwerden in den Mittelpunkt gestellt.

Die Zerbrechlichkeit

Immer wieder wird man mit der Vergänglichkeit konfrontiert. Bei der Darstellung von Herzkrankheiten, des Hirnschlags, der Arterienverkalkung. Man begreift, wie sehr der Lebenswandel den Körper beeinflusst, und staunt, dass ein so komplizierter Organismus überhaupt funktioniert: Körperwelten konfrontiert uns mit der Zerbrechlichkeit des eigenen Körpers. «Du musst aktiv bleiben und gesund leben, dann wirst du ein langes Leben haben», so etwa lautet die Botschaft.

Die Besucher gehen sehr nahe ran, lesen die Texte aufmerksam und hören ihrem Audioguide geduldig zu. Auf grossformatigen Tafeln blicken einem Menschen entgegen – ihr Blick wird ergänzt mit Aussagen von Berühmtheiten: «Alter heisst über sich selbst klar werden», schrieb etwa die französische Philosophin Simone de Beauvoir. (1908-1986).

Oft wünsche ich mir allerdings jemanden zur Seite, der sich in der komplizierten Anatomie besser auskennt. Audioguides und Texte mögen helfen. Trotzdem bleiben Fragen offen. Führungen gibts keine.

Faszination oder Ekel

Klar ist die Ausstellung nicht jedermanns Sache. «Ich will gar nicht wissen, wie es da drinnen aussieht», lautet ein oft gehörter Kommentar. Verständlich. Denn Körperwelten zeigt echte menschliche Körper, plastifizierte Leichen eben. Doch man denkt kaum daran. Denn die präparierten Körper sind geruchlos und durch die Plastination und die Häutung stark verfremdet.

Ein bleibendes Bild

Wohlverstanden – Ausnahmen gibt es. Ich jedenfalls verlasse die Ausstellung halb benommen. Seziere im Geiste jeden, der mir begegnet. Noch Tage darnach verfolgt mich der Anblick eines halbierten Männerkopfes, der das Innere preisgibt: Gross- und Kleinhirn, Schädelknochen, Nervenbahnen… Der Mann hat ein Gesicht mit Mund und Bartstoppeln, mit Auge (geschlossen) und Augenbrauen.

Ich bin dankbar, dass zwischen diesem Präparat und mir die Glaswand steht: Den mumifizierten Liebesakt lasse ich aus.

Körperwelten bis 18. Februar im Zentrum «Puls5», Giessereistrasse 18, Zürich (Nähe Hardbrücke), vom Bahnhof aus Tram Nr. 4 (Haltestelle Förrlibuckstrasse) Mo. bis Do. 9-19.30 Uhr; Fr. bis So. 9-21 Uhr. www.koerperwelten.ch

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