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«Mensch ist nicht gleich Mensch»

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Laura de Weck hat ihre Wurzeln in Freiburg: Ihr Vater Roger de Weck ist in Freiburg aufgewachsen, und ihre Grossmutter lebt immer noch in der Stadt. Dies ist mit ein Grund, warum der Verein Theater in Freiburg die junge Autorin unterstützt. Das deutschsprachige Theater, das diese Saison sein 50-jähriges Bestehen feiert, hat bereits zwei Werke von Laura de Weck aufgeführt: «Sum Sum» im Jahr 2009 und «Mit freundlicher Unterstützung» im Jahr 2012.

Mit «Espace Schengen» bringt nun Theater in Freiburg das jüngste Stück von Laura de Weck auf die Bühne, erstmals in Zusammenarbeit mit dem Nuithonie in Villars-sur-Glâne Die Aufführung ist französisch übertitelt. Das Sprachkonzert ist eine Koproduktion von Theater in Freiburg, der Gessnerallee Zürich und dem Theater Kampnagel Hamburg. Das einstündige Stück wurde im vergangenen Herbst in der Gessnerallee Zürich uraufgeführt.

 

 Laura de Weck, das Schengener Abkommen ist eine internationale Übereinkunft, welche die Grenzkontrollen abschafft. Worum geht es in Ihrem Stück «Espace Schengen»?

Der Schengenraum ist ein zweischneidiger Ort: Einerseits steht er für einen grenzenlosen Raum, andererseits bildet er selbst eine riesige Grenze, die Europa von den sogenannten Drittstaaten trennt. Ich will mit dem Stück ein Gefühl dafür geben, was es heisst, ausserhalb des freien Raums zu leben. Ein Afrikaner hat noch lange nicht die gleichen Rechte wie ein Europäer oder ein Amerikaner. Wir sind leider immer noch weit davon entfernt, dass Mensch gleich Mensch ist.

 

 Wie sind Sie auf das Thema gestossen?

Durch eine Freundin in Hamburg. Sie hat zwei afrikanische Flüchtlinge, die über Lampedusa nach Hamburg geflohen sind, bei sich zu Hause aufgenommen. Dadurch habe ich Bill kennengelernt, einen guineischen Sänger, mit dem ich für das Stück gearbeitet habe. Mit ihm und den Flüchtlingen habe ich viel geredet und erfahren, was es heisst, ausgeschlossen zu sein. Ausserdem habe ich Texte zum Thema gesammelt: Gerichtsurteile, Wikipedia-Einträge, Broschüren. All diese Texte und Gespräche kommen in «Espace Schengen» vor.

 Im Stück «Espace Schengen» haben Sie Bill eine Rolle gegeben. Doch ganz nach Wunsch verlief dies nicht. Warum?

Bill ist ein sogenannter Wirtschaftsflüchtling und lebt in Hamburg. Ich wollte gerne, dass er bei «Espace Schengen» mitsingt. Seine Aufenthaltsgenehmigung lief aber gerade ab, und ich wusste, dass er nicht in die Schweiz würde reisen dürfen. Und so haben wir kurzerhand ein Video von ihm gedreht, das im Theaterstück integriert ist. Bill spricht Französisch und hat seine Songs selber geschrieben. Er darf zwar nicht in die Schweiz einreisen, dann aber doch wenigstens seine Musik.

 Wie müssen wir uns das konkret vorstellen?

Das Stück ist eine Mischung aus Lesung und Konzert. Zwei Spieler und ein Musiker treten auf, Bill macht per Video mit. Es wird in vier Sprachen gesprochen und gesungen: Englisch, Deutsch, Französisch und Schweizerdeutsch. Die Form ist komplett reduziert. Die vier sitzen am Tisch. Nur Text und Rhythmus sollen die Emotionen auslösen.

 Also anspruchsvoll für das Publikum?

Es gibt keine Geschichte und keine Figuren, in dem Sinne ist es wie in einem Konzert auch, ein assoziatives Zuschauen und Zuhören.

 

 Schengen und Europa sind in dauerndem Wandel; in der Schweiz hat die Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative durch das Stimmvolk die Debatte völlig neu lanciert. Wird das Stück nicht dauernd von der Aktualität überholt?

«Espace Schengen» ist kein klassisches Theaterstück, und wir können es für jede Vorstellung weiterentwickeln. Auf das Abstimmungsergebnis zur Masseneinwanderung werden wir auf jeden Fall Bezug nehmen.

Hat das Stück eine Mission?

Nicht direkt eine Mission im politischen Sinne, sondern eher im menschlichen. Ich möchte ein Gefühl vermitteln, wie selbstverständlich es geworden ist, Ausländer in unserer Alltagssprache zu kategorisieren und sie einzuteilen, als wären es Esswaren, indem wir Begriffe wie Migrant, Expat, Steuerflüchtling und so weiter benutzen.

 

 Ich habe den Eindruck, dass Sie in Ihren Werken der Dunkelheit des Ungesagten nachspüren?

Ja, das stimmt. Ich interessiere mich in meinen Stücken vor allem für die Alltagssprache, die von aussen erst mal einfach und harmlos klingt, in der sich aber in den Details und Pausen Abgründe auftun.

 

 Das Theater scheint oft ein Tummelplatz der älteren Generation zu sein. Machen Sie sich darüber Gedanken?

Ja, ich mache mir Sorgen und würde es sehr begrüssen, wenn die Theater sich vermehrt für zeitgenössische Texte engagieren würden. Die Jungen muss man mit dem Jetzt und nicht mit dem Gestern packen.

Nuithonie,Villars-sur-Glâne. Fr., 14. Februar, und Sa., 15. Februar, 20 Uhr. Vorverkauf bei Freiburg Tourismus: Telefon 026 350 11 00. Aufführung von «Theater in Freiburg» ausser Abonnement.

Zur Person

Freie Autorin und Schauspielerin

Laura de Weck wuchs in Paris, Hamburg und Zürich auf. Seit dem Abschluss des Schauspielstudiums an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich im Jahr 2005 ist sie freie Autorin und Schauspielerin. Von 2007 bis 2010 war sie Mitglied im Ensemble des Jungen Schauspielhauses Hamburg. Die 32-jährige Laura de Weck wohnt in Hamburg und ist Mutter eines zweijährigen Sohnes.il

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