Bauernverband kritisiert den Freiburger Milchverband
Autor: Von JOSEF JUNGO
Im Hinblick auf die Aufhebung der Milchkontingentierung auf den 1. Mai 2009 plant der Verband der Schweizer Milchproduzenten die Schaffung eines nationalen Pools. Er verspricht sich von der Bündelung des Angebotes eine bessere Position bei den Preisverhandlungen.Die bei den Preisverhandlungen der einzelnen Produzentenorganisationen (es sind über 30) in den letzten Jahren mit den Abnehmern gemachten Erfahrungen veranlassten den Verband, nach neuen Lösungen zu suchen. Er will dieses Ziel mit einem nationalen Pool für die Industriemilch erreichen. Die Hälfte der 3,2 Millionen Tonnen Milch wird von den vier grössten Milchverwertungsbetrieben (Cremo, Elsa, Emmi, Hochdorf Swissmilk SA) verarbeitet.
«Einzigartige Situation» im Kanton Freiburg
Der Vorstand des Freiburger Milchverbandes (FMV) steht nicht hinter der Schaffung eines nationalen Pools. Als Alternative schlägt er eine Lösung vor, welche der einzigartigen Situation im Kanton Freiburg Rechnung trage. Mit den vier Milchkäufern Cremo, Elsa, Milco und Nestlé Broc stelle der Kanton Freiburg schweizweit einen Einzelfall dar. Zudem besitze der FMV 45,4 Prozent des Aktienkapitals, sagte Präsident Jean-Pierre Stirnimann.«Wir, d. h. die Milchproduzenten, haben die Cremo aufgebaut. Dies bewegt uns zu einer etwas anderen Sichtweise», sagte er. Alle Milchproduzenten, welche sich nicht dem nationalen Pool anschliessen wollen, seien bei der Freiburger Organisation willkommen.Stirnimann bezeichnete diese neue Organisation als Produzentenorganisation (PO) «in eigener Regie», die sich allenfalls von der PO Prolait abspalten könne. Die Waadtländer und Neuenburger Produzenten, die ebenfalls zur Prolait gehören, befürworten den nationalen Pool.
Zusammenhalt ist gefährdet
Nach dem Bekanntwerden der nationalen Pool-Lösung hat der FMV die Milchproduzenten orientiert und seine eigene Lösung vorgestellt. Bei konsultativen Abstimmungen hätten sich über 90 Prozent für die Freiburger Lösung ausgesprochen, schreibt der FMV.Diese Darstellung der Situation behagte dem Bauernverband keineswegs. Er warf dem FMV einseitige Information vor. Um nun die Produzenten ausführlich zu informieren, lud er am Mittwoch zu einer Versammlung ein. An dieser von 450 Personen besuchten Versammlung in Neyruz stellte der Verband der Schweizer Milchproduzenten die nationale Pool-Lösung vor.Zu Wort kam auch der FMV, dem es auch darum geht, die Handlungsfreiheit im Kanton zu behalten. Er will verhindern, dass die Produzenten direkt mit den Milchverarbeitern Verträge abschliessen. Denn alle verfolgten die gleiche Strategie: Sie wollen mehr Milch liefern. Die Prolait-Vertreter bedauerten die Haltung des FMV.
Organisiert bleiben
Der Bauernverband rief die Produzenten auf, den Entscheid, den sie am 12. September zu fällen ha- ben, gut zu überlegen. Er appellier- te an die Produzenten, einig und organisiert zu bleiben. Zudem erwartet er, dass der Milchpreis aufgrund der Marktentwicklung erhöht werde.Schliesslich unterstrich der Verband die Wichtigkeit einer effizienten Mengenverwaltung. Denn nur so sei es möglich, die Menge zu steuern, damit keine Überproduktion entstehe und zu einem Preiseinbruch führe. Wie die Bauernzeitung in Erfahrung bringen konnte, soll sich die an der Versammlung ermittelte Stimmung eher auf die Seite der Pool-Variante geschlagen haben.
Schriftliche Information folgt
Im Anschluss an die Versammlung vom 12. September wird der FMV alle Produzenten, also jene, die schon aus der Kontingentierung ausgestiegen sind, und jene, die dieser Regelung noch unterstellt sind, schriftlich orientieren. Wer den Entscheid nicht annehmen will, muss dies schriftlich mitteilen.Der FMV macht aber darauf aufmerksam, dass aufgrund der Verordnung über den vorzeitigen Ausstieg aus der Milchkontingentierung (VAMK) jeder Produzent bis zum 30. April 2009 Mitglied einer Organisation sein muss. Wer nicht der PO beitreten wolle, kann dennoch Mitglied des FMV bleiben, schreibt der Milchverband.