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Milliarden-Übernahme: Riskiert die Swisscom in Italien zu viel?

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Die Swisscom will für 8 Milliarden Euro das italienische Geschäft von Vodafone kaufen. Dessen Bilanz ist durchzogen, und Kundinnen und Kunden in der Schweiz bringt die Transaktion kaum etwas. Bundesrat Albert Rösti hält sich zurück, die SVP kritisiert die Pläne scharf.

Für 8 Milliarden Euro will die Swisscom respektive deren Italien-Tochter Fastweb das Italien-Geschäft des britischen Mobilfunk-Konzerns Vodafone übernehmen. Das gab sie am Mittwoch bekannt. Die Transaktion solle «Mehrwert für alle Stakeholder schaffen», also für alle Interessengruppen. Doch stimmt das auch?

Der Deal folgt der Branchenweisheit, wonach integrierte Konzerne erfolgreicher sind – also solche, die ihren Kundinnen und Kunden Mobilfunk-Abos, Glasfaser-Anschlüsse fürs Internet zu Hause und die Fernsehplattform aus einer Hand verkaufen können. Fastweb besitzt ein Glasfaser-, aber derzeit noch kein Mobilfunknetz und muss sich bei externen Anbietern einmieten. Vodafone Italia als Besitzerin eines Mobilfunknetzes bietet sich deshalb als Partnerin an.

«Fastweb hat eine starke Marktposition auf dem kleinen Breitbandmarkt Italiens, aber nicht im Mobilfunk», sagt Reto Huber, Analyst bei Research Partners. Das würde sich mit Zugriff auf die Vodafone-Antennen ändern. «Wenn Fastweb den Endnutzern weiterhin ein Komplettangebot bieten will, sind die Synergien hier zu finden.» Im italienischen Markt sei das wichtig: Es werde mehr Datenvolumen über Handyantennen übertragen als in anderen europäischen Ländern, weil die Breitbandinfrastruktur vergleichsweise unterentwickelt sei.

Swisscom als «schlechtere Lösung»

Fastweb und Vodafone haben aber ein Problem. Es heisst Xavier Niel. Dem französischen Milliardär, der hierzulande als Besitzer von Swisscom-Konkurrentin Salt bekannt ist, gehört der international tätige Telekom-Konzern Iliad. Dieser mischt seit seinem Markteintritt im Jahr 2018 den italienischen Markt mit tiefen Preisen auf und hat seither jedes Quartal am meisten neue Mobilfunk-Kunden von allen grossen Anbietern gewonnen.

Viele Beobachter hätten es deshalb lieber gesehen, wenn Vodafone sich in Italien mit Iliad zusammengeschlossen hätte. Die Franzosen wollten mit Vodafone ein Joint Venture gründen, doch die Engländer lehnten ab. «Damit bleibt Vodafone nur die schlechtere Option, sich mit Fastweb von Swisscom zusammenzuschliessen», urteilte das Finanzportal Bloomberg vor einem Monat. «Das Hauptproblem – die Bedrohung der etablierten Unternehmen durch Iliad – wird damit aber nicht gelöst.»

Mit 17,2 Millionen Mobilfunk-Kunden und 2,9 Millionen Breitband-Anschlüssen ist Vodafone in Italien zwar grösser als Iliad mit zuletzt 10,5 Millionen Kunden im Mobilfunk und nur 172’000 Breitband-Anschlüssen. Doch Vodafone verliert in Italien Umsätze und Marktanteile, Iliad legt zu.

Italienische Kunden schauen auf den Preis

Auf der anderen Seite der Transaktion steht die Firma Fastweb, das letztes Jahr mit 780 Millionen Franken etwa 17 Prozent zum Betriebsergebnis der Swisscom beitrug und für fast einen Viertel des Umsatzes von 11 Milliarden Franken verantwortlich war. Nach der Übernahme durch die Swisscom im Jahr 2007 schrieb Fastweb hohe Verluste, ist aber mittlerweile hochprofitabel. Die angestrebte Übernahme zeigt allerdings, dass es Fastweb ohne Mobilfunk-Partner kaum gelingen dürfte, zu den grössten Anbietern aufzuschliessen. Zudem zeigt der Preisdruck in Italien erste Spuren in der Bilanz. So verlor Fastweb 2023 wie schon im Jahr zuvor Breitband-Privatkunden.

Analyst Reto Huber sagt, die Übernahme von Vodafone durch Fastweb und die daraus resultierende Marktkonsolidierung könne in Sachen Preisdruck für eine gewisse Entlastung sorgen. Aber: «Die italienischen Konsumenten werden weiterhin viel preissensibler sein, als es die Swisscom in der Schweiz gewohnt ist.» Immerhin wisse der Konzern, worauf er sich einlasse.

Politik hat keine Einwände

Den angestrebten Preis von 8 Milliarden Euro kann die Swisscom laut Huber gut stemmen, weil sie deutlich solventer sei als die internationale Konkurrenz. Ob er auch fair ist, ist eine andere Frage. Das hänge von den Synergien bei den Kosten ab, die realisiert werden können, sagt Huber. «Zu bedenken ist aber auch, dass Vodafone die Tochtergesellschaft in Italien verkaufen will, weil sie nicht die vom Konzern geforderte Kapitalrendite erwirtschaftet.»

Mit den Vodafone-Kunden und den 2,3 Millionen Breitband- und 3,5 Millionen Mobilfunk-Kunden von Fastweb würde in Italien eine neue Nummer 2 mit einem Umsatz von etwa 7 Milliarden Euro pro Jahr entstehen. Zum Vergleich: Marktleader TIM setzt jährlich etwa 16 Milliarden Euro um. Stark wäre die neue Firma auch bei Geschäftskunden, wo Fastweb auf einen Marktanteil von 35 Prozent kommt.

Noch ist allerdings vieles unklar – etwa, wie schnell Fastweb aus den Verträgen mit externen Mobilfunk-Anbietern, in deren Netze sie sich einmietet, aussteigen könnte.

Der Bundesrat sieht im Vorhaben kein Problem. Eine Sprecherin des zuständigen Departements Uvek von Bundesrat Albert Rösti (SVP) sagt, der Bundesrat habe sich mit dem Geschäft befasst, äussere sich aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht weiter zum Thema. Anders sieht es Röstis Partei, die SVP. Sie sehe die Übernahme «kritisch», teilte sie gestern mit. Schliesslich hafte die Eidgenossenschaft als Mehrheitsaktionärin in letzter Instanz für die Unternehmen.

Die Verschuldung steigt

«Wenn die Swisscom vollständige unternehmerische Freiheit will, muss sie privatisiert werden», schreibt die SVP. Die Partei lehne das «Auslandsabenteuer mit faktischer Staatsgarantie» ab. Für den Staat dürfte sich die Übernahme zwar finanziell lohnen – aber nur, wenn die Swisscom ihre Ziele erreicht, nämlich eine Erhöhung des Unternehmenswertes und eine nachhaltig höhere Dividende. Die SVP weist darauf hin Nicht profitieren werden hingegen die hiesigen Swisscom-Kunden. Synergien mit dem Italien-Geschäft gibt es kaum. Zudem sind es nicht zuletzt sie, die mit ihren Abo-Zahlungen die Kasse der Swisscom gefüllt haben und die Milliarden-Übernahme möglich machen.

Ein weiteres Risiko ist jenes der höheren Verschuldung der Swisscom. Sprecher Sepp Huber betont, dass die diesbezüglichen Regeln des Bundes eingehalten würden und die Swisscom in der Schweiz deshalb nicht weniger investiere. Im Gegenteil, die Ziele beim Glasfaser-Ausbau seien eben erst erhöht worden. Tatsache bleibt aber, dass die 8 Milliarden Euro nicht für Ausbauten anderswo zur Verfügung stehen. Letztlich bleibt auch hiesigen Kunden nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass die Swisscom in Italien ihr Heil in der Grösse findet.

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