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Mit der Demut eines kleinen Blümchens

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Raphael Gruetter

Frau Binsack, Sie haben einmal gesagt: «Wer nicht wagt, hat schon verloren.» Haben wir Daheimgebliebenen also verloren?

Das muss nicht sein. Wer es nicht wagt, seinen Traum zu leben, der wird ihn verlieren. Aber so viele wagen hier in der Schweiz so vieles. Einer wagt es, eine Partnerschaft zu verlassen, die ihn ruiniert, eine andere wagt den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit, wieder andere trauen sich, ein Haus zu kaufen. Es gibt verschiedene Arten von Träumen und Zielen.

Haben Sie bei Ihrem persönlichen Wagnis Dinge gelernt, die auch für uns Sesshafte wertvoll sein können?

Ganz zu Beginn der Reise, auf den überfüllten Strassen Spaniens, hatte ich starke Zweifel am ganzen Projekt. Die vorbeidonnernden Lastwagen, die mir den Strassendreck ins Gesicht schleuderten, zermürbten mich völlig. Da sah ich am Strassenrand ein kleines, unscheinbares Blümchen. Es wurde vom Fahrtwind jedes Lastwagens flach an den Boden gedrückt, richtete sich aber jedes mal wieder auf, als wäre nichts geschehen. Ich habe begriffen, dass diese Demut eine grosse Kraft ist, ohne die ich mein Ziel nie erreichen würde. Ich muss mich willig unter Entbehrung und Enttäuschung beugen lernen, wenn ich ein wirkliches Ziel erreichen will. Ich glaube, das ist eine feste Bedingung, um auf dem Weg zu bleiben.

Wie haben Sie sich zu Beginn ihres Projekts motiviert, als das Ziel noch sehr weit entfernt lag?

Ich habe die grosse Kraft erfahren, meinen ganzen Willen und mein Können nur auf den nächsten Schritt zu lenken und mich nicht in der Unmenge von Schritten zu verlieren, die noch dahinter lagen. Ich habe erfahren, wie dieses Sein im Hier und Jetzt mich letztlich zum weit entfernten Ziel getragen hat.

Immer wieder reden Sie von der verführerischen Kraft von Grenzerfahrungen. Was für Grenzen sind dies, und was haben sie an Ihrer persönlichen Grenze, der Antarktis, erfahren?

Zu erreichen, was ich aus eigener Kraft und eigenem Können erreichen kann, das ist diese Grenze. Jenseits dieser Grenze zu erfahren, was mich dann noch hält oder trägt. Als mein Körper nach 478 Tagen Kampf so erschöpft war, dass mir bei der geringsten Anstrengung schwindlig wurde, hatte ich noch sechs Tage gegen den eisigen Wind anzukämpfen.

Wie haben Sie das geschafft?

Ich hatte wirklich alle meine Kraft aufgebraucht, fühlte mich kurz vor dem Ende. An dieser Grenze haben mich zwei Dinge weiterkämpfen lassen: Das erhoffte Wiedersehen mit den Menschen, die mir in meinem Leben lieb geworden sind, und die von da an unaufhörliche Meditation um Beistand und Rettung. Um jeden Schritt kämpfend und völlig erschöpft, aber überglücklich, erreichte ich am 484. Tag der Reise mein Ziel.

Womit hatten Sie unterwegs sonst noch zu kämpfen?

In Argentinien sind mir kurz vor Wintereinbruch sämtliche Kleider gestohlen worden. Als ich am Bankomat mit der Karte Geld abheben wollte für neue Kleider, entrissen mir drei Männer meine Handtasche mit sämtlichen Papieren und Karten.

Haben Sie sich gewehrt?

Vor allem der Verlust meiner Ausweise wäre so gefährlich gewesen, dass ich ohne zu Überlegen den einen Mann niederschlug und einem anderen meine Tasche wieder entriss. Erst später, als ich mich etwas beruhigt hatte, stellte ich mir die Frage: Was wäre wohl geschehen, wenn die drei Männer bewaffnet gewesen wären?

Sie selber waren unterwegs nicht bewaffnet?

Doch. Was mir in vielen südamerikanischen Ländern enorm zu schaffen gemacht hat, waren die Machos. Für viele dieser Männer ist eine hellhaarige Europäerin unheimlich attraktives Freiwild, und ich wurde auf alle erdenklichen Arten verfolgt und belästigt. Schliesslich habe ich mich nur noch mit einem Elektroschock-Gerät und zwei langen, gut sichtbaren Dolchen einigermassen sicher gefühlt.

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