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Möbel restaurieren im eigenen Tempo

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Das Sitzungszimmer scheint nicht Nicolas Marcuccis Welt zu sein. Etwas verloren steht er da, die Hände in die blauen Arbeitshosen gesteckt. Vor 24 Jahren sei er zur Stiftung L’Estampille gekommen, erzählt er. Er habe ursprünglich Drucker gelernt und nach der Lehre einige Jahre auf dem Beruf gearbeitet. Doch dann wurde er arbeitslos, fiel in ein Loch. Er verbrachte einige Zeit in der Psychiatrie in Marsens. «Dort hat mir jemand vom Angebot von L’Estampille erzählt. Und hier wurde ich sofort aufgenommen.» Seither ist Marcucci mit einem 80-Prozent-Pensum in der Holz-Werkstatt tätig und hilft zwischendurch auch in den anderen Ateliers der Stiftung aus (siehe Kasten).

In der Holz-Werkstatt ist der 48-jährige Freiburger zu Hause. Es ist laut, eine Schleifmaschine surrt, aus einer anderen Ecke knallt es in regelmässigen Abständen: Eine Maschine fügt Einzelteile zu einem Holzpalett zusammen. Neben den Paletten stellt die Stiftung Möbel und Anzündhölzchen her und re­pariert Möbel auf Auftrags­basis. Marcucci nimmt einen Block und Schleifpapier und beginnt, an einem Holzrahmen zu schleifen. «Das gibt Bartische», erklärt er. «Die Ränder müssen fein geschliffen werden.» Marcucci dreht sich um und zeigt auf eine grosse Maschine. «Sie kann so programmiert werden, dass sie zum Beispiel Schriftzüge in Holz graviert.» Er zeigt eine Holzkiste, auf der «Bonne Retraite» eingraviert ist.

«Die Arbeit hier finde ich sehr interessant. Es macht mich zufrieden, wenn ich das fertige Produkt sehe.» Er arbeite gerne mit den Händen und im Stehen. «Die Aufträge sind vielseitig und komplex. Gerade die Restauration von Möbeln ist ziemlich schwierig. Da muss man fast ein Künstler sein.» In 24 Jahren hat er sich zahlreiche Kompetenzen im Zimmereihandwerk angeeignet – ganz ohne offizielle Ausbildung. Möchte er noch einen Lehrabschluss machen? Marcucci schüttelt den Kopf. «Dafür müsste ich in einen anderen Betrieb.» Und von L’Estampille wolle er momentan nicht weg.

Stabilität ist wichtig

Für die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung sei Kontinuität und Stabilität sehr wichtig, sagt Stéphane Renz, Geschäfts­führer von L’Estampille. Der dienst­älteste Mitarbeiter sei seit der Gründung vor 30 Jahren mit dabei. Nicolas Marcucci zählt ebenfalls zu den langjährigen Mitarbeitern; viele sind seit zehn oder mehr Jahren hier. «Wenn uns Mitarbeiter verlassen, dann meist weil sie pensioniert werden oder umziehen», sagt Renz. Wechsel in die Privatwirtschaft seien selten. «Das ist auch nicht unser primäres Ziel. Wir wollen den Menschen eine Aufgabe und Struktur geben.» Die Mitarbeitenden hätten eine IV-Rente oder warteten auf den Entscheid der Invalidenversicherung und seien Teilzeit bei der Stiftung angestellt, zu einem Lohn, der geringer sei als in der Privatwirtschaft.

Renz betont: «Bei uns gibt es kein Minimalpensum.» Wenn jemand nur während vier Stunden pro Woche arbeiten könne, dann gehe das. Die langjährige Stiftungsratspräsidentin und CVP-Nationalrätin Christine Bulliard-Marbach fügt an: «Wir wollen wirklich jeder Person die Möglichkeit geben, bei uns zu arbeiten.» Manchmal sei das organisatorisch schwierig, so viele kleine Pensen zu verteilen, sagt Renz. Zudem fehlen viele Mitarbeiter oft, wenn es ihnen einfach nicht gut genug geht. Aber: «Wir passen uns den Mitarbeitern an, nicht umgekehrt.»

Die Stiftung plant für die Zukunft ein neues Programm: Es soll Menschen, die lange nicht mehr gearbeitet haben, begleiten und den Einstieg in die Arbeit in den Werkstätten erleichtern. Zudem möchte die Stiftung ein zusätzliches Gebäude in der Nachbarschaft kaufen. Denn das Interesse am Angebot wachse. «Wir sehen, dass psychische Krankheiten in unserer Gesellschaft ein immer grösseres Thema sind.»

«Wir passen uns den Mitarbeitern an, nicht umgekehrt.»

Stéphane Renz

Geschäftsleiter Stiftung L’Estampille

Zahlen und Fakten

Von vier zu mehr als achtzig Mitarbeitenden

Die Stiftung L’Estampille wurde 1988 gegründet und be­schäftigte damals gerade einmal vier Mitarbeiter. Heute sind zwischen 80 und 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedenen Ateliers in Freiburg tätig, die meisten mit Teilzeitpensen, wie Geschäftsführer Stéphane Renz erklärt. Dazu kommen 20  Mitarbeitende in der Betreuung und Administration. L’Estampille bietet vier verschiedene Arbeitsbereiche an: Die Holzwerkstatt, die Cafeteria und die Verpackung von Produkten an der Nicolas-de-Flüe-Strasse in Freiburg, sowie ein Atelier in Villars-sur-Glâne, in der Ersatzteile für die Uhren- industrie verpackt werden. Ihr Jubiläum feiert die Stiftung am kommenden Samstag mit einem Tag der offenen Tür.

nas

Tag der offenen Tür der Stifung L’Estampille, Nicolas-von-der- Flüe-Strasse 16, Freiburg. Sa., 22. September, 14 bis 18 Uhr.

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