Autor: Marc Kipfer
Im April kontrollierte die Polizei ein Murtner Lokal, in dem sich schon mehrmals nach der Sperrstunde noch Gäste aufgehalten hatten. So war es auch dieses Mal. Obwohl die erlaubte Schliessungszeit um 23.30 Uhr erst wenige Minuten verstrichen war, diskutierte der Polizist nicht mit dem Wiederholungstäter: Er verhängte gegen den Wirt eine saftige Busse. Dass neben der Eingangstür des Lokals noch Verlängerungsbewilligungen von früheren Nächten hingen, die der Wirt nicht entfernt hatte, wertete der Polizist als versuchte Täuschung. Inklusive Gebühren hätte der Geschäftsführer 1732 Franken bezahlen sollen.
Gestern focht er dies vor dem Gericht des Seebezirks in Murten an. Aus privaten Gründen möge ihn dieser Polizist nicht, argumentierte der Beschuldigte. Es seien nur noch vier Gäste da gewesen, und diese seien bereits am Gehen gewesen. Er sei kein schlechter Wirt, arbeite sieben Tage die Woche und verdiene nur das Nötigste. «Solche Bussen nehmen mir die Lust an der Gastronomie», klagte er und fügte an, einen so hohen Betrag könne er sich kaum leisten.
Polizeirichter Markus Ducret zeigte Verständnis für den Wirt und setzte die Busse herab. Einschliesslich Gerichtskosten muss dieser nun 500 Franken bezahlen. «Ich will Sie hier nie mehr sehen», schickte Ducret den Lokalbetreiber scherzend aus dem Saal. Dass dieser zu seinen Gästen bald das Gleiche sagt, ist kaum anzunehmen.
Verständnis für die Sorgen eines Wirtes: Gericht des Seebezirks.Bild Corinne Aeberhard/a
«Solche Bussen nehmen mir den Spass an der Gastronomie.»
Autor: Betreiber eines Murtner Lokals