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Muslime wollen mehr als nur «Gast» sein

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Der Islam sei ein Bestandteil der Schweizerischen Gesellschaft. Das sagte Hansjörg Schmid, Projektleiter des geplanten «Zentrums für Islam und Gesellschaft», gestern anlässlich einer Vorbereitungstagung in Freiburg. Deshalb gehöre es dazu, dass Muslime die Möglichkeit zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit ihrer Religion erhielten, «sonst ist der Islam hier noch nicht ganz angekommen».

Die Projektgruppe für den Aufbau des Zentrums hatte jene Kreise, die am Ausbildungszentrum für Imame an der Universität interessiert sind, zu einer Aussprache eingeladen. So konnten zum Beispiel muslimische Tagungsteilnehmer ihre Anliegen anbringen. Religionslehrerin Yasemin Duran sagte: «Solange sich die Muslime in diesem Land nur als Gast sehen, wird sich ihre Lage nie ändern.» Sie stelle selbst fest, dass es mit der Fachkompetenz vieler Imame nicht zum Besten stehe.

Das Zentrum solle für theologisch interessierte Muslime offen stehen, aber auch Nichtmuslime wie Behördenvertreter ansprechen, so die Verantwortlichen. Sie stellen sich bewusst auch Nichtakademiker als Zielgruppe vor. Michele Galizia von der Fachstelle für Rassismusbekämpfung des Bundes denkt zum Beispiel an Personalverantwortliche, Offiziere, Gefängnis- und Pflegemitarbeitende. Die Schweiz müsse die Muslime einbinden: «Denn sie sind eine Realität in der Schweiz.» Im Vordergrund stehen die Information und die Erörterung von Fragen des Islams. Neben seelsorgerlichen sollen pädagogische und alltagspraktische Kenntnisse vermittelt werden, zum Beispiel über das politische Funktionieren der Schweiz.

Eine erste Bestandesanalyse über bestehende Kontakte, Bildungsangebote und Kooperationsmöglichkeiten besteht, soll aber vertieft werden. Zu beantworten sind auch ganz praktische Fragen wie ein möglicher Einbezug anderer Standorte, die Art der Bestätigung für die Weiterbildungsangebote sowie die Art der Beteiligung der Teilnehmer an den Kosten. Zudem knüpfen die Verantwortlichen weiterhin am Netzwerk, das das Projekt tragen soll, und vertiefen seine Organisation.

Der Weg ist auch ein Ziel

Das Zentrum soll sich gemäss dem vorgestellten Konzept mit dem Zusammenspiel des Islams und der Gesellschaft befassen. Dabei stehen soziale und moralische Fragen im Vordergrund, aber auch mediale Debatten. Es soll als Brücke wirken, mittels der Wissenschaft den Platz des Islam in der Schweizerischen Gesellschaft reflektieren und eine Auseinandersetzung mit Muslimen ermöglichen.

Dabei sind laut Guido Vergauwen, Rektor der Universität, Interdisziplinarität und Dialog zwei wesentliche Punkte. Das Zentrum soll Muslimen ermöglichen, in der Schweiz Wissenschaft über ihre Religion zu betreiben. Zugleich stärkt das Zentrum das Wissen um die Gestaltung eines demokratischen Staates und einer pluralistischen Gesellschaft. Vergauwen hielt in seiner Rede fest, dass allein schon das Reden über das Zentrum wichtig sei und sagte: «Vielleicht ist auch der Weg ein Ziel.»

Positive Tagungsbilanz

Projektleiter Schmid zog nach der Tagung auf Anfrage eine positive Bilanz und stellte fest: «Das Zentrum wird der Vielfalt des Islams Rechnung tragen müssen.» Diese Vielfalt werde wissenschaftlich aufgearbeitet. Er stelle zudem ein grosses Interesse und die Zustimmung der Muslime zu dem Projekt fest. Das freue ihn, denn es brauche eine starke Basis. In Deutschland und Österreich sei die Imamausbildung an Hochschulen bereits Realität. «Für die Schweiz ist das Eintreten des Islams in die Universität ein Meilenstein.» Es entspreche dem politischen Willen der offiziellen Schweiz, auf die Muslime zuzugehen.

Auch Vergauwen ist zufrieden mit den Erkenntnissen der Tagung, viele offen Fragen konnten geklärt werden: «Diese Tagung hat sich gelohnt.» Er verwies auch auf die heftige politische Kritik am Projekt (siehe Kasten). Es sei zu erwarten gewesen, dass es Unterschiede zwischen dem akademischen Interesse und der gesellschaftlichen Wahrnehmung gebe. Mit diesem Spannungsfeld müsse sich das Projekt auseinandersetzen.

Die Universität hofft, den Betrieb des Zentrums auf Beginn des diesjährigen Herbstsemesters mit einigen Pilotkursen aufnehmen zu können. Im Frühjahr 2015 starten Weiterbildungsprogramme, und im Herbst 2015 soll das erste akademische Studienprogramm beginnen.

Studium des Islams: Verantwortliche wollen Dialog mit den Kritikern suchen

B ürgerliche Kreise bekämpfen das Projekt für eine Imamausbildung in Freiburg. Sie fordern den Staatsrat zum Übungsabbruch auf und drohen andernfalls mit einer Volksinitiative (die FN berichteten). Die Kritik am Projekt lässt die Teilnehmer der gestrigen Tagung nicht kalt. Michele Galizia von der Bundes-Fachstelle für Rassismusbekämpfung stellte fest: «Nach einer ersten Irritation war ich erfreut, denn bisher war alles ein Sandkastenspiel. Man nimmt uns ernst. Wir müssen das Zentrum verteidigen.» Es sei wichtig, die politische Debatte führen zu können. Auch Antonio Loprieno, Vorsitzender der nationalen Vorbreitungsgruppe und Präsident der Schweizerischen Rektorenkonferenz, wies auf den Nutzen der höheren Aufmerksamkeit für das Projekt hin.

Unirektor Guido Vergauwen ist überrascht, wie hoch die Wellen sind, die das Projekt geworfen hat. «Dass es solche Reaktionen gegeben hat, habe ich nicht erwartet. Die Forderung, die vom Staatsrat eine Intervention bei der Universität verlangt, hat mich erstaunt.» Für ihn ist es zentral, nun das Gespräch mit den Kritikern zu suchen und sie über das Projekt zu informieren. So sei er zuversichtlich über den Ausgang der Debatte: «Die Chancen stehen gut.» Es sei möglich, dass die Finanzierung mittel- und längerfristig gesichert werde, «trotz der politischen Interventionen». Die Universität trägt einen grossen Teil der Projektkosten, der Bund steuert etwas bei, und laut Loprieno ist auch die Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen möglich. Die Art und Weise sei aber noch auszuhandeln.

Der Projektleiter Hansjörg Schmid kann sich zur politischen Kritik nicht direkt äussern. «Es führt aber kein Weg daran vorbei, sich dieser Kritik zu stellen und die Debatte weiterzuführen», betonte er. fca

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