Auf dem Friedhof Marly können Musliminnen und Muslime neu auch nach ihren Bestattungstraditionen beerdigt werden. So hat es der Generalrat beschlossen. Diese können aber zu Problemen führen.
Grabsteine, Blumen, Grabschmuck, daneben eine Kirche: So sieht hierzulande in der Regel ein Friedhof aus. In Marly ist das nicht anders. Spazieren Besucherinnen und Besucher über den Friedhof, können sie auf den ersten Blick nichts Aussergewöhnliches erkennen. Sehen sie jedoch genauer hin, bemerken sie ab und an Grabsteine mit einer besonderen Inschrift oder unterschiedlichem Schmuck. Das hat einen Grund: Auf dem Friedhof in Marly können auch Personen mit einer anderen Religion als der christlichen begraben werden. Das war schon früher so, doch das neue Friedhofsreglement macht diese Möglichkeit nun offiziell. Die neue Regelung bezieht sich unter anderem auch auf Menschen muslimischen Glaubens.
Im März hatte das neue Friedhofsreglement im Generalrat zu vielen Diskussionen geführt (die FN berichteten). Ein Thema war dabei, dass muslimische Bestattungen innerhalb von 24 Stunden erfolgen müssen, was vielleicht nicht ermöglicht werden kann. «Obwohl die Gemeinde keinen spezifischen Sektor für Personen muslimischer Konfession geschaffen hat, können neu auch Zeremonien auf Wunsch nach ihren Riten durchgeführt werden», erläutert Gemeindeschreiber Nicolas Gex gegenüber den FN. Dabei müsse natürlich das Friedhofsreglement eingehalten werden. «Wir versuchen jedoch immer, die Wünsche der Angehörigen zu erfüllen», betont Alexandre Brodard, Verwalter des Friedhofs Marly, gegenüber den FN.
Unterschiedliche Riten
Diese Wünsche sind manchmal schwierig umzusetzen. «Die muslimischen Begräbnisriten unterscheiden sich von den christlichen», weiss Ahmad Al Allosh. Der 23-Jährige kommt ursprünglich aus Syrien und lebt seit 2017 in Marly. «Die Beisetzung der verstorbenen Person muss innerhalb von 24 Stunden erfolgen», sagt er. Diese 24-Stunden-Regel ist jedoch keine Forderung der Muslime in der Schweiz, stellt Danielle Gonin Jmaa, Mitglied der Friedhofskommission der Union der Freiburger Muslimvereine, klar. In der Schweiz erfolgt die Bestattung laut Gesetz frühestens 48 Stunden nach dem Tod. Dieses Gesetz würden die Muslime selbstverständlich beachten, so Gonin Jmaa.
Ein weiterer Unterschied laut Al-Allosh:
Wir begraben die Person normalerweise nicht in einem Sarg.
Der Verstorbene wird in das Erdgrab gelegt. Sein Gesicht blickt dabei in Richtung Mekka – das sei den Muslimen sehr wichtig. Bevor das Grab mit Erde geschlossen wird, werden Holzbretter über den Leichnam gelegt, erläutert Al Allosh: «Man erstellt über dem Toten eine Art Haus oder Dach.» In der Schweiz gelte die Sargpflicht und daran würden sich die Muslime halten, so Danielle Gonin Jmaa. Sie präzisiert: «Sie werden aber in einem einfachen Holzsarg beerdigt, sodass dieser schnell vermodert.»
Und wichtig: Die muslimische Religion sieht – wie die jüdische übrigens auch – die ewige Grabesruhe vor. Im schweizerischen Recht ist jedoch vorgesehen, dass Gräber nach rund 20 Jahren geräumt werden. Eine erneute Benutzung des Grabs nach Ablauf dieser Frist ist für die Muslime grundsätzlich kein Problem, so Gonin Jmaa. Um die Totenruhe nicht zu stören, fordern sie jedoch, dass die Gebeine nicht ausgegraben, sondern zur Seite geschoben werden.
Sich auf dem Friedhof in Marly beerdigen zu lassen, sei nicht ideal, da einige Traditionen nicht eingehalten werden können, bilanziert Ahmad Al Allosh. «Wir versuchen schon lange, einen Friedhof nur für muslimische Personen zu erhalten.» Ihr Wunsch sei ein spezifischer Sektor auf Friedhöfen, in dem die Gräber von Nord-Osten gegen Süd-Westen ausgerichtet sind, erläutert Danielle Gonin Jmaa. Im Kanton Freiburg gebe es bisher nur einen in Wünnewil-Flamatt.
Wir versuchen schon lange, einen Friedhof nur für muslimische Personen zu erhalten.
Ahmad Al Allosh
Muslim
Keine Probleme
«Bisher gab es keine Probleme bei Beerdigungen von muslimischen Personen», betont Alexandre Brodard, Verwalter des Friedhofs Marly. Vier oder fünf seien schon hier begraben. Brodard präzisiert: «Die Gemeinde hat die Pflicht, ihre Toten zu beerdigen.» Der Friedhof gehöre der Gemeinde und nicht beispielsweise der katholischen Kirche. «Wenn die Personen unbedingt eine muslimische Beerdigung mit allen Traditionen möchten, verweise ich sie nach Freiburg.»
Keine Gemeinschaft in Marly
Laut dem Generalrat lebt in Marly eine wachsende Anzahl Personen muslimischen Glaubens. Wie viele Muslime es tatsächlich sind, kann die Gemeinde aus Datenschutzgründen nicht sagen. Bei den letzten Erhebungen über die Religionszugehörigkeit haben etwa 39 Prozent die Kategorie «Übrige» – nach katholisch und reformiert – angegeben. Der Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund beträgt rund 30 Prozent.
«Es gibt keine muslimische Gemeinschaft und auch keinen Ort, wo man sich trifft», sagt Ahmad Al Allosh. Das religiöse Leben und der Austausch finden vor allem in den Moscheen statt – diese seien in Freiburg und nicht in Marly. Wie intensiv sie ihren Glauben jedoch leben, beantwortet Al Allosh mit einem Schulterzucken:
Es gibt keine grossen Unterschiede zu den Christen.
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