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Muss denn in Murten ein Jean Nouvel her?

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Muss denn in Murten ein Jean Nouvel her?

Christoph Allenspach schreibt im Auftrag der Pro Helvetia ein Buch über die Architektur in der Schweiz

Dass Architektur seine grosse Leidenschaft ist, ist dem 46-jährigen leicht anzumerken. 20 Jahre im «Business» und noch immer vertritt er mit Feuer und Nachdruck seine Überzeugungen. Dass das erste Buch über das Bauen in der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert aus der Feder von Christoph Allenspach stammt, verwundert daher nicht.

Was ein simples Buch auch bewirken kann! «Jetzt grüssen mich die Leute wieder auf der Strasse», meint der angefressene «Städteplaner», Referent und unermüdlicher Verfechter einer intakten und menschenwürdigen Umwelt. Er hat allen Grund, sich zu freuen. Denn erstens ist das Buch «Architektur in der Schweiz – Bauen im 19. und 20. Jahrhundert» einmalig – bis jetzt liegt nichts Ähnliches vor. Und zweitens hat immerhin die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia den Auftrag erteilt. Das Buch umfasst rund 160 Seiten, ist mit 250 Fotos bebildert und liegt in Englisch, Französisch und Italienisch vor.

Christoph Allenspach schreibt über die Grundsätze, welche die Baukultur der Schweiz geprägt haben. Er zeigt anhand von Fotos Bauten, die Geschichte geschrieben haben und es immer noch tun. Er begründet die Aussage, dass die moderne Architektur in der Schweiz eine führende Rolle spielt.

Ehre kommt dem Historiker aber auch durch den SIA (Schweizerischen Ingenieur- und Architekten-Verein) der Sektion Freiburg zu. Am kommenden Dienstag ist Christoph Allenspach an der alljährlichen Tagung als Referent eingeladen – erstmals. Er spricht über die moderne Architektur im städtisch- historischen Kontext. Und somit ist man beim Thema oder beim heissen Eisen.

In der Stadt Freiburg wäre viel schief gelaufen – Grundsätzliches, meint er. Die FN haben ihn nach Konkretem gefragt.

Christoph Allenspach, mit der Stadt, in der Sie seit 25 Jahren leben, stehen Sie eigentlich konstant auf Kriegsfuss. Anderswo ist alles besser – viel besser.

So ist es. Das städtebeauliche Niveau in Freiburg ist jämmerlich – konzeptlos. Und das hat mit der Politik zu tun.

Hier hat es ganz einfach keine Politiker gegeben – jetzt nicht und früher nicht -, denen die Entwicklung der Stadt wichtig war. Das letzte ganzheitliche Konzept einer Städteplanung stammt aus der Jahrhundertwende.

Was denn?

Das Perollesquartier. Aber seither gibt es hier nur noch Flickwerk.

Und anderswo ist alles besser?

In Bern gibt es zurzeit ein Ausbaukonzept von zwei grossen Zonen: in Wankdorf und in Ausserholligen. Grosszügige Konzepte kennen auch Zürich und andere Deutschschweizer Städte.

Was verlangen Sie denn?

Seit ich im Generalrat bin, setze ich mich für eine Zentrumsplanung ein. Zum Beispiel das Gebiet zwischen der Uni Miséricorde und der Uni im Perolles. Da liegt so viel brach, seit Jahren. Da gäbe es Platz für mehr als 10 000 Personen, für Schulen und Geschäfte.

Mit der Überbauung «Semiramis» sind wir doch auf dem Weg.

Ja, ein kleiner Ansatz ist da. So wird zurzeit an einem Masterplan gearbeitet. Aber leider sehr zaghaft. Dieser müsste mit viel mehr Transparenz angegangen werden – öffentlicher! Aber die politische Unterstützung fehlt!

Das zweite, das ich fordere, ist eine grossräumliche Planung. Alle andern Schweizer Städte sind gewachsen, nur Freiburg nicht. Fragen Sie sich einmal warum. Der enge Geist verhindert

hier alles. Die Leute sind nicht informiert, was auf schweizerischer und europäischer Ebene läuft

Also plädieren Sie für mehr Bauten auf städtischem Boden, noch mehr leere Wohnungen?

Warum nicht? Der Städtebau ist langfristige Planung, auf 50 Jahre hinaus, auch wenn man nicht weiss, was in X Jahren abläuft. Doch es geht ja nicht nur um Wohnungsbau, genau so wichtig ist die Verkehrsplanung. Alles spielt eine Rolle.

Es müssen Grundlagen geschaffen werden, damit Firmen von alleine kommen. Mit Steuervergünstigungen ist es nicht getan. Heute wünscht man sich einen angenehmen Rahmen, einen guten Ablauf.

Aber wir haben doch die Ansätze, um die Region in den Griff zu bekommen: das Agglomerationsgesetz, die Cutaf…

Das stimmt, aber man muss sie auch umsetzen…

Nichts Positives auf der ganzen Ebene?

Doch, doch. Auf kantonaler Ebene läuft punkto Raumplanung einiges. Die ist wirklich auf guten Wegen.

Was ist für Sie gut?

Es ist eine offene Planung in dem Sinn, dass die Strukturen allenfalls –

auch die politischen – verändert werden können. Jetzt haben wir, was ich schon lange vehement gefordert habe. Und dann sagt man mir, ich rufe stets nur aus!

Wenden wir uns noch Ihrem Buch zu. Dass die Schweiz berühmte Architekten hervorgebracht hat, das weiss spätestens seit der Ära Corbusier fast jeder, aber dass es in unserem Land eine eigentliche Architektur gibt, das ist wohl eher Insiderwissen. Was man kennt, sind die Chalets landauf, landab.

Die Architekten waren und sind tatsächlich der Exportartikel. Le Corbusier, Snozzi, Botta, Zumthor, Lüscher, um nur einige unserer Zeit zu nennen. Sie sind immer nach aussen gegangen und haben im Ausland an Wettbewerben teilgenommen. Die Stars der Szene haben die Architektur populär gemacht, und dazu gehören auch Schweizer Architekten.

Doch umgekehrt wurden kaum einmal Ausländer eingeladen, um an schweizerischen Wettbewerben teilzunehmen.

Das stimmt. Ein eigentlicher Austausch findet erst seit rund fünf Jahren statt. Das Kongress- und Kulturzentrum des Franzosen Jean Nouvel in Luzern ist ein Beispiel, das andere das

Beyelermuseum in Riehen, geschaffen vom Italiener Renzo Piano. Es ist Mode geworden, die internationalen Stars zu holen.

Wird da nicht übertrieben? Muss denn ein Jean Nouvel nach Murten kommen? Kann denn niemand anders, als ein Renzo Piano das Kleemuseum in Bern bauen?

Jean Nouvel in Murten, das hat einen einfachen Grund. Unsere Schweizer Architekten haben sich für die EXPO

gar nicht interessiert. Die waren der Ansicht, dass es keine Expo braucht, dass eine solche Landesausstellung ein alter Zopf ist. Doch den internationalen Architekten war das schnuppe. Ihnen ging es um den Auftrag.

In Ihrem Buch bringen Sie auch Freiburger- Architekten zur Sprache, nicht engros – aber immerhin. Also stellt sich die Frage nach der Architektur im Kanton Freiburg

Wenn man von Architektur im Kanton Freiburg spricht, dann ist in erster Linie Freiburg mit den umliegenden Gemeinden gemeint. Hier gab es in den achtziger und neunziger Jahren wirklich gute Ansätze. Doch mit der fallenden Konjunktur ist es schwierig geworden. Unsere Architekten können zuwenig bauen. Es herrscht eher ein depressives Klima. So wurden die kürzlich fertig gestellten bedeutenden Bauten im Kanton von ausserkantonalen Architekten gebaut. Wie etwa das Collège du Sud und die Markthalle in Bulle.

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