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«Nichts kann die Gewalt rechtfertigen»

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«Wir haben alle eine Beziehung zur Gewalt. Es kommt darauf an, dass wir lernen, damit umzugehen», sagt Lionello Zanatta. Er ist Koordinator des 2004 gegründeten Vereins Ex-pression, der Gewalttäterinnen und Gewalttätern auf Deutsch oder Französisch professionelle Begleitung anbietet, um ihr Verhalten in den Griff zu bekommen. Da in unserer Gesellschaft aber Gewalt oft tabuisiert oder aber banalisiert werde, sei es für Gewalttäter schwierig, sich und anderen ihre gewalttägigen Impulse überhaupt einzugestehen und Hilfe zu suchen. Deshalb hat der Verein diesen Herbst eine Informations- und Sensibilisierungskampagne lanciert (siehe Kasten).

In allen Schichten

Rund zwanzig Personen betreut Ex-pression pro Jahr, etwa 80 Prozent davon sind Männer.

«Es gibt keinen Typ des Gewalttäters», sagt Zanatta. Die Palette reiche vom Bauarbeiter über den Banker bis hin zum Direktor. Auch ist die Geschichte eines jeden anders: «Manche haben eine ‹Gewaltkarriere› von über zwanzig Jahren hinter sich. Andere kommen, weil sie spüren, dass ihnen bald einmal die Hand ausrutschen könnte.» Eine Gemeinsamkeit gibt es jedoch: «Gewalt geschieht meist zu Hause.»

Ausweichen reicht nicht

Muss oder will jemand eine Therapie machen, gibt es zunächst einige Vorbereitungssitzungen, in welchen die Ziele festgelegt werden. Danach müsse sich die Person für 20 Sitzungen verpflichten, so Zanatta. «Will man wirklich eine Verbesserung erreichen, ist dies das Minimum.»

Zu Beginn der Therapie gehe es zuerst darum, die physische Gewalt zu verhindern. «Wir zeigen zunächst auf, wie jemand kritische Situationen verhindern oder sich entspannen kann.» Der Erfolg dieser Massnahmen stelle sich in der Regel schnell ein, die Lösung sei es jedoch nicht: «Man kann sich ja nicht ständig vor Konfrontationen drücken.» Zudem wichen viele auf andere Formen der Gewalt aus: verbal, psychisch oder durch die Beschränkung der Geldmittel.

 In weiteren Sitzungen gilt es deshalb, die Gewalt zu thematisieren und zu definieren. «Das Ziel hierbei ist, dass die Täter Verantwortung für ihr Tun übernehmen und merken, dass Gewalt kein Kavaliersdelikt ist.» So banalisierten manche ihre Taten, andere schöben die Verantwortung auf Job, Stress, Alkohol oder das Gegenüber ab, so Zanatta. «Sie müssen aber begreifen, dass nichts die Gewalt rechtfertigt.»

Schliesslich werde in der Therapie auch viel mit Emotionen gearbeitet. «Bei vielen Männern sind die alten Rollenbilder noch stark verankert. Deshalb haben sie Mühe zu zeigen, wenn sie traurig oder unsicher sind.» Um trotzdem mit diesen Emotionen umgehen zu können, wichen sie oftmals in die Gewalt aus: «Für sie gibt es zwei Wege: Die Männlichkeit verlieren oder ein Monster sein. Wir versuchen aufzuzeigen, dass noch ein dritter Weg existiert.»

Bei den Frauen hingegen sei die Gewalt oft psychischer Natur, verbunden mit grossen Schuldgefühlen. «Das Rollenbild der Frau ist eher beschützend und sensibel. Entsprechen sie diesem–gerade auch im Umgang mit den Kindern–nicht, fühlen sich viele extrem schuldig.»

 Der Grossteil der Gewalttäter leide sehr unter der Situation, sagt Zanatta. Den noch betont er: «Das mag ei-neErklärung für die Gewaltsein–eine Entschuldigung ist es nicht.»

Zur Kampagne

Konferenz mit zwei Spezialisten

Um die Gesellschaft auf Gewalt aufmerksam zu machen und diese zu enttabuisieren, hat der Verein Ex-pression diesen Herbst eine Sensibilisierungskampagne lanciert. So werden in den Kinos des Kantons Freiburg Slogans gezeigt, zudem organisiert der Verein am 27. November eine öffentliche Konferenz zum Thema «Gewalttäter: Kann man sie wirklich verändern?». Daran teilnehmen werden die beiden kanadischen Spezialisten François Lepage und André Pronovost. Die Konferenz findet auf Französisch statt.rb

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