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«Niemand konnte damit rechnen»

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«Niemand konnte damit rechnen»

Bischofsvikar Kurt Stulz zum Tod von Pfarrer Joseph Vu

Bischofsvikar Kurt Stulz hat mit den Pfarreibürgern von Plasselb das Gespräch gesucht, um allfällige offene Fragen in Zusammenhang mit dem Tod von Pfarrer Joseph Vu im Juli zu klären. Er macht eine schwere Depression für dessen Suizid verantwortlich.

Von IMELDA RUFFIEUX

Pfarrer Joseph Vu ist am 28. Juli 2004 tot im Pfarrhaus von Plasselb aufgefunden worden. Es war dies drei Tage, nachdem er sich von einem längeren Kuraufenthalt zurückgemeldet hatte. Die Nachricht, dass er Suizid begangen hatte, kam umso überraschender, da er bei seiner Rückkehr verschiedenen Personen gegenüber erklärt hatte, er freue sich, seine Arbeit wieder aufnehmen zu können.

Bischofsvikar Kurt Stulz war es ein Anliegen, die Pfarreibürgerinnen und
-bürger selbst über die Umstände des Todes von Joseph Vu zu informieren und ihnen eine Plattform zu bieten, noch offene Fragen, Befürchtungen oder Meinungen zu äussern. Sein Begehren, dies lieber im geschlossenen Kreis der Pfarreiversammlung, ohne Presse, zu tun, wurde von den rund 40 Bürgerinnen und Bürgern abgelehnt.

Unter schwerem psychischem Druck

Suizid sei ein massives Problem in unserer Gesellschaft, hielt der Bischofsvikar fest. Eine der Ursachen könne – wie im vorliegenden Fall – eine schwere Depression sein. Die betroffene Person stehe unter einem starken psychischen Druck, gegen den sie täglich ankämpfen müsse. Kurt Stulz betonte, dass er regelmässig mit Pfarrer Joseph Vu in Kontakt gestanden habe, selbst aber auch keine Anzeichen eines Suizid-Risikos festgestellt hatte.

Seine Andeutungen, dass es mit dem Pfarrer von Plasselb sukzessive abwärts ging, nachdem es Diskussionen mit dem Pfarreirat gegeben habe, lösten in der Pfarreiversammlung vom Montagabend Reaktionen aus. Sowohl seitens des Pfarreirates wie auch von den Bürgern wurde festgehalten, dass man mit Pfarrer Joseph immer sehr offene Gespräche geführt hat, dass er die Problematik einsah – es ging u. a. um das Erteilen von Religionsunterricht – und auch Verständnis für die Haltung des Pfarreirates fand.

Bischofsvikar Kurt Stulz brachte hierbei einen Tadel an: Ein Pfarrer sei nicht dem Pfarreirat, sondern dem Bischof unterstellt. Wenn es Probleme mit der Arbeit eines Seelsorgers gebe, müsse die Pfarrei diese mit dem Dekanat klären und dürfe allfällige Probleme nicht an einer Pfarreiversammlung diskutieren, wie dies in Plasselb geschehen sei, betonte er.

Kulturelle Unterschiede

Es wurde bedauert, dass Pfarrer Joseph Vu den Religionsunterricht nicht mehr übernehmen wollte, weil ihm dadurch auch der Kontakt zur Schuljugend entgangen sei. «Pfarrer Joseph Vu ist bei uns sehr herzlich aufgenommen worden», widersprach ein Bürger den von aussen geäusserten Vermutungen, dass die Probleme mit Ausländerfeindlichkeit zu tun gehabt haben. Nicht bestritten wurde, dass die kulturellen Unterschiede zwischen dem vietnamesischen Seelsorger und der einheimischen Bevölkerung sehr gross war. Ein Pfarreimitglied bestätigte, dass er sich als Ausländer ausgegrenzt gefühlt habe.

Kurt Stulz bemerkte hierzu, dass angesichts des Priestermangels die Betreuung von Pfarreien in Deutschfreiburg, ja in der ganzen Schweiz, ohne die Mithilfe von ausländischen Pfarrern kaum mehr gewährleistet werden könnte.

Verschlossener Mensch

Allfällige Probleme mit seinem Fremdsein hatte der Plasselber Pfarrer allerdings nie öffentlich geäussert. Pfarrer Joseph Vu wurde von den meisten als ein sehr verschlossener Mensch empfunden, der sich niemandem anvertraut hat und persönliche Fragen – auch in der Zeit seiner Krankheit – mit asiatischer Zurückhaltung nicht gerne beantwortete. Es wurde auch vermutet, dass seine schwierige Lebensgeschichte (Flüchtling aus Vietam) ihn stark geprägt hatte.

«Niemand konnte damit rechnen, dass er schliesslich diese Lösung wählte», betonte Kurt Stulz. Er wolle auch niemandem die Schuld für den Suizid aufladen. Vielleicht könne man daraus aber etwas lernen und die Verhaltensweise für die Zukunft ändern, erklärte er.

Wie weiter mit der Pfarrei Plasselb?

Die Frage, wie es mit der Pfarrei Plasselb weitergeht, stand während des ganzen Abends im Raum. Gemäss Kurt Stulz berät die Personalkommission derzeit noch; eine Entscheidung sei voraussichtlich für Ende Oktober zu erwarten. Momentan stehe kein Priester zur Verfügung. Es zeichne sich deshalb wohl eine Lösung mit der Nachbarspfarrei Plaffeien ab – wie dies bereits seit dem Sommer provisorisch geschehen ist, führte er aus.

Dekan Niklaus Kessler, der ebenfalls an der Pfarreiversammlung teilnahm und als Gesprächsleiter waltete, rief die Pfarreibürgerinnen und -bürger auf, sich vermehrt im Seelsorgerat zu engagieren. Pfarreipräsident Andreas Lauper dankte den Pfarrherren von Plaffeien für ihren Einsatz in der Pfarrei Plasselb während der letzten Monate.
Ja zu einem
Viehdurchlass

Nächstes Jahr beginnen die Arbeiten für die Sanierung der Kantonalstrasse zwischen Plasselb und Plaffeien. Dabei ist auch geplant, auf der Höhe des Weihers in der Gousmatta einen Amphibiendurchgang zu schaffen. Bei dieser Gelegenheit will die Pfarrei auch einen Viehdurchlass realisieren. Für den Pächter des Pfarreiheimwesens Gousmatta entsteht so eine wesentlich sicherere Passage vom Stall über die dicht befahrene Strasse zum Weideland. Er ist auch bereit, einen Teil der Kosten selbst zu tragen und will den Abtransport des Erdreichs selbst organisieren. Subventionen vom Meliorationsamt gibt es aber nur, wenn mit dem Pächter ein Vertrag über 30 Jahre abgeschlossen wird. Das lehnte die Pfarreiversammlung ab. Sie sprach sich einstimmig für die Variante aus, bei welcher der Pfarreianteil 17 000 Franken beträgt. Der Pfarreirat nahm die Anregung entgegen, möglichst auch die Anliegen des benachbarten Landwirts miteinzubeziehen, da auch dieser mit seinen Tieren diese Strasse überqueren muss. im

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