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Nischen mit sozialer Funktion

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Nischen mit sozialer Funktion

Dorfläden im Seebezirk: Existenzsorgen lokaler Treffpunkte

Immer wieder verschwinden kleine Dorflädeli plötzlich von der Landkarte, weil sie nicht mehr rentieren. Wie geht es zurzeit den «Überlebenden»? Die FN waren auf Besuch in Liebistorf, Lurtigen und Grissach.

Von PATRICK HIRSCHI

«I chume für – aber rentiere …?» – Beatrice Perny gibt zu verstehen, dass die Zeiten für ihren Laden direkt an der Dorfstrasse in Liebistorf nicht gerade rosig sind.

Kleinigkeiten würden sich oft gravierend auf den Geschäftsgang auswirken, weiss sie zu berichten. Vor kurzem sei eine Vitrine kaputt gegangen. Nun müsse sie diese reparieren lassen. «Das kostet halt auch etwas», sagt sie. Und die Steuern seien eine zusätzliche Belastung.

Alles in allem laufe das Geschäft aber immer etwa gleich. Einen eigentlichen Abwärtstrend stelle sie nicht fest.

Kundenfreundliche
Ladenöffnungszeiten

Das Lädeli mit gut 30 Quadratmetern Verkaufsfläche gehört zum Haus, in dem Beatrice Perny wohnt. «Wenn ich noch zusätzlich Ladenmiete bezahlen müsste, wäre es ganz schwierig für mich», fügt sie hinzu.

So aber kann sie ihrer Kundschaft täglich immer noch Lebensmittel, Getränke und Putzwaren anbieten. Sie hat durchgehend von 7 bis 18.30 Uhr geöffnet, am Samstag bis 16 Uhr und selbst am Sonntagvormittag ist der Laden nochmals eine Stunde offen. Einzig am Donnerstagnachmittag bleibt das Geschäft zu.

In den Monaten Juli und August schliesst sie die Tür zudem zwischen 12.30 und 16 Uhr. «Das sind dann meine Ferien», sagt sie schmunzelnd. Seit sie den Laden 1987 von ihrer Mutter übernommen hat, sei sie nie in den Ferien gewesen, «den Kunden zuliebe», wie sie sagt. Eine Aushilfe komme ebenfalls nicht in Frage.

Dank diesen grosszügigen Öffnungszeiten bekomme sie von der Kundschaft auch eine gewisse Wertschätzung zu spüren, stellt sie fest. Der Kundenkreis beschränkt sich nicht nur auf das Dorf Liebistorf. Auch Gurmelser und Einwohner aus angrenzenden Gemeinden kämen vorbei. «Es sind Leute jeden Alters», sagt Perny. Viele davon würden ihr Lädeli den grossen Supermärkten bewusst vorziehen, und darüber sei sie äusserst froh. Leider gebe es aber auch andere, die nur selten einen Fuss in den Laden setzen, obwohl er ganz in ihrer Nähe sei.

Beatrice Perny bezieht ihre Ware (ausser den Getränken) von der Usego. Eine ihrer Hauptsorgen ist, dass das Logistikunternehmen eines Tages Lädeli mit zu geringem Umsatz nicht mehr beliefert (siehe Kasten). Dann wäre sie gezwungen, ihre Produkte bei Cash-&-Carry-Abholzentren zu kaufen. Usego biete sehr gute Aktionen, ohne die sie kaum konkurrenzfähig bleiben könnte. «Die Kunden sagen, vieles sei bei mir sogar billiger als im Coop», erzählt sie.

Einzig bei Früchten und Gemüse habe sie etwas Absatzschwierigkeiten. Das liege daran, dass in Dörfern wie Liebistorf viele Selbstversorger mit eigenem Garten leben.

Zeitvertreib und Dorftreffpunkt

Ebenfalls von Selbstversorgern «umzingelt» ist Hildi Tschirren aus Lurtigen. Daher bietet sie als einzige Frischwaren Südfrüchte wie Orangen oder Bananen an. Auch Brot verkauft sie nicht mehr. Viele Lurtigerinnen backen im Ofenhaus der Gemeinde für den Eigenbedarf.

Im Jahr 2000 hatte die Usego-Vorgängerin Frimago ihr den Liefervertrag gekündigt. Seither kauft sie in den bekannten Abholmärkten ein, obwohl dies mit einem erhöhten Zeitaufwand verbunden ist.
Hildi Tschirren sieht ihr Dorflädeli mit 36 Quadratmetern Ladenfläche ganz klar als kleinen Nebenerwerb, «damit i no öppis z’tüe ha», wie sie es ausdrückt. Schon ihre Eltern, von denen sie das Geschäft 1972 übernommen hatte, hätten kaum davon leben können.
Früher war das Lädeli immer geöffnet. Betriebsferien waren undenkbar. «Meine Mutter sagte jeweils, so etwas dürfe man den Kunden nicht antun», erinnert sich Tschirren. Jetzt hingegen gönne sie sich regelmässig ein paar Ferientage.

In den letzten Jahren sei das Geschäft nach und nach immer ein bisschen schlechter gelaufen, stellt sie fest. Heutzutage sei in Lurtigen halt auch jede Bäuerin motorisiert und gehe daher öfter mal auswärts. Hildi Tschirren spürt immer wieder die Konkurrenz der grossen Supermarktketten: «Ich merke ganz genau, wenn die Migros wieder ihre Cumulus-Punkte verdoppelt oder Coop die Pfannenaktion macht.»

Nach wie vor hat ihr Dorfladen aber eine soziale Funktion. Die drei ältesten Lurtigerinnen (alle 87) sässen gerne im Lädeli, um zu plaudern. «Für das nehme ich mir gerne Zeit», sagt Hildi Tschirren.

Verkaufsfläche ist ausschlaggebend

Auch das Lädeli von Rita Andres an der Bahnhofstrasse in Grissach/Cressier ist ein Treffpunkt im Dorf. «Alteingesessene Grissacher kommen gerne mal auf einen Schwatz vorbei», sagt die Inhaberin.

Ansonsten unterscheidet sich ihr Laden allerdings in einem wesentlichen Punkt von jenen in Liebistorf und Lurtigen: Die Ladenfläche ist mit fast 70 Quadratmetern etwa doppelt so gross wie die beiden anderen. Rita Andres denkt, dass die Grösse der Verkaufsfläche massgeblichen Einfluss auf den Erfolg eines Dorflädelis hat. So bietet sie neben Lebensmitteln und Putzartikeln auch Produkte für den Haushalt, Handwerkerartikel und Spielzeug.

Neben der Usego bezieht sie Ware vom Metzger, Bäcker sowie von einem Biobauern aus der Region. Und ihr Kundenkreis erstreckt sich von Gurmels bis Münchenwiler und von Salvenach bis Coussiberlé. Auch sie merkt aber, dass gewisse Neuzuzüger sich nur äusserst selten bei ihr blicken lassen. Viele von ihnen seien es wohl nicht gewohnt, in kleinen Läden einzukaufen. Einzig für die gebührenpflichtigen Abfallsäcke kämen sie zwangsläufig zu ihr.

Als sich im Einkaufszentrum Praz-Rond ein Detaillist mit Migros-Podukten niederliess, habe sie dies zu spüren bekommen. Mittlerweile ist dieser aber wieder weg, und noch ist nicht klar, ob dort nochmals ein Lebensmittelgeschäft einzieht (siehe Artikel unten). «Jedenfalls verlasse ich mich nicht auf die Leute, die zuvor dort eingekauft haben. Die können jederzeit wieder abspringen», ist sich Rita Andres bewusst.
Usego geht über die Bücher

Gross war das Medienecho, als die zur Bon-Appétit-Gruppe gehörende Frimago im Sommer 2000 bekannt gab, dass sie rund 1000 ihrer 4500 Detaillisten nicht mehr beliefern wolle. Kleindetaillisten mit einem Bestellvolumen von unter 3000 Franken pro Woche erhielten kurz darauf die Kündigung.

Neben dem Dorfladen in Lurtigen war damals auch jener von Kleinbösingen von diesen Massnahmen betroffen. Vier Jahre danach betreibt Beatrice Schorro ihr Lädeli immer noch. Diesmal wollte sie aber gegenüber den FN zur aktuellen Situation nicht Stellung nehmen.
Inzwischen hat die Frimago mit der Usego fusioniert, welche nun für die Belieferung der Detaillisten zuständig ist. «Wir liefern auch in Randregionen – selbst Kleinstmengen», sagt Mediensprecherin Iris Affolter gegenüber den FN.
Mit dem Rückzug von Migros und Coop aus Randgebieten bieten sich gemäss Affolter auch Chancen für die Lädelibesitzer. Zurzeit sei man bei Usego gemeinsam mit einigen Detaillisten daran, ein neues Konzept für die Läden auszuarbeiten. «Ziel ist die Neuausrichtung von Primo und Vis-à-vis im Markt», fügt sie hinzu. Im September sollen erste Resultate vorliegen.

Affolter betont, dass die Detaillisten selbständige Unternehmer sind. «Wir beraten sie aber in verschiedenen Bereichen wie Laden- oder Sortimentsgestaltung, aber auch in Betriebsführung. Gefragt si

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