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Noch langer Weg zur vereinten Kirche

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Noch langer Weg zur vereinten Kirche

Die zweigeteilte katholische Kirche in der Volksrepublik China

Bis zur Ausweisung der ausländischen Kirchenleute in den 1950er-Jahren wirkten in China namentlich die Bethlehem-Missionare aus der Schweiz. Heute gibt es in China die verbotene katholische «Untergrundkirche» und die vom Staat unterstützte «offizielle Kirche». Ein Augenschein vor Ort.

Von JOSEF BOSSART/Kipa

Ein kleines Bauerndorf im äussersten Nordosten Chinas, einige Autostunden von der Millionenstadt Qiqihar entfernt, wo 1925 die ersten Christen aufgetaucht sind. Hier lebt der junge Bauer Wang*. Er gehört zur verbotenen katholischen «Untergrundkirche» und ist Katechet. In seinem Haus kommt manchmal die Hälfte des Dorfes zusammen: bis zu 100 katholische Gläubige, die miteinander Wortgottesdienst feiern. Mit anderen Dorffamilien hat Wang einen Raum seines kleinen Hauses zur einfachen Kapelle mit geweisselten Wänden, Altar, Kreuzwegdarstellungen und Bänken umgebaut.

Wang möchte die Kapelle vergrössern. Doch davon kann ernsthaft keine Rede sein. Denn dann müsste er eine amtliche Baubewilligung einholen. Und das geht nicht, denn eigentlich gibt es seine Hauskirche gar nicht: Katechet Wang und die anderen Gläubigen gehören der verbotenen katholischen «Untergrundkirche» an.

Vom Staat eingesetzt

Seit 1958 ist Chinas katholische Kirche gespalten in eine offizielle Kirche, deren Bischöfe ohne Zustimmung des Vatikans geweiht und vom Staat eingesetzt werden, und in eine «romtreue» inoffizielle und verbotene Kirche. 1958 gründete der Staat die so genannte Patriotische Vereinigung der Chinesischen Katholischen Kirche. Nach der kommunistischen Machtübernahme im Jahr 1949 standen alle christlichen Kirchen unter der vollständigen Kontrolle des Staates – das ist bis heute der Fall.

Seit den 80er-Jahren hat die offizielle katholische Kirche vor allem dank wirtschaftlicher Liberalisierung an Bewegungsfreiheit gewonnen: Es wurden offizielle Priesterseminare eröffnet und Schwesterngemeinschaften eingerichtet; es durften Bibeln und andere religiöse Schriften gedruckt werden, und die Kirche konnte auch soziale Projekte entwickeln; Letzteres allerdings erst ab Mitte der 90er-Jahre und in einem sehr beschränkten Rahmen. Die freie Entfaltung stösst allerdings noch rasch einmal an Grenzen: Ziehen Wallfahrten allzu viele Gläubige an, werden sie nicht selten kurzerhand verboten. Entsprechende Kirchen werden niedergerissen, wenn es sich um die «Untergrundkirche» handelt.
Der Vatikan hat inzwischen etwa 80 Prozent der 74 Bischöfe der offiziellen katholischen Kirche Chinas, die ohne seine Zustimmung eingesetzt wurden, als geweihte Oberhirten in der Apostel-Nachfolge anerkannt. Doch die Kluft zwischen der offiziellen Kirche (74 Bischöfe, 1740 Priester und 3500 Schwestern) und der nicht anerkannten «Untergrundkirche» (46 Bischöfe, 1000 Priester und 1700 Schwestern) klafft weiterhin. Denn an einer Versöhnung der beiden Gemeinschaften, die sich mancherorts misstrauisch gegenüberstehen, ist das chinesische Regime nur zu offensichtlich nicht interessiert: Eine vereinigte chinesische Kirche könnte zweifellos gewichtiger und dezidierter auftreten.

Nuancierte Wirklichkeit

Noch immer werden Vertreter der nicht offiziellen Kirche von den Sicherheitskräften des Staates verhaftet, ins Gefängnis oder ins Arbeitslager gesteckt. Das geschehe völlig willkürlich, werde je nach Region mehr oder weniger scharf gehandhabt und treffe vor allem charismatische Oberhirten und Priester, berichtet Weihbischof John Tong Hon in Hongkong. Als Bischof ohne Bewilligung der chinesischen Zentralregierung nach Rom reisen oder ausländische Missionare als Besucher empfangen: Das sind bereits ausreichende Verhaftungsgründe.

Hier die «regimehörige» offizielle katholische Kirche und dort die «romtreue» inoffizielle «Untergrundkirche»? Die Wirklichkeit ist zu nuanciert, als dass sie solche Schwarzweissmalerei zuliesse. Der junge Liu* ist Pfarrer der offiziellen katholischen Kirche in Qiqihar. Die Kathedrale St. Michael, an der er wirkt, ist in den späten 20er-Jahren von den Immenseer-Missionaren erbaut worden. Liu erklärt sich ohne weitere Umstände bereit, den ausländischen Besuchern als Führer ins Dorf von Katechet Wang zu dienen. Und in dessen Hauskapelle ergreift er auch das Wort. Wang wiederum hat offensichtlich einen guten Draht zu Pfarrer Liu, verhehlt aber nicht, dass er der inoffiziellen «Untergrundkirche» angehört.
Weil während der Kulturrevolution (1966-1976) die Ausübung jeglicher Religion strikte verboten war, verschwanden in dieser Zeit in ganz China fast alle sichtbaren Zeichen des Christentums. Die meisten Kirchen wurden entweder zerstört oder aber anderen Zwecken zugeführt, dienten als Lagerhalle, Fabrik, Treffpunkt oder Zirkus. Folterungen durch Rotgardisten am eigenen Leib erfahren hat Pater Anthony. Der sanftmütige Mittsechziger verbrachte während der Kulturrevolution fünf Jahre in Einzelhaft und sieben Jahre in einem Arbeitslager. Die Kulturrevolution sei in jeder Hinsicht eine immense Katastrophe für das ganze Land gewesen, sagt er. Die Kirche aber sei gestärkt daraus hervorgegangen.

Pater Anthony leitet ein Priesterseminar unweit der 7-Millionen-Metropole Xi’an im Südwesten Pekings. Es ist eines der 14 Priesterseminare der offiziellen katholischen Kirche; die inoffizielle Kirche verfügt über 10 Seminare. Insgesamt zählt die offizielle Kirche über 580 Seminaristen und die inoffizielle über 800. Ebenfalls in Ausbildung sind je 800 Schwestern.

Interesse an der Bibel

Es gebe derzeit in China ein grosses Wertevakuum und eine grosse Sinnsuche, sagt Pater Anthony und erzählt, dass insbesondere Intellektuelle Interesse an der Bibel bekundeten, was aber nicht notwendigerweise die Taufe nach sich ziehe. Und was die Missionierung angehe, so seien die Protestanten erfolgreicher als die Katholiken. In China wachsen die protestantischen Gemeinschaften enorm. Ihnen sollen derzeit mindestens 20 Millionen Menschen angehören, und laut evangelikalen Quellen sind es noch viel mehr; die Zahl der Getauften der offiziellen und der inoffiziellen katholischen Kirche wird auf 12 Millionen geschätzt.

In Xi’an ist auch Bischof Li Du’an (77) zu finden. Er gilt im In- und Ausland als die moralische Autorität der offiziellen katholischen Kirche und steht auch in Gemeinschaft mit der Universalkirche; insgesamt 23 Jahre seines Lebens verbrachte er in chinesischen Gefängnissen. Es sei heute die beste Zeit, um in China zu evangelisieren, bestätigt auch er. Noch nie seien die Menschen im Reich der Mitte dem Glauben gegenüber so offen und so positiv eingestellt gewesen. Und auch er meint, dass katholischerseits wohl weniger offensiv als von evangelischer Seite missioniert werde.

Die Patriotische Vereinigung der Chinesischen Katholischen Kirche dürfte nicht über der Kirche agieren, sondern müsse innerhalb der Kirche und unter dem Bischof stehen, unterstrich Bischof Li Du’an kürzlich in einem freimütigen Interview mit der italienischsprachigen katholischen Zeitschrift «Mondo e Missione». Und: «Wir beten öffentlich für den Papst und scheuen uns nicht zu sagen, dass die Kirche eins, heilig, katholisch und apostolisch ist.» Im Übrigen anerkenne mittlerweile auch die chinesische Regierung an, dass der Papst «die Rolle des Oberhauptes in der katholischen Kirche innehat».

Instrumentalisiert

Nanjing, 6,5 Millionen Einwohner, einige tausen

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