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Noch mehr Theater

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«Mach kei Komedie»– mit der Betonung auf dem «e» und einem gedehnten «-die» am Ende – so höre ich die genervten Worte meiner Mutter noch heute, wenn ich mich – in ihren Augen wohlverstanden! – vermutlich nicht ganz mit ihren Vorstellungen konform verhalten hatte oder etwas herbeizuzwängeln versuchte. Ich erinnere mich an kein konkretes Beispiel, aber der Klang ihrer Worte hat sich festgesetzt. Und wenn ich heute mit einem Schmunzeln daran denken muss, dann ist es vielleicht meine Mutter mit ihren Ermahnungen gewesen, die mir meine Leidenschaft zum Theaterspiel in die Wiege gelegt hat. Denn wörtlich ausgelegt – Komödie kommt vom altgriechischen «Komodos» und bedeutet so viel wie komischer Schauspieler – hat sie mir damit unbewusst zu verstehen gegeben, dass ich eine Schauspielerin bin. Damals etwas negativer belegt vielleicht als in meinem heutigen Verständnis fürs Theaterspiel. Aber immerhin…

«Mach kei Komedie», bin ich heute genauso geneigt zu sagen, wenn ich Schlagzeilen lese wie «Sängerin mit Dreadlocks ausgeladen» oder «Konzert wegen kultureller Aneignung abgebrochen: Weisser Bassist trägt Rastalocken – Publikum fühlt sich unwohl». Echt jetzt? Sind das unsere einzigen Probleme? Natürlich ist es richtig und wichtig, sich in Diskussionen respektvoll und reflektiert mit Diskriminierung und Rassismus auseinanderzusetzen, aber ist «Cultural Appropriation», die kulturelle Aneignung, nicht auch ein Kompliment an die andere Kultur? Mir gefällt, was du machst oder hast? In der Konsequenz der Auslegung zu Ende gedacht, bedeutet der Begriff nämlich, dass keine indigenen Kleider getragen, keine Schwitzhütten-Seminare durchgeführt oder Tipizelte mehr verkauft werden dürfen. Dass wir keine Samosas mehr essen dürfen oder Philip Fankhauser mit seiner Band ab sofort «Hudigäggeler» üben muss, da er den Blues schliesslich den Schwarzen gestohlen hat. Meiaberau! Und mein Bruder? Der lebt seit Jahrzehnten in Brasilien und hat da erfolgreich ein Chörli gegründet, welches Jodellieder im Obwaldner Dialekt singt. Die portugiesischsprechenden Sängerinnen und Sänger haben keine Ahnung, was sie singen. Aber sie tun es mit Inbrunst und Freude und feiern landesweit grosse Erfolge. Alles nur geklaut? Oder – die Diskussion ad absurdum geführt – was, wenn schwarze Frauen sich die Haare strecken und blond färben lassen? Jetzt gerät auch Nadeschkin wegen ihrer Rastalocken-Perücke noch in die Schlagzeilen. Sie seien als Komikerduo zwar lustig, sagt mir Google zu einer «Blick»-Leserbriefschreiberin, aber die Haare seien halt schon problematisch. – Also ehrlich, wen wunderts, dass die Deutschen über uns Schweizer lachen…

Das tue ich auch – lachen – denn in meinem Verständnis arten diese Diskussionen dermassen aus, dass ich sie schlicht nicht mehr ernst nehmen kann. Ich will niemandem zu nahe treten oder die persönlichen Empfindungen schmälern, aber Hand aufs Herz – dieser «Hype» scheint mir doch etwas zu gekünstelt. So viel Theater haben wir doch überhaupt nicht nötig. Warum besinnen wir uns nicht auf das Wesentliche, auf die wirklichen Probleme in dieser Welt? Denn mich dünkt, davon haben wir mehr als genug. Also machen wir nicht noch mehr «Komedie» und gehen stattdessen mit Sorgfalt, Achtung und Respekt durchs Leben, damit ein friedliches Miteinander möglich ist. Und lassen zu, dass wir fremdes Kulturgut als Bereicherung ansehen dürfen.

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