Offener Raum zum Verweilen und zur Besinnung
Einweihung des Erweiterungsbaus an der evangelisch-reformierten Kirche Rechthalten/Weissenstein
Ein Raum, offen für die verschiedensten Menschen und Veranstaltungen. Die Kirchgemeinde Weissenstein/Rechthalten hat gestern den Erweiterungsbau ihrer Kirche offiziell eingeweiht.
Von ANTON JUNGO
«Es ist heute nicht gerade üblich, dass man Kirchen noch vergrössert», betonte Pfarrerin Silvia Olbrich am Sonntag bei der Begrüssung der grossen Festgemeinde aus Kirchgemeindeangehörigen und geladenen Gästen. Schon eher sei heute die Rede von der Krise in der Kirche und Kirchenaustritten. Sie sieht denn in der Kirchweihe in Weissenstein/Rechthalten auch ein Zeichen des Aufbäumens gegen diese Situation. «Gott weiss neue Wege zu seiner Kirche und zu seinen Kirchgemeinden», ist sie überzeugt.
Als Predigttext hatte sie die Geschichte der Stillung des Sturms auf dem See ausgewählt. «Die Bibel lässt nichts an menschlichen Erfahrungen aus», erklärte sie und sieht im neuen Kirchenbau ein Zeichen gegen den Untergang in dieser stürmischen Zeit. Es geschehe so viel in den Kirchgemeinden, dass sie selbst nicht an den Untergang glaube, führte sie aus und: «Es geht aber nicht ohne unser Zutun.» Sie hofft, dass der Neubau ein Ort wird, wo die Menschen mit all ihren Gefühlen beheimatet sind.
Ein alter Wunsch ging in Erfüllung
Elisabeth Moser, Präsidentin der Kirchgemeinde, wies darauf hin, dass der Wunsch nach einem grösseren Raum schon alt sei. Er war 1984 erstmals aufgeworfen worden. Der Beschluss zum Ausbau sei aber 2003 nicht leichtfertig gefällt worden, meinte sie und betonte, dass mit der Verselbstständigung der fünf Kirchgemeinden im Sensebezirk neue Kräfte freigesetzt worden seien.
«Es war ein schönes Gefühl, das Projekt wachsen zu sehen und zu erleben, mit welchem Interesse die Bevölkerung den Bau begleitet habe. Sie wünscht sich, dass der Neubau ein offener Raum wird, der einlädt zum Verweilen und zur Besinnung, für Gottesdienste, aber auch für kulturelle Anlässe.
Kirche muss neue Wege gehen
Daniel de Roche, Präsident des Synodalrates, überbrachte die Grüsse der Freiburger Kantonalkirche. Er sieht im Neubau einen Eckstein, der Stabilität ins wankende Gebäude der Kirche bringt. 49 Prozent der reformierten Bevölkerung seien heute nicht mehr Mitglied der Kirche, sondern Kunden, die sich ihre Dienstleistungen aussuchten. In dieser Situation sei es wichtig, dass die Kirche nicht vergesse, was ihr Auftrag sei. «Wir dürfen uns aber auch nicht in ein frommes Ghetto zurückziehen», hielt er fest. «Wir müssen die Zeichen der Zeit verstehen und versuchen, neue Wege zu gehen.»
Er weitete den Blick über die Kirchgemeinde Weissenstein hinaus aus und wies auf die Versammlung des reformierten Weltbundes in der ghanesischen Hauptstadt Accra hin. Dort sassen die Christen des Westens auf der Anklagebank, meinte er. «Auch wir wurden dafür verantwortlich gemacht, dass die Menschen in den Entwicklungsländern immer ärmer werden.»
Schwierige Aufgabe,
perfekt erledigt
Der Gottesdienst wurde umrahmt vom Spiel des Klarinetten-Duos Lukas Schöpfer und Anita Vonlanthen. Zum anschliessenden Apéro spielte die Musikgesellschaft Brünisried unter der Leitung von Josef Stempfel. Der verantwortliche Architekt Christian Luder dankte allen, die zur glücklichen Vollendung des Neubaus beigetragen haben. Die Baukommission stand unter der Leitung von Fritz Zbinden. Für den Neubau habe man die Form einer Ellipse, etwas Unregelmässiges, gewählt. Die beteiligten Handwerker seien dadurch besonders herausgefordert gewesen und hätten ihre Aufgabe perfekt erfüllt. Die Kirche bietet nun Platz für rund 160 Personen.
Cornelia Gerster, Kirchgemeindepräsidentin in Bösingen, überbrachte die Grüsse der benachbarten Kirchgemeinden. Sie sieht in einer Kirchenbank ein vielsagendes Symbol der kirchlichen Gemeinschaft. «In immer neuer Zusammensetzung sitzen die Gottesdienstbesucher in den Kirchenbänken. Sie bilden miteinander, nebeneinander und füreinander immer neue Gemeinschaften», führte sie aus.
Hermann Hayoz, Pfarreipräsident von Plaffeien, gratulierte der Kirchgemeinde Weissenstein im Namen der katholischen Pfarreien des Sense-Oberlandes zum gelungenen Werk. Er bot der Kirchgemeinde Weissenstein auch weiterhin Gastrecht in der Kirche Schwarzsee an.