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Oft gibt der Arbeitgeber den Anstoss

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Spanierin Sonja Costa, 39, wohnt in Kerzers und arbeitet dort im Altersheim. Costa hat in ihrer Heimat die obligatorische Schule abgeschlossen und zwei Jahre Berufsschule. Dennoch büffelt sie seit einem Jahr Lesen und Schreiben. Was bei Costa auffällt: Sie spricht fast akzentfrei Mundart. «Ich habe es während der Arbeit gelernt. Die Bewohner des Altersheims re- den alle Mundart. Wenn man acht Stunden am Tag Schweizerdeutsch sprechen muss, bleibt rasch etwas hängen.» Auch ihre Kolleginnen ha- ben ihr geholfen. Dass sie nun dennoch die Schulbank drücken muss, hat einen Grund: Ihr fehlt die Grundlage für das Lesen und Schreiben, das Hochdeutsch.

Sie habe davor mehrere Deutschkurse besucht, sagt sie, doch sie konnte die Sprache nicht einsetzen. Erst bei der Arbeit habe sie den Unterschied gemerkt. «Geschriebene Sprache ist eine andere Sprache. Und wenn ich nicht gut lesen kann, kann ich nicht schreiben lernen.» Sie musste jeden noch so kurzen Text von ihren Kolleginnen gegenlesen lassen. Wenn sie das nicht konnte, kamen am nächsten Tag die Nachfragen: «Meine Kolleginnen haben einfach nicht verstanden, was ich geschrieben hatte.»

 Auch im Privatleben habe sie ihre Lücken bemerkt. Sie erinnere sich an einen Brief der Schule ihrer Kinder: «Ich habe den Brief gelesen, ihn aber total falsch verstanden. Die Folge: Ich hätte für den Elternabend bestimmte Unterlagen mitnehmen müssen, was ich nicht verstand. Und dann kam ich eine Stunde zu spät. Das war mir peinlich.»

Erfolge stellen sich ein

 Die ersten Kursstunden seien nicht einfach gewesen, so Costa. Sie musste noch um die Ecke denken: «Ich muss dem in Mundart Gesprochenen gut zuhören, dann das ins Spanische übersetzen und dann weiter ins Hochdeutsch.» Mit der Schule habe sie rie- sige Fortschritte gemacht, sagt Costa und strahlt. Nicht nur sie merke das, sondern auch ihre Kollegen und Chefs. Sie habe einen Nutzen für die Arbeit und für ihr Privatleben, fühle sich nun sicherer und gehe gerne zur Schule. Und: Mit den neu erworbenen Kenntnissen gehe sie sogar einen Schritt weiter und lasse sich zur Fachangestellten Gesundheit ausbilden.

 Für Antoinette Matthieu von Lesen und Schreiben Deutschfreiburg entspricht Sonja Costa dem neuen Zielpublikum ihres Vereins. Es gebe ihn zwar noch, den «klassischen» Fall, Deutschsprachige, die nie richtig Lesen und Schreiben gelernt oder das Gelernte vergessen haben. Immer öfter kommen aber Fremdsprachige zu ihnen, sagt Matthieu, die zwar gut Mundart sprechen, aber der Schriftsprache kaum mächtig sind und damit Lücken im Lesen und Schreiben aufweisen.

Meist merken es die Arbeitgeber als Erste, sagt Matthieu, und sprechen ihre Angestellten darauf an, so Matthieu: «Er beklagt sich zum Beispiel, dass Mails unverständlich geschrieben sind.» Ihr Verein versucht dann, in allgemeinen und individuellen Kursteilen diese Lücken zu schliessen. «Der eine hat ein Problem mit der Rechtschreibung, der andere muss zuerst ins Hochdeutsche übersetzen. Wir versuchen, diese Lücken gezielt anzugehen.» Wie nebenbei erfüllen die Kurse auch eine wichtige Integrationsaufgabe, weiss Matthieu.

 Schriftliche Kenntnisse seien heute zentral für das Berufsleben. Selbst für die Ausbildung zur Pflegehelferin wird das Sprachniveau B1 verlangt, so Matthieu. «Das ist recht hoch.» Die Pflegehelferinnen müssten schriftliche Anweisungen verstehen und Berichte schreiben können. Das sei keine Ausnahme: Schulen und Ausbildungen erhöhen zusehends ihre Anforderungen. «Das schadet Menschen, die eigentlich gute Kompetenzen hätten, aber in bestimmten Bereichen Lücken aufweisen.» Weitere Kompetenzen, wie im Bereich Kommunikationstechnologie, kommen hinzu. Ihr Verein entwickle Kurse in diesem Bereich, so Matthieu, denn: «Die Gefahr ist, dass die Lücken immer grösser und die Chancen stärker eingeschränkt werden.»

«KA Normal»

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Zahlen und Fakten

Damit alle Lesen und Schreiben lernen

Den 8. September hat die Unesco zum «Weltalphabetisierungstag» erklärt. Der Dachverband Lesen und Schreiben Schweiz nimmt an, dass in der Schweiz 800000 Erwachsene trotz Schulbildung nicht in der Lage sind, einen einfachen Text über alltägliche Belange zu verstehen. In Freiburg arbeiten Lesen und Schreiben Deutschfreiburg und die Association Lire et Ecrire eng zusammen.fca

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